Murray kommt glanzlos zum Erfolg
Nachdem es beim Wiegen am Freitag noch hitzig zuging (Murray schubste Garcia bei der Gegenüberstellung), versprachen sich die Fans in der englischen Hauptstadt natürlich, dass im Ring auch jede Menge Feuer zu spüren sein würde. Stattdessen war es dann eher so lauwarm in der Halle, in der der alte Haudegen Martin Murray eigentlich gegen Billy Joe Saunders um die Weltmeisterschaft boxen sollte. Der Kampf gegen Ersatzmann Roberto Garcia um dessen WBC Silver Title verdeutlichte allerdings abermals, dass Murrays ewige Jagd auf einen WM-Titel im Prinzip hoffnungslos ist.
Garcia, der in seiner Karriere vornehmlich im Super-Weltergewicht (eine Gewichtsklasse unter dem Mittelgewicht) angetreten ist, suchte als der körperlich kleinere logischerweise den Weg nach vorne in den Infight, um Murray von dort aus unter Druck zu setzten. Dem Briten gelang es jedoch vor allem in der Anfangsphase, passabel die Distanz zu kontrollieren und mit variablen Attacken die Oberhand zu gewinnen. Ihm zu Gute kam die Tatsache, dass Garcia bereits in der zweiten Runde ein Punkt abgezogen wurde, nachdem er seinen Gegner wiederholt mit Tiefschlägen bearbeitete. Dies hielt Garcia leider nicht davon ab auch im später Verlauf unterhalb der Gürtellinie Treffer anzubringen.
Ansonsten plätscherte der Kampf so dahin. Von gelegentlichen Volltreffern mal abgesehen, waren die Runden relativ arm an Highlights und ähnelten sich in ihrem Ablauf. Erst im Verlauf der zweiten Hälfte fand Roberto Garcia etwas besser rein und konnte einem müde werdenden Murray in einigen Runden durch die höhere Schlagfrequenz den Schneid abkaufen. Ein etwas überzogener Punktabzug in Runde 9 – Garcia soll Murrays Kopf zu oft heruntergedrückt haben – machte aber die Hoffnung des Mexikaners zunichte, auf den Punktezetteln nochmal heran zu kommen. So gewann Martin Murray schlussendlich einstimmig nach Punkten, die Wertungen von 118-108 und 118-109 waren allerdings reichlich überzogen. Die 116-111 des dritten Punktrichters entsprach da schon eher der Realität.
Anthony Yarde zermürbt toughen Polen Dariusz Sek
In der vierten Titelverteidigung seines WBO Europameistertitels waren die Weichen schon früh zugunsten Anthony Yardes gestellt. Bereits in der ersten Runde musste der 1,88 m große Herausforderer Dariusz Sek nach einem linken Haken zu Boden und fortan wurde es für den Polen ein Überlebenskampf. Der muskulöse Yarde dominierte nach Belieben das Geschehen, nahm insbesondere mit den wohlplatzierten Körperhaken dem flüchtenden Sek die Energie, bis er ihn in Runde 7 dann entsprechend einkesseln konnte und der Ringrichter die einseitige Angelegenheit abbrach. Die spielerische Leichtigkeit, mit der der 27-jährige Yarde das Duell bestimmte, zeigte erneut, dass für ihn endlich ein stärkerer Gegner kommen muss.
Daniel Dubois mit souveräner Vorstellung gegen Tom Little
In seinem 8. Profikampf musste Englands Schwergewichtshoffnung Daniel Dubois erstmals über die dritte Runde hinaus. Sein Gegner, der mit guten Nehmerfähigkeiten ausgestattete Tom Little, wehrte sich beherzt, doch das 20-jährige Kraftpaket beherrschte das Geschehen ohne größere Probleme. Beeindruckend war dabei insbesondere die Ruhe, mit der Dubois aus der Ringmitte seine Aktionen aufzog und Little so Stück für Stück zusetzte. In der vierten Runde war es ein harter Körpertreffer, der diesen das erste Mal zu Boden schickte, Dubois suchte dann aber nicht auf Teufel komme raus den Knockout, sondern zog seine Linie durch. Einen Durchgang später nagelte er Little dann mit einem Schlaghagel in der Ringecke fest und zwang Ringrichter Terry O‘Connor dazu den Kampf abzubrechen. Alles ins allem ein lehrreiches Gefecht für das Toptalent, welches sich nach diesem Erfolg jetzt English Champion nennen darf.
Ohara Davies mit brutalem Knockout
Einen kurzen Arbeitstag hatte der Super-Leichtgewichtler Ohara Davies. Gegen den bis dato in 22 Kämpfen erst einmal bezwungenen Paul Kamanga aus dem Kongo schlug es bereits in der zweiten Runde brutal ein und Kamanga wurde ausgezählt. Eine Rechte von Davies hatte ihn punktgenau erwischt und der Sache ein Ende bereitet. Davies, der die Kontroversen nicht scheut und die Klappe für gewöhnlich sehr weit aufreißt, stehen jetzt interessante Zeiten bevor. Ein Duell mit Landsmann Jack Catterall scheint möglich, auch wenn man auch Seiten von Davies vorsichtig sein muss – immerhin ging der letzte große Kampf für den 26-jährigen (gegen den Schotten Josh Taylor) schlecht aus.