Joshua vs Klitschko – ein Boxkampf der Superlative

Joshua Klitschko NiederschlagEine Nachbetrachtung von Ebby Thust

Dieser 29. April im Jahre 2017 in dem mit über 90.000 Zuschauern ausverkauften Wembley Stadion in London wird ganz sicher in die Analen der Boxgeschichte eingehen. Es gab einige dieser großen Kämpfe von denen man noch nach 50 oder mehr Jahren spricht, die Kämpfe die zur Legenden wurden. Ich selbst durfte einige dieser Kämpfe teils sogar selbst live am Ring oder aber am TV-Gerät mit erleben. Es sind diese Kämpfe die Geschichte schrieben, über die an allen Biertischen der Welt noch nach Jahren diskutiert und gefachsimpelt wird, Kämpfe die für ewig in der Erinnerung bleiben – solch einen Big Fight haben gestern Abend Anthony Joshua und Wladimir Klitschko der Boxwelt geschenkt.

Wer erinnert sich nicht an diese großen Kämpfe wie zum Beispiel den „Fight of the Century“ am 8. März 1971 als sich die beiden damals noch ungeschlagenen Fighter Muhammad Ali und Joe Frazier das erste Mal gegenüberstanden? Damals als Frazier Muhammad Ali in der 15. Runde mit einem Aufwärtshaken zu Boden schickte und diesen Kampf nach Punkten gewann.

Aber auch das Duell „Rumble in the Jungle“ zwischen Muhammad Ali und George Foreman, der zuvor Joe Frazier vom Weltmeister-Thron stieß. Der Kampf der am 30. Oktober 1974 kam es in Kinshasa, Zaire (heute Kongo), stattfand, als Ali Foreman in der 8. Runde KO schlug.

Oder aber den „Thrilla in Manila“, den wohl berühmtesten Schwergewichtskampf aller Zeiten, zwischen Muhammad Ali und Joe Frazier der am 1. Oktober 1975 in Manila auf den Philippinen stattfand. Fraziers Trainer stoppte diesen Fight in der 14. Runde weil er Angst um die Gesundheit seines Schützlings hatte. Nach dem Kampf wurden sowohl Frazier als auch Ali ins Krankenhaus eingeliefert.

In diesen Reigen der ganz großen und legendären Schwergewichtskämpfe aller Zeiten wird sich der 
Weltmeisterschaftskampf von gestern Abend, bei dem es um die Titel der Weltverbände der IBF, WBA (Super Champ Belt) und der IBO ging, einreihen. Wann gab es das einmal, dass zwei Schwergewichts-Olympiasieger in einem Kampf gegeneinander im Ring standen? Wann gab es das einmal, dass beide Boxer jeweils schwer zu Boden gingen, Klitschko in Runde 5 und Joshua in Runde 6 und dass beide Boxer wieder aufstanden und den Kampf ihres Lebens kämpften. Anthony Joshua hat sich mit diesem grandiosen TKO-Sieg in der 11. Runde schon jetzt in seinen jungen Jahren unsterblich gemacht.

Aber auch Wladimir Klitschko, den viele Box-Experten schon abgeschrieben hatten und dessen Boxstil die meisten Boxfans gar nicht mochten, auch dieser Wladimir Klitschko hat gestern Abend, trotz seiner Niederlage, einer seiner besten Kämpfe abgeliefert und die Boxwelt sah einen neuen Klitschko, ohne Klammern und sich auf seinen Gegner legen und man hat es Wladimir nach seiner Niederlage angesehen, dass es – auch wenn beide Boxer für diesen Kampf jeweils 23 Millionen als Kampfbörse vereinnahmten – ihm in erster Linie nicht um das viele Geld ging: Er wollte diesen Kampf gewinnen und er war am Ende todtraurig weil er das nicht geschafft hat. Aber dieser alte Mann im Boxring hat selbst in seiner Niederlage Größe gezeigt und gesagt: „Ich bin heute besiegt worden. Anthony Joshua war besser als ich. Er ist ein würdiger Weltmeister.“ Keine Ausreden oder Schuldzuweisungen sondern Anerkennung und Lob für seinen Gegner.

Viele die mich kennen wissen, dass ich ein Fan der sozialen Netzwerke bin und auch auf Facebook eine eigene Boxgruppe mit 20.000 Mitgliedern habe, als ich dann nach diesem Kampf auf Facebook die Kommentare von manchen Leuten laß, von Leuten die sich Box-Fans nennen, die dann Wladimir Klitschko aufs tiefste beleidigt haben, beleidigten mit Worten die ich hier gar nicht wiedergeben möchte, da habe ich mich fremd geschämt und bin ins Bett gegangen. Aber ich bin mit der Gewissheit eingeschlafen einen legendären Boxkampf gesehen zu haben, einen Kampf von dem die Boxfans noch sprechen werden wenn es mich lange nicht mehr gibt.

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