Am 21. Juni 2003 kämpfte Vitali Klitschko erstmals um die WBC-WM. Sein Gegner? Kein Geringerer als Lennox Lewis. Jene Schwergewichts-Schlacht, welche Millionen Boxfans von den Sitzen riss, jährt sich heute bereits zum 20. Mal!
Klitschko bringt Lewis ins Wanken: Unglückliches Ende durch „Horror-Cut“!
Die sportliche Karriere von Vitali Klitschko dürfte als Paradebeispiel für zahlreiche aufstrebende Nachwuchsboxer dienen. Der heute 51-Jährige war dreimal Weltmeister im Schwergewicht, verteidigte seinen WM-Gürtel mehrere Male und genießt zu Recht das Prädikat „Legende“. Doch der wohl größte Fight seiner insgesamt sechzehnjährigen Profilaufbahn endete ausgerechnet in einer Niederlage!
Am 21. Juni 2003 stieg der damals 31-jährige „Dr. Eisenfaust“ gegen Lennox Lewis in den Ring. Lewis, zum Zeitpunkt 37 Jahre alt, war die unumstrittene Nummer eins in jener Königsklasse. Gut ein Jahr wartete Vitali Klitschko auf die große WM-Chance gegen den WBC-Weltmeister. Dabei hätte Lennox Lewis an jenem Juni-Abend eigentlich gegen den Kanadier Kirk Johnson boxen sollen. Klitschko war ebenso im Vorprogramm geplant: Auf den US-Schwergewichtler Cedric Boswell hatte sich der Ukrainer monatelang vorbereitet.
Doch nur zwei Wochen zuvor sagte der als ursprünglicher Lewis-Gegner verpflichtete Johnson verletzungsbedingt ab. Vitali Klitschko, der ohnehin offizieller WBC-Pflichtherausforderer war, wurde somit kurzerhand als neuer Gegner für den britischen Schwergewichts-Champ engagiert. Die Favoritenrolle war dennoch auf der Seite von Lennox Lewis. Doch Klitschko strafte seine Kritiker Lügen, machte einen Riesen-Fight!
Wurde er noch nach seiner unglücklichen Verletzungs-Niederlage gegen Chris Byrd (im April 2000) als „Dr. Weichei“ belächelt, überzeugte Vitali Klitschko letztlich selbst die größten Zweifler von seiner Klasse. Die Zuschauer im Staples-Center (heute „Crypto.com“-Arena) von Los Angeles sahen einen der spektakulärsten Schwergewichts-Duelle seit Ali, Foreman, Tyson und Co.! Bereits in der ersten Runde landete Klitschko sehenswerte Treffer. Im zweiten Durchgang brachte er den Titelverteidiger sogar ins Taumeln.
Gleich zu Beginn der dritten Runde öffnete sich beim Herausforderer ein tiefer Cut am linken Auge. Ob Schlagwirkung oder Kopfstoß die Ursache für die arg blutende Wunde war, ist noch heute ein Streitgespräch unter den Boxfans. Beide Boxer gingen jedenfalls ein mörderisches Tempo! Vitali Klitschko, der vom 2014 verstorbenen Fritz Sdunek bestens eingestellt wurde, hatte die boxerischen Vorteile klar auf seiner Seite. Doch nach Runde sechs folgte das abrupte Ende eines denkwürdigen Kampfes: Ringrichter Lou Morett beendete das Duell auf Anraten des Ringarztes.
Die Cut-Verletzung bei Klitschko war schlichtweg zu enorm. Dennoch wollte der Herausforderer weiterboxen. „No, No, No“ schrie Vitali Klitschko, der den Abbruch nicht akzeptierte. Lennox Lewis durfte sich hingegen als TKO-Sieger feiern lassen und seinen WBC-Gürtel behalten. Doch das Publikum quittierte den Lewis-Sieg mit unüberhörbaren Buhrufen. Klitschko hingegen wurde gefeiert. HBO-Kommentator Larry Merchant brachte es in seinem Fazit auf den Punkt: „Lewis mag den Kampf gewonnen haben – aber Klitschko ist der Sieger des ganzen Events!“ Zum erhofften Rückkampf kam es schließlich nicht mehr. Einige Monate später erklärte Lennox Lewis seinen offiziellen Rücktritt.
Vitali Klitschko legte stattdessen eine Bilderbuch-Karriere hin, eroberte in den Folgejahren zweimal den WBC-Gürtel und verlor fortan keinen einzigen Fight mehr. 2012 stand er das letzte Mal im Ring, trat als Weltmeister ab. Heute ist Vitali Klitschko Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Sein aktueller Kampf – der Krieg gegen Russland – dürfte wohl noch bedeutender und schwerer sein, als es all seine Boxkämpfe waren. Sowohl Klitschko als auch Lennox Lewis sind inzwischen in die „Boxing Hall of Fame“ aufgenommen worden.