Supplements, Medikamente, Infusionen: Vorsicht, Dopingfalle!

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Supplements, Medikamente, Infusionen, Lifestyleprodukte: all dies sind potentielle Quellen, sich des (unbewussten) Dopings schuldig zu machen. Dabei ist es erstaunlich, wie achtlos und gutgläubig viele (Profi-)Sportler mit dieser Thematik umgehen.

Unbeabsichtigtes Doping: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht

Aktuelles Beispiel ist der Dopingskandal des Schwergewichtboxers Hussein Muhamed, bei welchem eine nach seinem Kampf gegen Senad Gashi im Juni 2021 positiv auf Methylclostebol und Dehydrochlormethyltestosteron getestete Urinprobe zur Aberkennung des gewonnenen Titels der WBC und einer 6-monatigen Sperre geführt hat. Muhamed habe eigenen Aussagen zur Folge nicht aktiv gedopt, sondern führt seine positiven Befunde auf verunreinigte Supplements (= Nahrungsergänzungsmittel) zurück. Dies ist zwar tatsächlich eine mögliche Erklärung – schützt jedoch vor Strafe nicht!

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Ob es wirklich die Supplements waren oder doch aktiv mit verbotenen Substanzen nachgeholfen wurde, wird vermutlich außer dem Sportler selbst niemand zweifelsfrei wissen und beweisen können. Sofern aber tatsächlich verunreinigte Supplements die Ursache für die positiven Befunde waren, muss man bei einem Profisportler klar von „selber schuld“ sprechen. Hätte ein Profisportler wissen können oder sogar müssen, dass bestimmte Supplements Verunreinigungen mit verbotenen Substanzen aufweisen? Ja! Die NADA warnt auf ihrer Website explizit vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln und weist auf mögliche, unbewusste Verunreinigungen der Produkte hin.

Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, dass sich die (Profi-)Sportler zu wenig bis gar nicht mit dem Thema Doping und verbotenen Substanzen beschäftigen. Dass es verboten ist, sich anabole Steriode zuzuführen, wissen die meisten. Achtlos wird aber hingegen häufig mit Medikamenten oder Lifestyleprodukten umgegangen. Am Abend vor einem Kampf bei leichten Erkältungssymptomen einen Hustensaft zu trinken wird schon okay sein – oder? Vergessen wird hierbei leider zu häufig, dass in Erkältungsmedikamenten der Wirkstoff Pseudoephedrin enthalten sein kann (und es häufig auch ist), welcher die Wirkung des Adrenalins nachahmt. Der zulässige Grenzwert von 150ug/ml Urin wird hiermit leicht überschritten und schon wird aus der leichten Erkältung ein Dopingfall.

Anderes Beispiel: ein Discounter hat im August 2021 diverse hanfhaltige Produkte zurückrufen müssen, da ein nicht unerheblicher THC-Gehalt in den Produkten nachgewiesen worden ist. Hanfhaltige oder auch CBD-haltige Produkte erfreuen sich aktuell eines sehr hohen Zuspruchs (auch aus der Sportlerwelt), da dem vermeintlichen Superfood diverse positive Eigenschaften zugesprochen werden. Dem versierten Hobbysportler mag es auch egal sein, ob nun wirklich nur CBD (=Cannabidiol) oder auch der verbotene Wirkstoff THC in diesen Produkten enthalten ist, dem Profisportler drohen hier aber Sperren und Strafen.

Ich rate Sportlern grundsätzlich dazu, solche Produkte zu meiden, da es immer ein Spiel mit dem Feuer ist und vor allem eine vermeidbare Ursache, einen gewonnenen Kampf aberkannt zu bekommen oder den gewonnenen Gürtel zurückgeben zu müssen. Hängen bleibt sicherlich in keinem Fall die Wunderwirkung der teils exotischen Produkte, sondern der Stempel „Doping“, welcher einige Sportler Zeit ihres Lebens begleitet.

Dopingfallen vermeiden – Was ist zu tun?

Damit man als Sportler abgesichert ist, sollte vor Einnahme von Medikamenten oder Nahrungsergänzungsmittel stets eine Rücksprache mit dem betreuenden Teamarzt erfolgen. Dieser sollte ein grundsätzliches Wissen darüber verfügen, welche Produkte und Wirkstoffe gestattet sind und welche nicht. Die Datenbanken der NADA leisten hier sehr gute Hilfe bei der Recherche und zeigen klar auf, wann welche Substanz in welcher Darreichungsform verboten oder gestattet ist. Dies kann nämlich für ein und dasselbe Präparat im Wettkampf und in den wettkampffreien Phasen tatsächlich unterschiedlich bewertet werden!

Was die Supplements angeht, empfehle ich stets einen Blick in die Kölner Liste: hier werden Supplements unter Angabe der Chargennummer aufgeführt, welche durch unabhängige Unternehmen und Labore geprüft wurden. Zudem erhält man eine Einschätzung, ob die Supplements bedenkenlos eingenommen werden können. Generell empfehle ich, Supplements nur aus seriösen Quellen und von namenhaften Herstellern zu beziehen, um Verunreinigungen zu vermeiden. Einige Produkte beinhalten auch ganz bewusst verbotene Substanzen, ohne dass sie auf der Liste der Inhaltsstoffe aufgeführt werden. Somit gilt bei der Produktauswahl für die Nahrungsergänzung: so viel wie nötig, so wenig wie möglich!

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Referenzen:

Braun et al., Institut für Biochemie, deutsches Forschungszentrum für Leistungssport, deutsche Sporthochschule Köln, Nahrungsergänzung im Sport, Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin 4/10, 2010

https://www.nada.de/medizin/nahrungsergaenzungsmittel (Zugriff: 08.09.21)

https://www.koelnerliste.com/produkt-datenbank/ (Zugriff: 08.09.21)

https://www.gemeinsam-gegen-doping.de/athleten/sportlerwissen/nahrungsergaenzungsmittel (Zugriff: 08.09.21)

https://www.zeit.de/gesellschaft/2021-08/lidl-cannabis-produkte-rueckruf-wirkstoffgehalt-ermittlungsverfahren (Zugriff: 08.09.21)

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