Quiggs Gewichtsvorteile reichen nicht aus
Es waren gut 30 turbulente Stunden, bevor es im vom Regen durchzogenen StubHub Center in Carson, Kalifornien zum Aufeinandertreffen zwischen WBO-Weltmeister Oscar Valdez und Herausforderer Scott Quigg kommen konnte. Quigg hatte das Limit im Federgewicht deutlich überschritten und sorgte so für Aufruhr beim Team von Valdez, das kurzzeitig sogar damit drohte, den Kampf abzublasen. Die Befürchtungen hinsichtlich eines körperlichen Vorteils Quiggs sollten sich im Ring bewahrheiten. Aufgrund des verpassten Gewichts stand aber nur für Valdez der Gürtel auf dem Spiel.
Schon früh verfestigten sich Eindrücke, die den Ton des restlichen Kampfes setzten: der mit ca. 64,5 kg inoffiziell als Weltergewichtler in den Ring gestiegene Quigg (er nahm zum Vortag nach Rehydratation des Körpers nochmal rund 6 kg zu) konsequent im Vorwärtsgang, mit dem Ziel die physischen Vorteile in die Waagschale zu werfen, während Titelverteidiger Valdez in der Rückwärtsbewegung seine schnellen Kombinationen sowie gezielte Hände zum Körper abfeuerte. Für Letzteren war dieser aufwendige Stil insbesondere im ersten Drittel von Erfolg geprägt, da Valdez zusätzlich mit wendigen Meidbewegungen seinen eindimensional wirkenden Gegner ins Leere laufen ließ.
Valdez verliert Zahn und erleidet Kieferverletzung nach hartem harten Sieg über Quigg
Scott Quigg war zudem früh durch eine Cut-Verletzung gekennzeichnet, konnte dem schleichend abbauenden Valdez jedoch mit einem schweren rechten Haken durchrütteln. Der Mexikaner blutete fortan schwer aus dem Mund – Befürchtungen ob eines Kieferbruchs lagen in der Luft. Angetrieben von Quiggs zermürbendem Dauermarsch, zeigte Valdez wie schon in anderen Kämpfen seine Kriegermentalität; seinen unbeugsamen Willen. In den Runden acht und neun war es allerdings der Brite, der mehrere schwere Treffer an den Mann bringen konnte und der Kampf schien leicht in dessen Richtung zu kippen.
Aber zum wiederholten Male kämpfte sich Valdez ins Geschehen zurück – im zehnten Durchgang konnte er Quigg mit einem feinen linken Haken zum Körper zusetzten. Dies war womöglich das Zünglein an der Waage für den Olympia-Teilnehmer von 2008 und 2012, welcher die zweite, ja vielleicht sogar die dritte Luft bekam. Aber auch Quigg zeigte unglaublichen Willen, indem er trotz vermutlich gebrochener Nase weiterhin nach vorne ging und sein Glück versuchte. Der Schützling von Star-Trainer Freddie Roach konnte aber nicht die entscheidenden Akzente setzten und verlor schlussendlich verdient mit 117-111 und zwei Mal 118-110 nach Punkten. Auch wenn die Wertungen auf den ersten Blick zu hoch erscheinen, muss man konstatieren, dass Valdez am Ende fast 100 Treffer mehr verbuchen konnte und generell der effizientere Mann war.
Scott Quigg total ausgepowert nach dem verlorenen Fight gegen Oscar Valedez. Der Betreuer säubert den Engländer von dem vielen Blut das bei diesem Kampf geflossen ist. Trotz Übergewicht hat es nicht gereicht.
Bei Valdez‘ spektakulärem Stil kann man nur mit Freude in die Zukunft blicken. Ein Duell mit Quiggs Erzrivalen Carl Frampton wäre zum Beispiel eine realistische, vielversprechende Option für den weiteren Karriereverlauf des WBO-Champions im Federgewicht. Man darf gespannt sein.