Hit me baby one more time: Thurman vs. Barrios am Samstag!

Die Rückkehr eines alten Klassikers oder der Aufstieg eines neuen Namen: Der Kampf zwischen Keith Thurman und Mario Barrios am 5. Februar hat vielversprechendes Potential, die ohnehin schon spannende Welterweight Divison noch ein bisschen spannender zu machen.

Am 5. Februar kommt es in Las Vegas zum Showdown zwischen Mario Barrios (26-1(1), 17 KOs), Aufsteiger aus der Super-Light Division, und Keith Thurman (29-1, 22 KOs), der sich fast schon ein bisschen anfühlt wie ein Urgestein im Weltergewicht. Mit 33 Jahren ist Thurman sicher kein „Urgestein“ wie es beispielsweise ein Manny Pacquiao gewesen ist, aber irgendwie haftet der Nachgeschmack eines Klassikers an Keith „One Time“ Thurman. Vielleicht gerade weil „One Time“ in der Zeit von Spence, Garcia, Pacman, Porter und Crawford, stets ganz oben mit dabei war. Pacman und „Showtime“ Shawn Porter haben bereits ihre Handschuhe an den Nagel gehängt, während Spence und Crawford in einer eigenen Stratosphäre zu schweben scheinen.

Wo ist also Platz für den Veteranen? Wie viel hat er noch im Tank nach seiner langen Ruhepause?

One Time im zweiten Anlauf

Thurman gab sich in den bisherigen Promoauftritten selbstbewusst wie eh und je. Er wisse was zu tun ist, wisse dass er viele Fragen zu beantworten hat und respektiere seinen jungen Kontrahenten. Der Elefant im Raum ist die lange Ruhepause seit seiner Niederlage gegen Manny Pacquiao. Wir haben vor allem seit dem Beginn der Pandemie gesehen, dass es durchaus Boxer gibt die mit „Ringrost“ schwer zu kämpfen hatten. Jedoch überzeugten auch ganz andere mit herausragenden Leistungen nach langen Ruhepausen (man erinnere sich an Errol Spence‘ Comeback nach einem fürchterlichen Autounfall). Sich hier auf Prognosen einzulassen macht wenig Sinn, zumal niemand der Fans selbst ein Teil des Training Camps ist. Werfen wir doch lieber einen Blick auf das, was wir einordnen
können.

Manny Pacquiao (rechts) bei seinem letzten Sieg über Keith Thurman.

Eine Niederlage gegen Pacman ist weiß Gott kein Weltuntergang. Allerdings war Thurman damals der Favorit und es hätte seinem Ruf etwas besser getan, hätte Pacman gegen Spence antreten können und ein paar spannende Runden abgeliefert. Jedoch mit Pacmans‘ Niederlage gegen Ugas, Porters‘ Niederlage gegen Crawford und Garcias‘ Niederlage gegen Spence, haben alle großen Namen aus Thurmans‘ Resümee in ihren letzten Kämpfen verloren, was dem Ganzen irgendwie einen bitteren Nachgeschmack gibt. Nach einem tiefen Durchatmen muss man sich allerdings auch einer Sache bewusst werden: Thurman kämpft nicht gegen Spence, Crawford, Garcia oder Porter, sondern gegen Mario Barrios.

Keith Thurman / Foto: Ryan Hafey/
Premier Boxing Champions

Die letzten großen Siege von Thurman waren gegen einen Shawn Porter und einen Danny Garcia in ihrer absoluten Blütezeit, was ihm bisher auch nur Spence und Crawford nachmachen konnten. Sollte Thurman nah an seine alte Form zurück kommen, ist er
definitiv zurück in den Top 5 der Division. Thurman auf Hochleistung hat nicht nur schnelle und harte Hände, sondern eine besonders akkurate Treffsicherheit. Letzteres scheint hier das Stichwort, wenn wir uns den letzten Kampf seines Gegners genauer anschauen.

El Azteca auf dem Weg nach oben

Es ist schwer Mario Barrios nicht zu mögen. Ein entspannter Charakter, zeigt sich stets familiär und etwas verträumt in seinen Promoclips und liefert im Ring eine gute Leistung ab. Nachdem er in einer Gewichtsklasse drunter den Super-Duper Titel der WBA gegen Gervonta Davis verloren hat, bewegt er sich jetzt (zurück) in die so ziemlich am breitesten mit Talent besetzte Division des Boxsports. Zwar ist der Kampf gegen Thurman im Februar nicht sein erster Kampf im Weltergewicht (Barrios boxte bereits um einen Interim-Titel der WBA im Weltergewicht), dennoch wirkt er im Augenvergleich doch schon sehr drahtig – vor allem gegenüber einem natürlich Weltergewicht wie Thurman.

Gervonta Davis (rechts) bei seinem letzten Sieg über Mario Barrios (links). /Foto: SHOWTIME/ Amanda Westcott

Barrios Vorteil sollte primär seine Reichweite und (s)ein guter Jab sein. Der junge Aztekenkrieger konnte sich in der Vergangenheit oft darauf verlassen, als auch auf sein solides Eckenpersonal. Dennoch ist Barrios ein Fighter der gerne nach vorne kommt und auch gerne mal eine einsteckt. Gegen Gervonta „Tank“ Davis ist das früher oder später nach hinten los gegangen – auch hier muss man fairerweise sagen, dass auch eine K.O.-Niederlage gegen Davis keine Schande ist. Aufgrund seiner größeren Statur, die man sich durchaus fürs Weltergewicht geeignet vorstellen kann, bietet er natürlich auch größere Angriffsfläche. Das ein kleinerer Powerpuncher wie Tank das natürlich ausnutzt, erklärt sich von alleine.

Gegen Thurman jedoch, sollte Barrios aus diesem Fehler gelernt haben, ansonsten blüht ihm voraussichtlich ein vorzeitiges Ende. Das sollte Barrios‘ Team Sorgen bereiten. „Die Power ist das letzte was einen Boxer verlässt“, besagt der alte Spruch der abermals in Interviews und Dokumentationen auftaucht und er bewährt sich immer wieder aufs Neue. Thurman hat Dampf in den Händen und eine große Treffsicherheit mit seinen Powerpunches. Sollte Thurman in annähernd der Leistung zurückkommen, wie er sie gegen beispielsweise Porter gezeigt hat, dann sieht der Autor dieses Artikels nicht viel Hoffnung für Mario Barrios.

Mario Barrios / Foto: Ryan Hafey/
Premier Boxing Champions

Barrios‘ Strategie sollte primär lauten, Thurman lang zu halten und ihn über die Beine zu besiegen. Das bedeutet vor allem, dass der junge Texaner (26) einen sehr disziplinierten und „erwachsenen“ Kampf boxen muss. Könnte Barrios Thurman ausknocken? Sag niemals nie, doch es wäre vermutlich ein besserer Ansatz, zu versuchen das Ding über die Runden zu bringen.

Fazit

Das Beste was Barrios passieren kann ist ganz klar ein Sieg gegen einen guten Thurman. Sollte das passieren, je nach dem wie überzeugend dieser Sieg sein sollte, wäre da auf einmal ein neuer Name auf dem schon wahnsinnig talentreichen Programm des Weltergewichts. Sollte Thurman jedoch sichtlich abgebaut haben, würde ihm der Sieg in der Mitsprache um Herausfordererplätze erstmal genauso viel bringen, wie Manny Pacquiao der Super-Duper Titel der WBA vor dem Kampf mit Ugas. Barrios muss so oder so überzeugen, wenn er im Weltergewicht ernst genommen werden will, aber das wird alles andere als leicht.

Sollte Thurman überzeugend gewinnen, wird es selbstredend erst mal ein paar „He’s back!“-Aufschreie geben. Dennoch müsste er für ein vollkommenes Comeback einen der jungen Verfolger der Division ausschalten. Also erwartet uns im besten Fall: Ein Thurman der wieder mitmischen kann oder ein neuer Kontrahent der die Division genauso bereichert. Nicht die Fans, sondern die Welterweight Division gewinnt diesen Kampf (und die Fans dann im Nachhinein)!

Im schlechtesten Fall: Hat der arme Fan satte 75 Dollar für einen PPV-Kampf gezahlt und weiß weder ob Thurman zu alt, oder Barrios zu unerfahren ist. Dennoch ist der Autor des Textes nicht wirklich davon überzeugt, dass man mit einem Ausrufezeichen einer der beiden Boxer rechnen kann, das einem „Boots“ Ennis oder einem Vergil Ortiz schlaflose Nächte bereiten wird.

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