Knapper Punktsieg: Fury enttäuscht! Ngannou haarscharf an Sensation vorbei!

Foto: Mikey Williams/Top Rank via Getty Images

Im größten Crossover-Fight, der bis dato über die Bühne ging, standen sich in Riad WBC-Weltmeister Tyson Fury und Ex-UFC-Schwergewichtsweltmeister Francis Ngannou gegenüber, um zu klären, wer der „Baddest Man on the Planet“ ist!

Multimillionen-Crossover-Fight als politisches Mittel zum Zweck?

Der Kampf zwischen Tyson Fury und Francis Ngannou war Teil von „Riyadh Season“, einem gigantischen staatlich geförderten und seit 2019 jährlich stattfindenden Unterhaltungs- und Sportfestival in Saudi-Arabien. Dabei war das Publikum ebenso gespickt mit Top-Prominenz aus Sport und Unterhaltung – man nahm also ordentlich Geld in die Hand.

Nachdem bereits die Undercard mit fünf Schwergewichtskämpfen zwischen Fabio Wardley vs. David Adeleye, Joseph Parker vs. Simon Kean, Arslanbek Makhmudov vs. Junior Anthony Wright und Moses Itauma vs. Istvan Bernath sowie Martin Bakole vs. Carlos Takam in einer gesonderten Arena über die Bühne ging, folgten diverse Musikkünstler, welche dem Event in der Kingdom Arena auf einer gigantischen Bühne etwas Superbowl-Atmosphäre verliehen.

Das Aufeinandertreffen der beiden Schwergewichtler wurde von nicht wenigen Boxfans kritisiert, weil Ngannou kein Boxer ist und dem ungeschlagenen Fury möglicherweise keine Konkurrenz bieten kann. Außerdem ist der Austragungsort Riad erneut in die Kritik geraten, da der saudi-arabischen Königsfamilie angesichts ihrer katastrophalen Menschenrechtslage weiterhin vorgeworfen wird, ihr Image mit sportlichen Großevents aufzupolieren und somit von der Politik abzulenken. Doch, bleiben wir beim Sport.

 

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Fury sichert sich knappen Punktsieg nach enttäuschender Performance!

Foto: Mikey Williams/Top Rank via Getty Images

Nach dem Walkin beider Kämpfer und der in die länge gezogenen Zeremonie im Vorfeld, fing der Kampf endlich an. Fury startete locker mit der Führungshand, traf Ngannou mehrfach mit seiner Schlaghand. Der WBC-Champion arbeitete viel zum Körper. Man merkte jedoch, dass Francis Ngannou seine Chancen nutzen wollte. Der gebürtige Kameruner, der nun in Las Vegas lebt, war stets wachsam. Tyson Fury begann im zweiten Durchgang mit einem Auslagenwechsel und boxte als Southpaw. Mit Jabs und Finten arbeitete er sich an den einstigen UFC-Schwergewichtsweltmeister heran, um diesen dann durch Klammern am Kontern zu hintern.

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In der dritten Runde passierte schließlich das, womit wohl nur die Wenigsten gerechnet hatten. Nachdem der „Gypsy King“ weiter locker mit seiner Führungshand zu Körper und Kopf arbeitete, landete Francis Ngannou in einer Kontersituation einen linken Haken zum Kopf Furys, der ihn auf die Bretter schickte! Ob Fury dabei „off balance“ stand oder nicht, darüber kann durchaus gestritten werden, doch Fury war am Boden!

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Ngannou boxte wesentlich besser als erwartet! Er war geduldig, wenn es drauf ankam schnell und schlug meistens explosiv. Mit Beginn der fünften Runde wechselte auch Ngannou in die Rechtsauslage. Fury, vom Niederschlag womöglich noch beeindruckt, wirkte teils ideenlos und vorsichtig. Er konnte in der Achten schließlich wieder gute Hände ins Ziel bringen und so verlorenen Boden gutmachen. Ngannou lies die Halle nochmal aufschreien, als er, in der Ringmitte stehend, eine Kombination zu Furys Kopf landete, die ihn durchrüttelte.

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Dass der Gypsy King in solch schlechter Verfassung agierte, darf als die wohl größte Enttäuschung des Abends bezeichnet werden. Sein Höchstgewicht beim Wiegen einen Tag vor dem Fight war dabei wohl ein Vorbote. Nachdem es in den letzten beiden Runden nur wenig nennenswerte Aktionen gab, mussten die Punktrichter das Duell zwischen dem schnaufenden Ngannou und einem sichtlich gezeichneten Fury bewerten – daran hatte im Vorfeld wohl niemand geglaubt…

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Mit 95-94 für Ngannou und 96-93 sowie 95-94 für Fury, sicherte sich der Brite nach einer absolut enttäuschenden Vorstellung den Sieg mit einer Split Decision. Man kann nur hoffen, dass Fury nicht vorbereitet war, denn bei einem Duell mit Oleksandr Usyk, der nach dem Fight zum Face-to-Face in den Ring kam, würde er mit dieser Performance sang- und klanglos untergehen. Am Ende würdigte Fury seinen Widersacher noch im Ring beim abschließenden Interview: „Er gab mir einen der schwersten Kämpfe der letzten 10 Jahre!“ Dabei suchte der WBC-Schwergewichtsweltmeister keine Ausreden. Francis Ngannou boxte so, wie es wohl keiner von ihm erwartet hätte.

Der Crossover-Kampf zwischen Fury und Ngannou wurde für beide zum größten Payday ihrer Karriere. Tyson Fury soll laut Berichten der britischen Sun 65 Millionen Pfund, also ca. 78 Millionen US-Dollar erhalten. Für Ngannou lohnt sich der Ausflug vom MMA ins Boxen ebenso: während er zuletzt 600.000 US-Dollar in der UFC für einen Kampf gegen Ciryl Gane bekam, klingelt die Kasse mit 10 Millionen US-Dollar nun ordentlich für den gebürtigen Kameruner, der als Kind in seiner Heimat in einer Sandmine schuftete.

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