Paukenschlag! Weltverband WBA reduziert endlich „WM“-Titelflut!

WBA Superchampion Gürtel
Foto: Mark Robinson/Matchroom Boxing

Seit etlichen Jahren ist der Weltverband WBA immer wieder in der Kritik, mit seiner Titelflut für eine Inflation in Sachen Weltmeister zu sorgen. Nun reagiert der Verband offenbar endlich!

WBA will Vielzahl seiner 55 Titel reduzieren!

Ganze 55 Titel hat der Weltverband World Boxing Association (WBA) mittlerweile im Umlauf und damit mehr als die IBF, WBC und WBO zusammen. Bereits seit Jahren gibt es, nicht nur seitens der Boxfans, die volle Breitseite für den ältesten aller Weltverbände. So „bannte“ z.B. das US-Portal „World Boxing News“ die WBA bereits aus ihren Berichterstattungen und erklärte, den Weltverband fortan nicht mehr als solchen zu führen oder gar zu benennen.

Bei der WBA gibt es, neben dem „einzig wahren“ Superchampion (also dem „richtigen“ Weltmeister), auch noch einen regulären sowie Interims-Weltmeister und Gold-Champion. Vor allem der Interims-„WM“-Titel, der eigentlich -wie der Name schon sagt- für Interims-Kämpfe gedacht ist, wurde in den letzten Jahren immer häufiger an Boxer und deren Promoter verschleudert. Dies hatte nicht nur den Unmut der Fans zur Folge, sondern sorgte auch für eine weitere Abwertung des Titels sowie des Verbandes WBA selbst. Ursprünglich gedacht waren diese Interims-Gürtel einst, wenn der Titelverteidiger nicht pflichtverteidigen konnte, beispielsweise weil er verletzt war oder es zu einem Unification-Kampf kam. Sprang ein angemessener und entsprechender Ersatzgegner für den Herausforderer ein (der im Profiboxen meist neben dem eigentlichen Herausforderer im Hintergrund in den Startlöchern steht), so stellte der Weltverband den Interims-WM-Titel zur Disposition.

Foto: Richard Heathcote

Die WBA hingegen warf mit diesen Titelkämpfen in den letzten Jahren immer mehr um sich. Ein aktuelles Beispiel wäre der letzte Kampf des Briten Daniel Dubois. Dieser unterlag erst gegen Stallkollege und Landsmann Joe Joyce, durfte im darauf folgenden Kampf allerdings direkt um die Interims-WM der WBA boxen und gewann den Titelkampf schließlich gegen Bogdan Dinu. Dass der Weltverband durch Sanktionsgebühren lebt (also dem zur Verfügung stellen und verdienen von und mit Championship-Gürteln), muss man an der Stelle vermutlich nicht mehr erwähnen. Je nach Titelart und Höhe der Kampfbörse, verdient der Weltverband entsprechend an dem jeweiligen Kampf, teilweise kräftig, mit. Je mehr Titelkämpfe, desto mehr Geld fließt – und die WBA hat an dieser Stelle deutlich übertrieben.

WBA streicht Interims-Weltmeisterschaften

Doch nun soll, nachdem bereits seit 2013 die Rede von Titel-Reduzierungen ist, endlich die Wende kommen. Dies dürfte nicht nur zuletzt durch die Association of Boxing Commissions beschleunigt worden sein, die WBA-Präsident Gilberto Mendoza anzählte. „Wir sind darauf aufmerksam geworden, dass die World Boxing Association Praktiken anwendet, die nicht im besten Interesse des Profiboxens sind“, schrieb Michael Mazzulli, Präsident von ABC, an WBA-Präsident Gilberto Mendoza in einem offiziellen Schreiben, das BoxingScene.com in Kopie vorliegt.

„Anbei finden Sie einige Punkte, auf die ich Sie gerne ansprechen würde:

Erstens ist die ABC besorgt, dass die Werbung für mehrere „Welt“-Meisterschaften (z.B. Gold Championship, Super Championship, World Championship und zahlreiche Interim Championship) in jeder Gewichtsklasse die Öffentlichkeit und die Boxer in die Irre führt.

„Zweitens sollte die WBA in Anbetracht des Ereignisses vom vergangenen Wochenende in Minnesota (Maestre gegen Fox) mehr Gewissenhaftigkeit walten lassen, wenn sie den lokalen Kommissionen in den Vereinigten Staaten Empfehlungen gibt. In Ihren eigenen Kommentaren in den Medien haben Sie betont, dass die Kommission in Minnesota die von der WBA empfohlenen Offiziellen ausgewählt hat.“

Anmerkung: Nach dem Kampf zwischen Maestre und Fox am 7. August gab es allein in der Weltergewichtsklasse ganze fünf WBA-Titelträger. Maestre hielt den Interimsgürtel, während Vergil Ortiz der anerkannte WBA-Gold-Titelträger im Weltergewicht ist. Jamal James wurde Anfang des Jahres vom Interims- zum WBA-Weltmeister ernannt und ist im Gespräch für eine Pflichtverteidigung gegen Radzhab Butaev. Am 21. August verteidigte Yordenis Ugas seinen kürzlich aufgewerteten WBA-Titel im Superweltergewicht gegen den ehemaligen Titelverteidiger Manny Pacquiao, der zum ‚WBA-Champion in Recess‘ ernannt wurde.

WBA setzt(e) bereits erste Maßnahmen um

Die WBA hat ihren Plan zur Reduzierung der Weltmeistertitel nun in Angriff genommen, wie es in einer offiziellen Meldung heißt, die BOXEN1 vorliegt. So gab es im August bereits verschiedene Entscheidungen des WM-Ausschusses zugunsten des Boxsports. Bis heute wurden verschiedene Fälle gelöst, an anderen wird noch gearbeitet. Einige der Entscheidungen, die getroffen wurden, sind:

10. August 2021

Mit Beschluss Nr. 2021081010 genehmigte das Championships Committee den Kampf zwischen Manny Pacquiao und Yordenis Ugas, der am 21. August in Las Vegas, Nevada, um die Super-Meisterschaft im Weltergewicht stattfinden wird. (Anm. d. Red.: Ugas gewann den Kampf gegen Pacquiao und darf sich nun Superchampion nennen)

10. August 2021

Der folgende Pflichtkampf wurde am 23. August ausgeschrieben: Cruisergewicht, Arsen Goulamiriam (Superchampion) vs. Alexei Egorov (Gold Champion).

12. August 2021

Nach der Kontroverse im Zusammenhang mit dem Kampf Gabriel Maestre gegen Mykal Fox am 7. August 2021 hat der Präsident der WBA mit der Präsidialresolution Nr. 20210812 die folgenden Entscheidungen getroffen:

1. Die Minnesota Boxing Commission wird aufgefordert, den Kampf zwischen Maestre und Fox als Nicht-Kampf zu deklarieren.
2. Der Titel wird für vakant erklärt und ein direkter Rückkampf zwischen Maestre und Fox angeordnet. Die Verhandlungen müssen sofort beginnen, andernfalls wird in 14 Tagen ein Purse Bid stattfinden, bei dem jeder Boxer 50 % der Börse erhält.
3. Die WBA duldet weder Rassismus noch Diskriminierung jeglicher Art.
4. Suspendierung von Gloria Martínez auf unbestimmte Zeit wegen rassistischer Äußerungen.

14. August 2021

Das Championship-Komitee der World Boxing Association hat beschlossen, die Genehmigung der bisher genehmigten Interims-Championships aufzuheben.
Das WBA-Championship-Komitee wird von Fall zu Fall prüfen, welche Interimschampions gegen die Champions antreten sollen.

16. August 2021

Brandon Figueroa wurde darüber informiert, dass das WM-Komitee keinen Antrag für seinen Kampf gegen Stephen Fulton am 18. September erhalten hat und der Kampf daher nicht genehmigt wurde. Sollte der Kampf also stattfinden, wird der Titel im Superbantamgewicht gemäß Regel C.10 für vakant erklärt.

16. August 2021

Joshua Franco wurde mitgeteilt, dass er nach seinem Sieg gegen Andrew Moloney am 14. August zum Pflichtherausforderer des Siegers des Kampfes um die Superfliegengewichts-Super-Meisterschaft zwischen Juan F. Estrado und Román González am 16. Oktober ernannt worden ist.

18. August 2021

Hiroto Kyoguchi (Super-Champion) und Esteban Bermúdez (Weltmeister) wurden an die am 10. Juni ergangene Aufforderung zur Verhandlung ihres Pflichtkampfes erinnert. Da bis heute keine Antwort eingegangen ist, wurde ihnen eine Frist von 10 Tagen (28. August 2021) eingeräumt, um die Verträge zu übermitteln. Wenn keine Antwort eingeht, kommt es zum Purse Bid. Die Aufteilung wird 65% für Kyoguchi und 35% für Bermúdez betragen.

18. August 2021

David Morrell (Champion) und John Ryder (offizieller Herausforderer) wurden an die am 7. Juli ergangene Aufforderung zur Verhandlung ihres Pflichtkampfes erinnert. Da bis heute keine Antwort eingegangen ist, wurde ihnen eine Frist von 10 Tagen (28. August 2021) eingeräumt, um die Verträge zu übermitteln. Wenn keine Antwort eingeht, kommt es zum Purse Bid.

18. August 2021

Artem Dalakian, Champion im Fliegengewicht und Luis Concepción, Interims-Champion der Division, wurden in einer Mitteilung über ihre Verpflichtung informiert, über ihren Pflichtkampf zu verhandeln. Das Komitee gewährte ihnen eine 30-tägige Verhandlungsfrist, die am 18. September endet.

18. August 2021

Von Frank Warren-Queensberry Promotion, dem Vertreter von Daniel Dubois, wurde eine Sondergenehmigung für den Kampf gegen Joe Cusumano am 29. August 2021 in Cleveland, Ohio, beantragt.

Es scheint, als würde endlich Bewegung in die Reduzierung der Titel kommen. Bleibt zu hoffen, dass der älteste aller Weltverbände seinem Vorhaben treu bleibt. Dennoch gibt es einige Erklärungen und auch Entscheidungen, die der Verband der Boxwelt nach wie vor schuldig ist. Allen voran die „Umstände“ beim angesetzten Kampf zwischen Bryan und Charr, der letztlich nicht zustande kam (BOXEN1 berichtete teils exklusiv über Don Kings Machenschaften und dem gefakten Austragungsort) und bei dem Trevor Bryan sich im Kampf gegen Bermane Stiverne zum regulären Weltmeister kürte – und Charr hingegen zum „Champion in Recess“ herabgestuft wurde.

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