Cinkara gewinnt vorzeitig den Eliminator-Hauptkampf im Cruisergewicht bei der Nacht der kurzen Kämpfe in Nürnberg.
Die „KIA Metropol Arena“ in Nürnberg, Bayern, war der Schauplatz eines der international größten Kämpfe an diesem Wochenende. Armend Xhoxhaj (18-4, 9 KOs) traf im Cruisergewichtshauptkampf auf den zuvor ungeschlagenen Deutschtürken Hüseyin Cinkara (22-0, 18 KOs) in einem Weltmeisterschaftsausscheidungskampf bei der IBF. Zur Zeit gibt es zwar keinen amtierenden Weltmeister bei der IBF, da es eine kontroverse Entscheidung um Jai Opetaia (24-0) gab, doch im Mai wird dieser Titel erneut zwischen Opetaia und Mairis Briedis (28-2) ausgefochten. Der Sieger aus dem Duell in Nürnberg wird entsprechend demnächst gegen den Sieger aus der anderen Paarung um die IBF-Weltmeisterschaft kämpfen.
Viel stand also für beide Boxer auf dem Spiel, doch nur einer konnte den Ring als Sieger verlassen. Im Vorfeld wurde dieser Kampf enorm spannend erwartet. Die internationalen Buchmacher werteten den Kampf so ziemlich 50/50, was auch die Meinung vieler Boxexperten unterstrich, dass in diesem Kampf einfach alles geschehen kann. Umso gespannter war man also auf das Event, welches live auf DAZN, Fight+ und RTK übertragen wurde.
Cinkara dominiert Xhoxhaj und zwingt Brähmer zum frühen Handtuchwurf
Grundsätzlich forderte Xhoxhaj im Vorfeld schon die deutlich höhere Qualität heraus. Sei es beim Sieg über Roman Fress (20-1) oder den Niederlagen gegen die Weltklassemänner Mateusz Masternak (48-6) und Chris Billam-Smith (19-1). Über solch ein Format stolpert man beim recht leeren Rekord von Cinkara im Vorfeld nicht, doch der schlagstarke Mann galt es natürlich dennoch nicht zu unterschätzen. Insbesondere bei den Nehmerqualitäten offenbarte Xhoxhaj stets Verwundbarkeit, die in der Theorie Cinkara sich zu Nutze hätte machen können.
Exakt dies setzte der Deutschtürke auch in die Tat prompt um. Direkt in der ersten Runde etablierte er einen konstanten Jab und schlug harte und gefährliche Powerpunches, die Xhoxhaj durchrüttelten. Es zeigte sich ein einseitiger Beginn und die beste Nachricht für Xhoxhaj war es gewesen, dass die ersten 3 Minuten überstanden wurden. Doch leider setzte sich der Trend auch in der zweiten Runde fort und Cinkara war der Chef im Ring. Mit einem brutalen Uppercut kam er so hart durch, dass Xhoxhaj wenig später zu Boden musste und nur noch schwerlich aufstand. Der Kampf wurde zwar noch einmal freigegeben, doch Cinkara setzte beherzt nach und der Trainer von Xhoxhaj, Jürgen Brähmer, warf umgehend und umsichtig das Handtuch, womit die vorzeitige Niederlage in Runde 2 schon besiegelt war.
Für Cinkara bedeutet dies, dass er nach dieser Machtdemonstration in naher Zukunft um die IBF-Weltmeisterschaft im Cruisergewicht kämpfen wird, was ein tolles Karrierehighlight noch für den 39-Jährigen bedeutet.
Huseyin Cinkara (22-0, 18 KOs) 🇹🇷🇩🇪 dominates the IBF Cruiserweight Eliminator bout against Armend Xhoxhaj (18-4, 9 KOs) 🇹🇷 and stops him in round 2 in Nuremberg, Germany. pic.twitter.com/LOyhLKwwjl
— Permante (@PermantexG) April 27, 2024
Ardian Krasniqi gewinnt ein ungleiches Duell um die deutsche Meisterschaft
Im Co-Mainevent kam es zum Kampf um die deutsche Meisterschaft der Version BDB im Halbschwergewicht. Ardian Krasniqi (9-0, 9 KOs) verteidigte erstmalig seinen Titel gegen den Herausforderer Andreas Masold (11-12). Ein Kampf, der seine maximal geringen Erwartungen bestätigen sollte. Auch der DAZN-Kommentator Tobias Drews stellte die Zuschauer darauf ein, dass in diesem Kampf eine gewisse Partei die Favoritenrolle einnehmen wird, was sich bewahrheitete.
Krasniqi landete direkt in der ersten Runde 2 Niederschläge und wiederholte diese in Runde 2, wodurch der ungleiche Kampf dann auch folgerichtig abgebrochen wurde. Schade für die Zuschauer und auch Krasniqi, der über viel Potenzial zu verfügen scheint, aber bei der konstant schwachen Gegnerwahl dieses nicht abzurufen braucht. Immerhin wurde im Nachgang zum Kampf das Ziel auserkoren, baldig um die Europameisterschaft zu kämpfen, was hoffentlich zudem mit einer gravierenden Steigerung in der Gegnerqualität einhergeht. Es wäre wirklich wünschenswert mehr über die Leistungsfähigkeit von Krasniqi zu erfahren, der in seinen 9 Kämpfen bislang stets zu überzeugen wusste, obgleich auf sehr überschaubarem Niveau.
The upset of the year remained unsurprisingly absent in Nürnberg, Germany 🇩🇪.
Ardian Krasniqi (9-0) successfully defends his German championship belt in the light heavyweight-division against Andreas Masold (11-12) with a KO in round 2. pic.twitter.com/C5gNB9DOPx— Permante (@PermantexG) April 27, 2024
Restliche Undercardkämpfe waren ebenfalls einseitig
Auch die weiteren Kämpfe des Abends boten nur wenig Spannung. Beispielsweise setzte sich Labinot Xhoxhaj (18-0-1) in der dritten Runde durch TKO gegen Semir Dautovic (6-3-2) im Cruisergewicht durch. Dautovic bewies zwar durchaus Kämpferherz, wurde aber so häufig klar getroffen, dass nach einigen Niederschlägen der Kampf unterbrochen werden musste.
Labinot Xhoxhaj (18-0-1) 🇽🇰 sends Semir Dautovic (6-3-2) 🇧🇦 to the canvas multiple times and stops him via TKO in round 3 in Nürnberg, Germany 🇩🇪. pic.twitter.com/N1QOA3VtMh
— Permante (@PermantexG) April 27, 2024
Am Ende war es die Nacht der kurzen Kämpfe in Nürnberg, was sehr schade für die Zuschauer gewesen ist. Der Hauptkampf war sicherlich enorm wertig und auf dem Papier reizvoll, am Ende können auch solch gut gematchte Kämpfe einseitig verlaufen, was durchaus zum Sport dazugehört. Doch die Undercard war leider so überschaubar, dass einem die Zuschauer vor Ort schon etwas leidtaten, die immerhin viel Geld für den Eintritt bezahlt haben.
Irritierend kam hinzu, dass Jürgen Brähmer, der auch Promoter des Abends war, nach dem Hauptkampf sich ans Mikrofon stellte und behauptete, dass man nur Kämpfe auf Augenhöhe ansetzen möchte, wodurch auch eine Niederlage seines Schützlings folgen kann. Mit Hinblick auf die völlige Unausgeglichenheit der Undercard erschien dieser Einwand wie Realsatire. Natürlich muss man bedenken, dass die Finanzierung des Boxsports in Deutschland ein sehr schweres Unterfangen darstellt, wodurch hochkarätige Undercards teilweise nicht stemmbar erscheinen. Dennoch wäre es wünschenswert, wenn man sich zukünftig vielleicht doch etwas steigern könnte.