Der Boxingday ist der Tag, auf den die Schweizer das ganze Jahr entgegenfiebern. In diesem Jahr sollten es harte Kämpfe und große Siege geben.
In Bern hat es sich seit über 5 Jahrzehnten etabliert, dass am 26. Dezember eine große Boxveranstaltung stattfindet. Einst haben ikonische Kämpfer wie Fritz Chervet (59-9-2) an diesem Tag das Publikum mit qualitativ hochwertigem Faustkampf entzückt. Seit jeher sucht man nun nach starken Boxern, die sein großes boxerisches Erbe in der Zukunft fortführen können. Mit Angelo Pena (8-0) steht ein Anwärter bereit.
Pena ist in der Dominikanischen Republik geboren und kam mit 8 Jahren in die Schweiz. Er gilt als eine der großen Boxhoffnungen bei den Eidgenossen. Mit Sofiane Takoucht (37-6-1) wartete nicht nur der erste internationale Titelkampf auf Pena, sondern zugleich auch der erste richtig erfahrene und renommierte Gegner. Der Franzose Takoucht war nämlich in der Vergangenheit bereits Europameister und durfte um die IBF-Weltmeisterschaft gegen Josh Warrington (31-3-1) kämpfen. Doch dieser Erfahrungsschatz sollte an diesem Dienstag nur wenig nützen, da Pena von Beginn an sehr aggressiv und dominant auftrat. Er hat seinem französischen Widersacher nie einen Moment Ruhe zum Atmen gegeben; ständig wurde Druck erzeugt. In Runde 5 ging Takoucht nach einem Körperhaken in die Hocke, Pena schlug dann zweimal zum Kopf nach, was gewissermaßen Streifschläge entsprach. Takoucht fiel daraufhin aus dem Ring und wurde ausgezählt. Im Nachgang verwies er auf die vermeintlichen Hinterkopfschläge, doch die TKO-Niederlage war besiegelt.
Angelo Pena (8-0) 🇩🇴🇨🇭 stops former world championship challenger Sofiane Takoucht (37-6-1) 🇫🇷 in the fifth round in Bern, Switzerland.
The TKO victory is not without controversy as Pena hit Takoucht multiple times to the back of the head, causing him to fall out of the ring.… pic.twitter.com/dDgKrDkgkZ— Permante (@PermantexG) December 26, 2023
Laura Wollenmann siegt kontrovers nach Punkten
Internationale Ambitionen pflegt auch die Kolumbianerin Laura Wollenmann (9-1), die zuletzt in der Dominikanischen Republik mit Debora Rengifo (19-12-1) eine erfahrene und mehrfache Weltmeisterschaftsherausforderin bezwingen konnte. Wollenmann hegt sicherlich Ambitionen, demnächst selbst um die Weltmeisterschaft zu boxen, und traf auf die Französin Clothilde Del Ben (5-3). Del Ben erwies sich zwar nicht als technisch feine Boxerin, doch ihre aggressive Herangehensweise forderte Wollenmann sehr stark. Immer wieder kam Del Ben auch klar und hart durch, wodurch Wollenmann kurzzeitig beeindruckt schien. Wollenmann versuchte über ein bewegliches Boxen mit Kontern Erfolg zu generieren, doch dieser stellte sich nur mäßig ein.
In den hinteren Runden musste Del Ben dem hohen Anfangstempo Tribut zollen und verlor zunehmend an Volumen. Wollenmann konnte so die Schlussrunden besser für sich gestalten. Der Kampf ging schlussendlich auf die Scorecards. Dort wurde überraschend verkündet, dass Wollenmann den Kampf via MD gewonnen hat. Das Urteil lautete 95-95, 96-94 und unglaubliche 98-92 für Wollenmann. Das Urteil muss kontrovers hinterfragt werden, insbesondere die 98-92 schießt den Vogel der Unmöglichkeit ab.
Kqira muss sich einem sehr starken Dekys geschlagen geben
Alfred Kqira (9-2) hat im April einen starken vorzeitigen Sieg über Steve Suppan (13-2-1) eingefahren und wollte mit dem Aufschwung des Erfolgs sich an die Weltspitze orientieren. Als Gegner im Weltergewicht wurde der ungeschlagene polnische Tscheche Lukas Dekys (12-0) bestimmt, was aufhorchen ließ. Dekys empfahl sich in den vergangenen Kämpfen in Polen als äußerst starker Mann, der sicherlich in der erweiterten Weltspitze beheimatet ist. Kqira sollte entsprechend eine große Aufgabe erhalten, die er schlussendlich auch bekam.
Dekys war der größere, aktivere und technisch versiertere Boxer an diesem Abend. Er beschäftigte Kqira durchgehend, bewies dabei ein gutes Distanzgefühl. Kqira wirkte dagegen schon etwas limitierter und versuchte sich überwiegend mit wuchtigen linken Haken als Konterschlag. Die trafen auch gelegentlich, doch Dekys stellte sich mit der Zeit immer besser darauf ein, weil Kqiras Schlagrepertoire nur wenig Abwechslung bot. Zeitweise musste Kqira harte Treffer nehmen, doch der Schweizer blieb standhaft und kam über die Distanz der vollen 8 Runden. Die Punktrichter werteten den Kampf 80-72, 79-73 und 78-74 für Dekys. Rückblickend hat man sich bei der Auswahl des Gegners vielleicht übernommen, doch lieber verliert man gegen sehr starke Männer als gegen sehr schwache.
Timar und Mouafo waren ebenfalls siegreich
Ebenfalls gekämpft haben neben einigen Amateurboxern noch Gabriela Timar (10-1), die sich ungefährdet gegen die Thailänderin Pimchanok Thepjanda (8-4) durchsetzte. Zudem holte Christopher Mouafo (8-1) einen weiteren Sieg über Yoni Blanco (16-5). Blanco ist kurzfristig als Ersatzgegner eingesprungen und musste sich vorzeitig in Runde 2 geschlagen geben. Die vollständige Boxveranstaltung ist im unteren Video nachzuverfolgen.