Heute vor 20 Jahren: Lennox Lewis entthront Evander Holyfield im Rematch!

Am 13. November 1999 kam es zum Rematch der beiden Schwergewichts-Weltmeister Lennox Lewis und Evander Holyfield. Jener Vereinigungskampf, bei dem die drei großen WM-Titel (WBC, WBA, IBF) auf dem Spiel standen, gilt als Geburtststunde der Lennox Lewis-Ära. BOXEN1 blickt – 20 Jahre später – auf eines der bedeutendsten Schwergewichts-Duelle der Box-Geschichte zurück!

Lewis vs. Holyfield – Sternstunden des Schwergewichts!

Jede Epoche in der Geschichte, hat einen Anfang und ein Ende – so auch im Boxen! Besonders das Schwergewichtsboxen genießt einen besonders hohen Stellenwert in seiner historischen Bedeutung. Legenden wie Joe Louis, Muhammad Ali oder Mike Tyson dominierten über einen gewissen Zeitraum jene Division, die als Königsklasse des Boxsports gilt. Jener zeitliche Abschnitt wird gern als „Ära“ bezeichnet.

Der Beginn einer neuen Schwergewichts-Ära, sollte bereits am 13. März 1999 im berühmten New Yorker Madison Square Garden vollzogen werden. An besagtem Tag standen sich Lennox Lewis und Evander Holyfield zum ersten Mal gegenüber. Dass es nicht das letzte Aufeinandertreffen der beiden Schwergewichts-Champions sein würde, konnten Millionen Boxfans zum damilgen Zeitpunkt noch nicht ahnen.

Veranstalter und verantwortlich für das Gipfeltreffen zwischen Lewis und Holyfield, war kein Geringerer als Promoter-Legende Don King! Der berüchtigte „Box-Pate“, der in jungen Jahren bereits wegen Totschlags verurteilt wurde, hatte einen Vertrag mit Evander Holyfield, der gut zwei Jahre zuvor Mike Tyson als WBA-Weltmeister entthronte. Der damals 37-jährige Holyfield, der sich durch die beiden Tyson-Siege – und dem bis heute weltberühmten Ohrbiss im Rückkampf mit „Iron Mike“ – in die Herzen der Boxfans zurückboxte, galt von Mitte bis Ende der 90er-Jahre als „Everybody’s Darling“ in den USA.

Nachdem sich der „Holy Warrior“ (zu Deutsch: Heiliger Krieger) im November 1997 noch den IBF-Titel durch einen vorzeitigen Sieg über Michael Moorer sicherte, schien einer langjährigen Holyfield-Regentschaft eigentlich nichts mehr im Wege zu stehen. Einzig der prestigeträchtige WBC-Gürtel fehlte, um sich als alleiniger und unumstrittener Herrscher über die höchste Gewichtsklasse des Faustkampfes feiern lassen zu dürfen.

Lennox Lewis hielt eben diesen WBC-Titel, der zum Status eines „Undisputed Champion“ nötig war. Lewis, der die britische Staatsangehörigkeit besitzt und neben seinen jamaikanischen Wurzeln auch über einen kanadischen Pass verfügt, erkämpfte sich 1988 in Seoul die begehrte olympische Goldmedaille, nachdem er im Finale den späteren Schwergewichts-Champion Riddick Bowe in der zweiten Runde stoppte.

Bei den Profis angekommen – ging die Erfolgssträhne weiter! Von Dezember 1992 an, hatte Lewis den WBC-Gürtel inne, welchen er u.a. gegen seinen Landsmann Frank Bruno erfolgreich verteidigen konnte. Im September 1994 verlor er – völlig überraschend – gegen Oliver McCall durch Ko im zweiten Durchgang. Drei Jahre später revanchierte sich Lewis mit einem TKO-Sieg über McCall für seine bis dahin einzige Niederlage und sicherte sich somit erneut die WBC-Krone.

Nach überzeugenden Siegen über Andrzej Golota, Shannon Briggs und Zeljko Mavrovic, wurde Lennox Lewis selbst bei den renommiertesten Fachjournalisten als Champion anerkannt. Spätestens im Herbst 1998 war klar, dass ein Vergleich zwischen ihm und Evander Holyfield her musste, um die wahre Nummer 1 im Schwergewicht zu ermitteln. An jenem 13. März 1999 war es dann soweit!

Im ausverkauften Madison Square Garden und vor Millionen weltweiten Boxfans, geriet das mit Spannung erwartete Gipfeltreffen der beiden Kolosse, zu einer fast einseitigen Vorstellung von Lennox Lewis. Der britische WBC-Titelträger boxte den lethargisch wirkenden Evander Holyfield nahezu nach Belieben aus. Vor allem mit seinem langen, linken Jab machte Lewis dem WBA- und IBF-Champion das Leben schwer. Holyfield hingegen, schaffte es nur selten ‚zum Zuge‘ zu kommen und überließ seinem Gegenüber meist die Kampfesführung.

Nach zwölf Runden folgte dann der Schock: Unentschieden, lautete das Urteil des Kampfgerichts. „Das ist ein Witz“, stellte auch der einstige Klitschko-Manager Bernd Bönte fest, der für den damaligen deutschen Pay-TV-Sender „Premiere“ für die Live-Berichterstattung als Kommentator fungierte. Die Entscheidung der zuständigen Punktrichter, die Lennox Lewis um den verdienten Punktsieg brachten, zählt selbst heute noch zu den größten Skandalen im Boxsport.

Einen Sieger – wenn auch eher in wirtschaftlicher Hinsicht – gab es dennoch: Don King! Durch das höchst umstrittene Unentschieden, bei dem Lewis (WBC) und Holyfield (WBA, IBF) ihre WM-Gürtel behielten, sollten die Kassen beim vermeintlichen Rückkampf erneut klingeln! Am 13. November 1999 trafen die beiden Schwergewichts-Könige ein zweites Mal aufeinander. Im „Thomas & Mack Center“ in Las Vegas (Nevada) blieb eine wiederholte Farce, wie noch acht Monate zuvor, glücklicherweise aus!

Allerdings präsentierte sich Evander Holyfield, der nach dem ersten Gefecht gegen Lewis noch herbe Kritik einstecken musste, in einer wesentlich besseren Verfassung. Holyfield arbeitete aggressiv und entschlossen im Infight. Lennox Lewis hingegen, der zwar wiederum mit einer starken Führungshand agierte, hatte es etwas schwerer, als noch beim ersten Duell. Dennoch reichten dessen boxerischen Fähigkeiten letztlich aus, um sich die Mehrzahl der zwölf Durchgänge auf den ‚Scorecards‘ der drei Punktrichter zu sichern.

Mit einem einstimmigen Punktsieg vereinigte Lennox Lewis schließlich die drei großen WM-Verbände (WBC, WBA, IBF) und war somit am Ziel seiner Träume angelangt! In den Folgejahren schlug er noch seinen Dauerrivalen Mike Tyson – der allerdings seine beste Zeit bereits lange hinter sich hatte – überzeugend Ko, ehe er sich nach einem nicht unumstrittenen Abbruchsieg über Vitali Klitschko im Juni 2003 zur Ruhe setzte.

20 Jahre später: Lennox Lewis (links) und Evander Holyfield.

Einen Platz in den Geschichtsbüchern, hat Evander Holyfield jedoch ebenso sicher! Durch einen Sieg über John Ruiz im August 2000, war er der erste Schwergewichtsboxer, der zum vierten Mal Weltmeister eines bedeutenden Verbandes wurde. Lewis und Holyfield fanden – nach dem Ende ihrer aktiven Karriere – Einzug in die berühmte Ruhmeshalle der „International Boxing Hall of Fame“.

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