Hat sich Anthony Joshua mit Otto Wallin den falschen Gegner ausgesucht?

Hat sich Anthony Joshua mit seinem Kampf gegen Otto Wallin zu viel vorgenommen? Der zweifache Ex-Champion setzt bei diesem Kampf seine gesamte Karriere aufs Spiel.

Eine Niederlage gegen Otto Wallin könnte das Ende von Anthony Joshuas Karriere bedeuten.

Es sind noch genau 18 Tage bis in Riad, Saudi-Arabien eine der größten FightCards aller Zeiten stattfinden wird. Was die Saudis der Boxwelt am 23. Dezember präsentieren ist mehr als nur ein um ein Tag verfrühtes Weihnachtsgeschenk, es ist einmalig in der Qualität aller Kämpfer, die hier an einem einzigen Event in den Ring steigen. Sicher gab es schon größere Hauptkämpfe und vielleicht hätte es diese Veranstaltung gekrönt, wenn Anthony Joshua etwa gegen Deontay Wilder kämpfen würde, aber es sind die hochklassigen Kämpfe an sich, die bei dieser Veranstaltung in Riad, Saudi-Arabien an diesem Abend auf der FightCard stehen.

Sicher gab es in Las Vegas, New York oder Atlantic City schon Veranstaltungen, auf denen gleich drei Weltmeisterschaftskämpfe stattfanden, aber noch niemals standen sich auf einer FightCard so viele hochklassige Schwergewichtler gegenüber. Man nennt die Schwergewichtsklasse nicht umsonst die Königsklasse des Boxsports.

Boxen1 möchte die noch 18-tägige Wartezeit bis zu diesen Mega-Event in Saudi-Arabien, damit überbrücken, indem wir in Abständen von zwei bis drei Tagen die einzelnen Kämpfe dieses sensationellen Saudi-Events am 23. Dezember ein wenig beleuchten. Für heute möchten wir uns den Kampf zwischen dem zweimaligen Schwergewichts-Champion Anthony Joshua vs. Otto Wallin anschauen.

Otto Walin stand Anthony Joshua schon als Sparringspartner zur Verfügung. Die beiden kennen sich auch schon von den Amateuren, wo beide schon zwei Mal aufeinander trafen. AJ siegte hier beides Mal nach Punkten.

Anthony Joshua holte sich zum ersten Mal, im April 2016, vor inzwischen mehr als sechseinhalb Jahren, den WM-Titel der IBF, als er in der O2-Arena in London, den bis dahin noch unbesiegten US-Amerikaner Charles Martin in der zweiten Runde ausknockte. Danach verteidigte er seinen IBF-Titel gegen Dominic Breazeale und Eric Molina, die AJ beide vorzeitig ausknockte.

Im April 2017 macht Anthony Joshua dann sein ‚Meisterstück’, als er in einem dramatischen Kampf im Londoner Wembley Station den langjährigen WBA und IBO Champion, Wladimir Klitschko, durch tKO in der 11. Runde entthronte. In diesem Kampf sah man den besten Anthony Joshua in seiner gesamten Karriere.

Danach verteidigte AJ seine WM-Titel in einem Kampf gegen Carlos Takam um danach in einem Kampf gegen Joseph Parker, wo er auch noch den WBO-Titel dazu gewann. Nach einer weiteren erfolgreichen Titelverteidigung gegen den russischen Ex-Weltmeister Alexander Povetkin unterlag Anthony Joshua dann überraschend, am 1. Juni 2019 gegen den US-Amerikaner mexikanischer Herkunft Andy Ruiz Jr. durch Technischen K.o. in der siebten Runde und verlor dadurch seine Weltmeistertitel der IBF, IBO, WBA und WBO. Ruiz musste in der dritten Runde zu Boden, konterte aber mit zwei Niederschlägen noch in derselben Runde. Nachdem Joshua in der siebten Runde weitere zweimal niedergeschlagen worden war, beendete der Ringrichter den Kampf. Ruiz hatte nur sechs Wochen Zeit, sich auf diesen Kampf mit Joshua vorzubereiten, da er kurzfristig für den ursprünglich vorgesehenen Gegner Jarrel Miller eingesprungen war, da dieser durch einen positiven Dopingtest ausfiel.

Anthony Joshua vs. Otto Wallin Fight-Poster.

Bei diesem Kampf scheint mit Anthony Joshua etwas passiert zu sein, dass sich bis heute bei allen seinen Kämpfen, seit diesem ersten denkwürdigen Ruiz-Kampf, immer widerspiegelte. AJ holte sich zwar dann, im vertraglich vereinbarten Rückkampf in Saudi-Arabien, seine WM-Gürtel von Andy Ruiz, durch einen Punktsieg über 12 Runden, wieder zurück, aber bei diesem Kampf stand auf einmal ein ganz anderer Joshua im Ring, als zur Zeit vor seiner ersten Karriere-Niederlage. Anthony Joshua boxte in diesem zweiten Kampf gegen Ruiz übervorsichtig, wenn nicht zu sagen fast schon ängstlich und AJ gewann diesen Revanche-Kampf auch eher wegen der schlechten Leistung von Andy Ruiz, der nach seinem WM-Sieg wohl zu viel und zu lange gefeiert hatte, als dass er sich auf diesen Kampf vorbereitet hat, als wegen seiner eigenen Stärke.

Es folgte dann eine etwas einfache Titelverteidigung gegen Kubrat Pule, bevor Joshua dann auf den früheren uneingeschränkten Cruisergewichts-Champion Oleksandr Usyk traf. Auch in den beiden Kämpfen gegen Usyk stand nicht der alte AJ im Ring, sondern eher eine übervorsichtige fast ängstlich boxende Version früherer Zeit. Hinzu kam dann auch noch, dass man bei Joshua nun mentale und psychische Probleme bemerken konnte, was sich besonders nach dem Ende des zweiten Usyk-Kampfes bemerkbar machte, als Joshua die Gürtel, die er nach seiner Niederlage an Usyk abgeben musste, einfach nahm und aus dem Ring warf.

Anthony Joshua vs. Otto Wallin Face to Face.

Es folgten nach den beiden Niederlagen gegen Oleksandr Usyk zwei Kämpfe gegen Jermaine Franklin und Robert Helenius, eher zwei zweitklassige Boxer, die AJ gewann. Geplant war danach ein Big Fight gegen Deontay Wilder, ein Kampf der lange im Gespräch war und den auch die Saudis finanzieren wollten. Doch dann kam es ganz anders und nun boxen zwar Anthony Joshua und Deontay Wilder beide am 23. Dezember in Riad, Saudi-Arabien, aber leider nicht gegeneinander sondern jeweils gegen andere Gegner.

Anthony Joshua hat sich für diesen Kampf den in New York lebenden Schweden, Otto Wallin, ausgesucht. Aber hat sich AJ hier vielleicht doch den falschen Gegner ausgesucht? Denn Otto Wallin ist kein Nobody wie etwa Jermaine Franklin, sondern ein gewachsener Schwergewichtler  der Spitzenklasse.

Otto Wallin wechselte im Alter von 22 Jahren ins Profilager und unterschrieb bei dem deutschen Promoter Wilfried Sauerland einen Profivertrag. Wallin wurde zu Beginn von Torsten Schmitz in Berlin, später von Joey Gamache in Kopenhagen trainiert, welcher auch, nach der Trennung von Sauerland, als sein Promoter fungierte. Sein Berater ist Håkan Norberg. Seit März 2019 steht Otto Wallin beim US-Promoter Salita Promotions unter Vertrag. Seine Manager sind David Berlin und Zachary Levin.

Hier ein Foto aus dem damaligen Kampf zwischen Otto Wallin vs. Tyson Fury. Wenn man dieses Foto sieht muss man sagen, dass andere Kämpfe schon wegen viel kleineren Verletzungen abgebrochen wurden. Hätte Wallin die gleich Verletzung gehabt, hätte der Ringrichter den Kampf wohl sofort abgebrochen. Die Wunde von Fury musst nach dem Kampf mit 47 Stichen genäht werden.

Otto Walin boxte bis 2019 in Dänemark, Deutschland, Schweden, Bulgarien und Lettland, wobei er jeden seiner 20 Kämpfe gewann, davon 13 vorzeitig. Am 14. September 2019 boxte Otto Wallin gleich in seinem erst zweiten Kampf in den USA gegen Tyson Fury und überraschte mit seiner Leistung und verlor erst nach den vollen zwölf Runden durch Punktentscheidung. Tyson Fury erlitt durch Schlagwirkung eine schwere Cutverletzung über dem rechten Auge, welche nach dem Kampf mit 47 Stichen genäht werden musste. Dieser Kampf wäre mit Sicherheit abgebrochen und Otto Wallin zum Sieger durch tKO erklärt worden, wenn der Gegner nicht Tyson Fury gewesen wäre.

Im August 2020 siegte Wallin gegen Travis Kauffman durch tKO in der fünften Runde und im Februar 2021 gewann er einstimmig nach Punkten gegen Dominic Breazeale, der bereits WM-Herausforderer von Anthony Joshua und Deontay Wilder war.

Am 30. September 2023 gewann er in Antalya, Türkei, überraschend nach Punkten gegen Murat Gassijew, den ehemaligen IBF- und WBA-Weltmeister im Cruisergewicht. In diesem Kampf, der von der Promotergruppe von Gassijew veranstaltet wurde um ihren Boxer in eine Titel-Position zu bringen, beherrschte Otto Wallin seinen Gegner absolut selbstbewusst und er gewann diesen Kampf eigentlich viel klarer, als dass die Punkte der drei Punktrichter am Ring dies aussagten. Der Kampf war von der IBF als Eliminator für den Nr. 2 Platz, in der IBF-Weltrangliste ausgeschrieben. So kam es, dass Otto Wallin nach diesem großen Sieg über Murat Gassijew als Nummer zwei bei der IBF, einen Platz vor Anthony Joshua, gerankt wurde.

Der Schwede Otto Wallin ist ein gewachsener Schwergewichtler, der Anthony Joshua ganz sicher alles abverlangen wird.

Der Weltverband der IBF hat angekündigt, dass der IBF-Champion, der zur Zeit Oleksandr Usyk ist, nach dem für dem für den 17. Februar nächsten Jahres angekündigten Vereinigungskampf mit dem WBC-Champion Tyson Fury, seinen IBF-Titel unverzüglich im nachfolgenden Kampf gegen die Nr.1 der IBF, Filip Hrgović Pflicht-verteidigen muss, ansonsten würde der IBF-Titel, dem Sieger des Fury vs. Usyk Kampfes, aberkannt und vakant werden. Da nun aber bekannt ist, dass sowohl Fury als auch Usyk jeweils vertraglich einen sofortigen Rückkampf vereinbart haben, ist davon auszugehen, dass der IBF-WM-Titel nach dem Vereinigungskampf, dem Gewinner entzogen wird und es im Revanchkampf zwischen Tyson Fury und Oleksandr Usyk, dann nur noch um drei Titel der vier großen Weltverbände geht.

Diese Konstellation wird Joshuas Promoter Eddie Hearn berücksichtigt haben, als er für den Kampf von Anthony Joshua, am 23. Dezember in Saudi Arabien, gerade die neue Nr.2 der IBF, Otto Wallin als Gegner für AJ ausgesucht hat. Denn das große Ziel von Joshua ist es, ein drittes Mal Schwergewichts-Champion zu werden und der einzige Weg dazu wäre, wenn Joshua Otto Wallin besiegt, dann übernimmt er Wallins derzeitige Ranglisten-Position und sollte dann, wie von der IBF bereits angekündigt, deren Titel vakant werden, dann würde der IBF-Weltranglistenerste Filip Hrgović gegen die Nr.2 der IBF um den WM-Titel kämpfen. Im Falle eines Sieges von AJ über Otto Wallin, würde dann Filip Hrgović gegen Anthony Joshua um die IBF-Weltmeisterschaft boxen.

Anthony Joshua
Anthony Joshua vs. Otto Wallin ist ganz sicher der spannendste und ausgeglichenste Kampf auf der FightCard am 23. Dezember in Riad, Saudi-Arabien.

Aber hat sich Eddie Hearn und Anthony Joshua da vielleicht doch verschätzt? Mit der Verpflichtung von Otto Wallin als Gegner für den Weihnachte-Event in Saudi-Arabien setzt Abthony Joshua seine gesamte Karriere aufs Spiel, denn sollte Joshua gegen Wallin verlieren, dann ist der Kampf gegen Deontay Wilder, für den Joshua bis zu 100 Millionen Dollar vereinnahmen soll, mit Sicherheit geplatzt. Denn ein aus einer Niederlage kommender AJ ist für einen Super-Fight gegen Wilder ganz sicher aus dem Geschäft. Aber auch die Möglichkeit für Joshua, in einem Kampf gegen Filip Hrgović zum dritten Mal den Weltmeistertitel zu gewinnen, wäre ausgeträumt, wenn er den Kampf gegen Otto Wallin verlieren würde. Eigentlich wäre Joshuas Karriere bei einer Niederlage gegen Otto Wallin endgültig vorbei, denn auch an einen Kampf gegen Tyson Fury wäre dann nicht mehr zu denken, der würde ihn höchstens verspotten.

Übrigens kennen sich Anthony Joshua und Otto Wallin schon von den Amateuren, wo sie zwei Mal aufeinander trafen und beide Mal hieß der Sieger Anthony Joshua, vielleicht hat Joshua auch deswegen keine Bedenken Wallin als Gegner zu akzeptieren, aber der Otto Wallin von heute ist sicher ein Anderer als zu Amateurzeiten. Die Beiden haben auch schon viele gemeinsame Sparringsrunden als Profis absolviert, als Joshua Wallin als Sparringspartner vor einem seiner WM-Kämpfe verpflichtete.

Otto Wallin
Otto Wallin: „Anthony Joshuas Weg geht nach unten. Er hat Respekt verdient, aber seine Zeit ist vorbei, während meine erst gerade beginnt.“

Otto Wallin zum Kampf gegen Anthony Joshua: „Auf jeden Fall bin ich absolut zuversichtlich, Joshua zu schlagen, sonst würde ich diesen Kampf nicht annehmen“, fügte Wallin hinzu. „Ich habe so lange darauf gewartet. Ich werde diesen Kampf als Sieger beenden. Ich hatte einen guten Kampf mit Tyson Fury, aber ich habe diesen Kampf leider verloren und ich werde nicht wieder verlieren.“

„Ich habe das Gefühl, dass ich so bereit für diesen Kampf bin und nun endlich den Respekt bekomme, den ich verdiene. Ich glaube, AJ ist auf dem Weg nach unten. Ich denke, dass er ein sehr guter Boxer war, er verdient Respekt, aber ich denke, dass seine Zeit nun zu Ende geht und meine gerade erst beginnt.“

Das Fight-Poster für die Veranstaltung am 23. Dezember in Riad, Saudi-Arabien.
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1 Kommentar

  1. 23 Dezember in Saudi Arabien Boxt Antony Joschua gegen Walin…ich glaube Joshua hat den Falschen Gegner ausgesucht ..Walin wird den Kampf Gewinnen…er hatte 12 runden gegen Fury standgehalten hatte sogar Fury am Boden ..
    Fury ist ein Hühne…wogegen Joschau nicht so groß ist…für Walin genaue Größe.Walin ist. Mental Stärker ..er wird alles geben ..ich denke das Walin sogar Joshua ausknoken kann .das traue ich ihm zu .und Boxen kann er auch und hat Nehmer Qualität…Bin auf 23 Dezember gespannt…ich tippe Walin gewinnt wie zuvor Ruiz und der Ukrainer nack K.O vielleicht 8-10 Runde … geschrieben yarak aus Vaihingen Enz

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