Parker deklassiert einen völlig enttäuschenden Wilder!

Riydah, Saudi Arabia: Deontay Wilder v Joseph Parker, Heavyweight Contest.
23 December 2023
Picture By Mark Robinson Matchroom Boxing.
Joseph Parker celebrates.

Deontay Wilder verliert chancenlos seinen Kampf gegen Joseph Parker. Was das für seine Legacy bedeutet.

Deontay Wilder (43-3-1) sollte sich nach über einem Jahr im Ring zurückmelden und einen Sieg über Joseph Parker (34-3) feiern, damit weitere große Kämpfe erfolgen können. Doch in Riad, Saudi-Arabien, sollte es gänzlich anders kommen. Ein besonders technisch starker Boxer war der Puncher aus Tuscaloosa ja noch nie. In zahlreichen Kämpfen hatte er auf den Scorecards das Nachsehen, beispielsweise auch gegen eher mittelklassige Männer wie Gerald Washington (20-6-1) oder Artur Szpilka (24-5). Auf seine rechte Schlaghand konnte sich Wilder jedoch stets verlassen, die ihm etliche Kämpfe noch gesichert hat. An dem heutigen Abend gegen Parker sollte sich dies jedoch nicht mehr einstellen.

Parker machte das Nötigste – Wilder verharrte 12 Runden in Lauerstellung

Riydah, Saudi Arabia: Deontay Wilder v Joseph Parker, Heavyweight Contest.
23 December 2023
Picture By Mark Robinson Matchroom Boxing.

Parker begann direkt druckvoller zu agieren. Er hielt die Ringmitte und landete immer wieder punktuell Treffer, womit er sich die Anfangsrunden sicherte. Ein abwartender Wilder ist nichts Neues, denn der Amerikaner verblieb häufig passiv und suchte die eine Kontermöglichkeit, womit er seine Gegner KO schlagen kann. In diesem Kampf war es jedoch besonders eindimensional, was er präsentierte. Er bot keinerlei Offensivbemühungen. Kein Fintieren, keine Jabs, keine Tempoverschärfungen, es war schlichtweg nichts Boxerisches vorhanden. Dies war selbst für einen Deontay Wilder erschreckend. Hat er noch beispielsweise im letzten Fury-Kampf mit zahlreichen Jabs zum Körper agiert, hat er gegen Parker überhaupt nicht erst versucht, boxerisch irgendwie stattzufinden.

Parker hingegen sicherte sich Runde für Runde und erarbeitete somit frühzeitig schon einen komfortablen Vorsprung auf den Scorecards. Zwar war der Neuseeländer auch stets wachsam auf die Rechte von Wilder, womit er in der Gesamtheit auch eher kein Offensivfeuerwerk zelebrierte, doch er tat bedeutend mehr – und hatte dabei auch mehr Erfolg. So konnte er Wilder beispielsweise in der achten Runde bedrohlich anklingeln, doch Wilders Nehmerqualitäten offenbarten sich ein weiteres Mal. In den letzten beiden Runden kam Wilder dann nochmal etwas auf, ohne seine Aktionen boxerisch vorzubereiten. Dies hatte entsprechend kaum Erfolg, obwohl man ihm schon dieses leichte Aufbäumen attestieren muss. Am Ende gingen 12 sehr einseitige Runden vorbei, und Joseph Parker bekam den klaren Punktsieg zugesprochen. Die Punktrichter werteten es 118-110, 118-111 und 120-108 für Parker.

Frage nach der Auswirkung für die Legacy bei Wilder

Riydah, Saudi Arabia: Deontay Wilder v Joseph Parker, Heavyweight Contest.
24 December 2023
Picture By Mark Robinson Matchroom Boxing.
Dejected Deontay Wilder after his loss.

Deontay Wilder galt ja noch nie als besonders versierter Techniker in der Boxszene. Seine Schlagkraft war stets das Steckenpferd, wodurch er im absoluten Elitesegment mithalten konnte. Natürlich bewies er auch taktische Fähigkeiten und das Auge für den richtigen Moment, wo er seine Power und Dynamik einbringen konnte. Dennoch war er boxerisch stark limitiert für einen ehemaligen WBC-Weltmeister im Schwergewicht.

Durch die heutige Niederlage gegen Parker wird man jedoch nun auch sein boxerisches Erbe in Frage stellen müssen. Dass Wilder einer der härtesten Puncher aller Zeiten ist und war, daran gibt es keine Zweifel. Doch wie schaut es mit ihm als Gesamtboxer aus? Wenn man sich seinen Kampfrekord so anschaut, dann muss man konstatieren, dass er überwiegend schwächere Boxer herausgefordert hat. Nicht nur in der Aufbauphase, sondern auch im Verhältnis zu seiner WBC-Regentschaft. Es gab die beiden Kämpfe gegen Luis Ortiz, wobei der Kubaner auch schon ziemlich alt damals erschien. Nebenbei erfolgten noch die 3 Fury-Kämpfe, wovon Wilder keinen gewann. Parker war also mindestens der drittbeste – oder gar zweitbeste Gegner in Wilders Karriere. Und diese Hürde hat er absolut nicht nehmen können, wodurch sein boxerisches Vermächtnis vermutlich maximal Schaden genommen hat.

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