Boxen1-Interview mit dem Boxer der Stunde, Slawa Spomer.

Slawa Sponer ist nach seinem fantastischem Sieg vom letzten Wochenende, gegen den hohen Favoriten Milan Prat, in aller Munde. Boxen1-Mitarbeiter Sebastian Dracu hat ihn interviewt.

Slawa Spomer katapultiert sich nach seinem Sieg über Milan Prat bei Boxre von Platz 46 auf Platz 10, direkt in die Top Ten.

Slawa Spomer krönt sich in Monster-Vorstellung zum neuen Intercontinental Champ der WBA.

Slawa Spomer dominierte vergangenen Samstag Milan Prat in einer Vorstellung, die viele deutsche Medien Outlets schon nach dem „Kampf des Jahres“ schreien lassen. Zurecht! Der sympathische Super-Weltergewichtler darf sich nun Intercontinental Champ der WBA nennen, und hat seinen Fuß jetzt offiziell in der Tür der internationalen Elite gestellt. Für Boxen1 nahm er sich zwei Tage nach seiner Traumvorstellung Zeit, über den Kampf und die Zukunft seiner Karriere zu sprechen.

Das Ende kam in Runde 10, Slawa Spomer knockte den Favoriten Milan Platz klassisch aus und katapultierte sich mit diesem Sieg unter die Top Ten der Weltrangliste.

Dracu (Boxen1): „Slawa, herzlichen Glückwunsch erst mal noch zu deiner sensationellen Leistung vergangenen Samstag. Du bist inzwischen wieder daheim und bist runtergefahren?“ 

Spomer: „Noch brauche ich etwas. Ich hab erst eine Nacht geschlafen, musste erst wieder daheim ankommen, mich einfinden (lacht). Das dauert immer etwas. Aber ich freue mich schon jetzt wieder einen normale Rhythmus zu bekommen die nächsten Tage. Aktuell bin ich noch am Nachrichten beantworten, mit der Presse reden und so weiter. Es freut mich auch wahnsinnig wie viele Leute ich mit meinem Kampf am Samstag erreicht habe.“

Dracu (Boxen1): „Dann beginnt jetzt auch die Zeit des Reflektieren erst wirklich?“ 

Spomer: „Ja das wird jetzt die nächsten Tage noch dauern. Den Kampf habe ich zwar direkt schon geschaut, aber die Analyse und das Ganze drum herum kommt erst noch wenn Zeit ist. Aber auch nur noch ein paar Tage und dann brauch ich zwei Wochen Pause und Abstand vom Boxen um den Akku wieder aufzuladen“. 

Dracu (Boxen1): „Hast du schon eine Einschätzung, wo du jetzt stehst und was sagt DIR der Kampf über dich“? 

Spomer: „Das was ich über mich denke ist Wahrheit. Ich wusste immer, dass ich an diese Weltspitze gehöre. Die Performance vorgestern hat mir das bestätigt. Ich denke jetzt, zwei Tage später, schon gar nicht mehr über den Kampf an sich nach. Ich freu mich unglaublich über all die Nachrichten aktuell, das geht runter wie Butter“.  

„Der WBA Gürtel kommt erst noch per Post, da kommen sicher nochmal ein paar Emotionen (lacht). Aber ich hab den Sieg jetzt abgehakt und fokussiere mich auf die nächste Aufgabe. Doch auf den Lorbeeren ausruhen, werd ich mich nicht“.

Dracu (Boxen1): „Auf Fite.tv gabs in der Fanumfrage ein 91% zu 9% Vorteil für Prat“.

Spomer: (Lacht) „So krass? Underdog war mir klar, aber dass es beispielsweise so krass war, das hätte ich niemals gedacht. Aber ich hab gewusst ich werde ihn schlagen. Ich wusste auch, es wird vorzeitig sein, dass es allerdings so ein krasser Kampfverlauf wird, wusste ich nicht. Damit hat glaube ich niemand gerechnet. Schon in der Kabine habe ich diese Unbesiegbarkeit gefühlt, jeden hab ich das auch wissen lassen. Mein ganzes Team hat es mitbekommen“.

Slawa Sponer mit dem WBO-Gürtel, zu dem jetzt auch noch der WBA-Gürtel hinzukommt.

Dracu (Boxen1): „Viele die dir folgen haben ja den Anschein bekommen dass du deine Vorbereitung in USA gemacht hast, aber da steckt ja etwas anderes dahinter“.  

Spomer: „Ja das wurde etwas missverstanden, das hab ich auch nochmal in der Pressekonferenz angesprochen. Das eine hatte erst mal gar nichts mit dem Anderen zu tun. Ich wollte mein Management, den weiteren Verlauf meiner Karriere in die eigene Hand nehmen. Da draußen liegen die Möglichkeiten, die Herausforderungen und die Chancen – deswegen wollte ich nach Amerika, um genau diese nächsten Herausforderungen dort zu suchen“.  

Dracu (Boxen1): „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“? 

Spomer: „Ganz genau. Den nächsten Kampf wollte ich eigentlich in Amerika bestreiten. Zumal ich ja auch alleine rüber bin, ohne Trainer und ohne Team. Eigentlich wollte ich Deutschland den Rücken kehren und meine Karriere dort weiter führen“. 

Dracu (Boxen1): „Und das Angebot für den Prat-Kampf kam wann“? 

Spomer: „Das Angebot für den Prat Kampf kam ein Monat vor dem Kampf, es müsste so ziemlich genau der 12. September gewesen sein. Aber ein Angebot ist noch lange keine Einigung und noch lange kein Vertrag in trockenen Tüchern. Die Einigung für den Kampf kam als ich dann schon drüben war. Deswegen bin ich dann auch direkt ins Sparring eingestiegen, abgesehen von ein paar Pratzen-Sessions mit Malik Scott. Eine volle Vorbereitung war das keinesfalls“.  

„Vor allem wartete direkt die nächste Riesenaufgabe auch mich, als ich nach Hause kam. Meine Frau hatte einen OP-Termin und ich musste Vollzeit Daddy für meine zwei Kids sein. Das war eine extrem harte Zeit, aber die Familie kann man nicht hinten anstehen lassen“.

Dracu (Boxen1): „Lass uns direkt in den Kampf gegen Milan Prat einsteigen. Die ersten vier Runden kommst du aus der Ecke wie ein Tornado – totale Dominanz. Der KO-Artist vor dir, Spomer komplett ohne Furcht“.

Spomer: „Ich wusste dass ich der Underdog bin, und ich wusste ich kann das nicht gewinnen, wenn ich den Kampf dem Schicksal überlasse. Die KO-Artist Geschichte, das Mouthpiece-Debakel, das Anzählen im Stehen des Refs‘ – all das waren für mich Indizien dafür, dass ich auf volle Dominanz gehen muss. In der Ausdauer, der Schlagfrequenz, ich war überall dominant. In der 9. Runde hätte er ihn schon raus nehmen sollen. Der Ref hat Prat’s Gesundheit damit keinen Gefallen getan. Aber wie gesagt, für mich waren das alles Zeichen dafür: „Hier soll Slawa Spomer heute eigentlich nicht gewinnen“. Keinesfalls möchte ich Milan Prat diskreditieren, er ist nach wie vor ein Weltklasse Boxer, aber an dem Abend war ich unbesiegbar“.

Slawa Spomer. Foto: Oliver Vogler, www.sportfoto-vogler.de,

 Dracu (Boxen1): “In Runde 7 und 8 kam dann Prat ein bisschen.

Spomer: „Ja, aber ich habe gespürt, dass er verzweifelt war und ich habe gemerkt, dass ich ihn mental gebrochen habe. Das hat mir noch einen extra Schub gegeben. Spätestens nach dem ersten Niederschlag wusste ich: ‚Ich habe ihn geknackt’. Meine Schlagkraft sollte auch zum Überraschungsfaktor werden, das hatten auch mal wieder viele nicht auf dem Zettel“. 

Dracu (Boxen1): „Wie auch ich; der dich damals nach dem Gewinn der Europameisterschaft darauf angesprochen hatte, dass du eigentlich gar keine hohe KO-Ratio hast“? (lacht) 

Spomer: „Genau so (lacht ebenfalls). Aber egal in welchem Bereich, ich war unbesiegbar an diesem Abend. Er hätte machen können was will. Ein paar seiner Schläge habe ich natürlich auch gespürt, keine Frage. Aber an diesem Abend konnte er mich nicht besiegen“.  

Dracu (Boxen1): „Die ‚Bild’ kommentierte ihren Artikel, mit dem Link zum Video des vollen Kampfes, als deine ‚Performance des Lebens‘ – was sagst du dazu“? 

Spomer: „Es ist noch Luft nach oben. 10% mehr gehen immer. Stand jetzt war es die Performance meines Lebens, aber ich weiß auf Grund meiner Vorbereitung – die es ja eigentlich kaum gab – hätte ich noch viel mehr rausholen können. Prat hatte sein Team um sich rum; dass ihn vorbereitet hat, ihm die Pratzen genauso gehalten hat, wie ich mich bewege und so weiter“. 

„Mit einem Trainer der mich maßgeschneidert auf Prat vorbereitet hätte, wäre das nochmal was ganz Anderes geworden“.

Dracu (Boxen1): „Footwork & Defense, Slawa Spomer im Rückwärtsgang: ein Novum für viele Spomer Fans“. 

Spomer: „Diese Distanzwechsel, das Variieren, das war mein Gameplan. Ich konnte das schon immer, aber hab es bisher nicht gebraucht. Meine vergangenen Gegner, die vergangene Kämpfe haben es einfach nicht von mir gefordert, bestimmte Sachen abzurufen. Was nicht heißt, dass ich die nicht drauf hab. Aber nochmal: Ich war unbesiegbar an diesem Abend und ich wusste es von der ersten bis zur letzten Sekunde“.

Slawa Spomer.

Dracu (Boxen1): „Wie sieht deine Zukunft jetzt aus? Gerade nach so einem ‚Türöffner‘ für dich, und ‚Augenöffner‘ für ganz viele Boxfans da draußen“. 

Spomer: „Ich gehöre auf die internationale Bühne, ich möchte mich mit den Besten messen. Abgesehen davon, dass mir hier in Deutschland jede Möglichkeit genommen wurde, ein solides Leben mit einer Boxkarriere aufzubauen. Ich wünschte ich wäre noch in dieser goldenen Zeit in der Fernsehen und alles noch am Start war. Wie in den 2000ern und den 90ern. Aber es gibt hier nicht mehr viel für mich zu holen. Im Februar geht es nach Rihad, ich hab noch ein paar Kämpfe mit Legacy. Die Gegner werden auch nicht einfacher, aber wir sind auf diese Welle aufgesprungen und wir werden sie weiter reiten“.  

„Aber du kannst dir nicht vorstellen was für ein Stein mir vom Herzen gefallen ist am Samstag, es war fast schon eher ein ganzes Haus (lacht). Die Emotionen haben mich komplett überrannt, auch so hart unter Tränen im Ring zu stehen danach, das hatte ich noch nie. Ich bin einfach unglaublich dankbar“.  

Dracu (Boxen1): „Ich hatte die Diskussion schon oft mit vielen Box-Experten-Kollegen, inder es darum ging ‚welcher Deutsche hat das Zeug für ganz Oben?‘. Wenn ich deinen Namen genannt habe, zögerten hier und da doch schon Einige“. 

Spomer: „Der vergangene Samstag hat hoffentlich ganz Vielen in der Boxwelt geholfen zu verstehen, wer ich überhaupt bin. Wie lange sollte das noch gehen, dass ich unterm Radar bin? Ich bin so glücklich diesen Kampf angenommen zu haben und dass alles so gelaufen ist, wie es dann tatsächlich auch gelaufen ist. Zum ersten Mal, grade auch nach all den positiven Nachrichten die mich erreichen, hab ich das Gefühl unter dem Radar hervorzukommen – das macht mich überglücklich“. 

Dracu (Boxen1): „Slawa, danke dir für deine Zeit, viel Erfolg für die Zukunft und nochmal Herzlichste Glückwünsche zu dieser grandiosen Vorstellung. Bis hoffentlich bald“!

Spomer: „Ich danke dir und auch bis hoffentlich bald“!

Slawa Spomer. Fotos: Marcel Tschamke.
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