Leon Harth hat am heutigen Samstag die Chance seines Lebens. Er kämpft um den neu eingeführten Supercruisergewicht/Bridgerweight-Titel der WBA.
Heute ist es schon so weit. Der deutsch-armenische Leon Harth (22-5-1) erhält die große Gelegenheit, sich in Dubai um den neu eingeführten WBA Supercruiser/Bridgerweight-Titel zu messen. Bei einem Sieg wäre er der historisch erste Gewinner jenes Titels bei der WBA und würde entsprechend in die Geschichtsbücher eingehen. Doch auf der Gegenseite steht der Russe Evgeny Tishchenko (12-1), der bedeutend größer als Harth erscheint und über einen überragenden Amateurhintergrund verfügt. So wurde er Olympiasieger, Weltmeister und Europameister dort. Ein auf dem Papier überstarker Gegner, doch seine Leistungen bei den Profis machen Mut.
Tishchenko überzeugte wenig bei den Profis und benötigte die Hilfe der Punktrichter
Bei Tishchenko sollte der Weg ziemlich zügig zur absoluten Weltspitze vollzogen werden. Nach einem überzeugenden Aufbau kämpfte er 2021 gegen den südafrikanischen Contender Thabiso Mchunu (23-6) um einen Eliminatorkampf der WBC im Cruisergewicht. Dort unterlag der deutlich größere Tischenko eindeutig und war überraschend chancenlos geblieben. Nach einigen Punktsiegen u.a. über Dmitry Kudryashov (26-6) und Arthur Mann (20-3) forderte er im Mai dieses Jahres den amtierenden IBO-Titelträger Yves Ngabu (22-2) heraus, wo er ebenfalls chancenlos blieb. Dennoch werteten die russischen Punktrichter vor Ort den Kampf für ihren Landsmann, was ein absoluter Skandal gewesen ist. Es zeigte sich jedoch, dass der ehemalige russische Amateurstar Probleme erhält mit dem Gegnerprofil des aktiven, kleinen und kompakten Boxers, der pausenlos im Offensivgang jemanden vor Aufgaben stellt. Dies könnte eine Chance für Harth bedeuten.
Mit weltmeisterlicher Betreuung zum großen Titel
Leon Harth, der zuvor eine Topplatzierung im WBA-Cruisergewichtsranking vorzuweisen hatte, bereitete sich schon länger auf die große Gelegenheit vor. So nahm er in den letzten Kämpfen die Hilfe von der Trainerlegende Ulli Wegner in Anspruch, der den Bielefelder mit seinem unermesslichen Reichtum an weltmeisterlichem Wissen genau den Input verschaffen soll, den er für große Aufgaben benötigt. Der langjährige Assistent von Wegner, Georg Bramowski, wird nun Harth am Samstag in Dubai als Cheftrainer begleiten. Auch Bramowski ist ein Schleifer und Bessermacher, der zuletzt mit dem Sensationskubaner Osleys Iglesias (9-0) unter Beweis gestellt hat, dass er aus Talenten Titelträger formen kann.
Die Rahmenbedingungen sind also durchaus stimmig für Harth. Doch die ganze Organisation ist sehr russisch geprägt, wodurch der Titelkampf ein doppeltes Auswärtsspiel bedeuten wird. Es ist nur schwer vorstellbar, dass Harth über die Punkte eine Chance haben wird zum Titelgewinn. Er wird den bedeutend größeren Kontrahenten schon mit Schlagstärke beeindrucken – und gegebenenfalls auch fällen müssen.
Leon Harth ist kleiner und auch leichter
Beim gestrigen Wiegen wurde der Größenunterschied schon sichtbar. Leider konnte man es selbst auf der Waage betrachten, wo Tishchenko mit 101,6 KG genau im Gewichtslimit verblieb und vermutlich sogar am Kampftag deutlich mehr wiegen wird, Harth kam auf über 6,5 KG weniger mit 95 KG. Die physische Komponente spricht also eindeutig für den Russen, doch entschieden wird dieser Weltmeisterkampf erst im Ring.
Der russische Amateurweltmeister von 2021 im Superschwergewicht, Mark Petrovsky (6-0), wog für seinen Kampf 100,1 KG ein. Der ehemalige WBA-Titelträger Lucas Browne (31-4) kam auf 124,3 KG. Ein beachtlicher Unterschied, der Browne umso gefährlicher erscheinen lässt mit seiner Schlagstärke.
Das deutsche Cruisergewicht Artur Mann (20-3) wird ebenfalls im Rahmenprogramm kämpfen. Er wog für den Cruisergewichtskampf 90,4 KG ein. Sein russischer Kontrahent Muslim Gadzhimagomedov (2-0) kam auf 90,7 KG. Gadzhimagomedov war bei den Amateuren Welt- sowie Europameister und holte Silber bei den Olympischen Spielen von Tokio.
Übertragung wird scheinbar kostenlos bei der IBA stattfinden
Michael Buffer wird als Ringsprecher für das weltmeisterliche Event fungieren. Die Übertragung könnte kostenlos bei der IBA stattfinden. Die angegebene Zeit entspricht bei uns 16:30 Uhr. Den Link zur Übertragung findet man hier.
