BOXEN1 stellt vor: Evgenios Lazarides

Es tut sich was in der Schwergewichts-Szene! Wir sprechen von Evgenios Lazaridis (Kampfname: Achilles), geboren am 15.02.1988 in Athen. Nach seiner erfolgreichen Karriere im Amateurboxsport, in der er schließlich mehrfach griechischer Meister wurde, debütierte Lazaridis am 14.06.2014 als Schwergewichtler im Profibusiness.

Im Portrait – Evgenios Lazaridis

Der 1,98 Meter große Kämpfer bestritt bislang 18 Kämpfe, von denen er 16 mal den Sieg mit nach Hause nahm. 10 mal besiegte er seine Gegner durch Knockout. Mit seiner Größe, Schnelligkeit und Schlagkraft ist er geradezu dafür prädestiniert, im Schwergewichtsboxen Karriere zu machen. So wurde er schon jetzt 2-facher Sieger beim Eurosport Bigger is Better Turnier, IBA Intercontinental Champion 2015 sowie Internationaler Deutscher Meister (BDB) 2017.

Als der Schwergewichtsboxer Evgenios „Achilles“ Lazaridis im September 2014 aus den USA nach Frankfurt flog, um sich in der Mainmetropole auf ein von Eurosport übertragenes Boxevent vorzubereiten, ahnte er wohl kaum, dass diese Bankenstadt einmal seine sportliche Heimat werden würde. Frankfurt ist nicht unbedingt als Mekka des Boxsports bekannt, längst gehören Glanz und Gloria der großen Boxkämpfe, die hier stattfanden, der Vergangenheit an.

v.l.n.r: Alexander Povetkin, Enno Werle, Evgenios Lazarides

Dennoch wollte der damals 26jährige Athener genau hier in den letzten zwei Wochen vor seinem Kampf trainieren und sich vorbereiten. So lernte er in einem Frankfurter Boxgym Dennis Don Kiy kennen, ebenfalls Schwergewichtler und ebenfalls Teilnehmer an eben jenem Boxevent. Das Eis zwischen den beiden Sportlern war schnell gebrochen und man verabredete sich für gemeinsame Sparringseinheiten und Trainings.

Wie in jedem Sport auf Hochleistungsniveau, läuft aber nichts ohne die entsprechende Betreuung und Trainingspartner. Und die hatte Evgenios zu diesem Zeitpunkt nicht. Über seinen hiesigen Trainingspartner Dennis Don Kiy lernte er dessen Vater Frank kennen, der seinen Sohn gemeinsam mit der Trainerlegende Enno Werle nicht nur auf das kommende Event vorbereitete, sondern ihn allgemein trainierte und unterstützte.

Lazaridis zögerte nicht lange, versuchte sein Glück und fragte, ob Kiy nicht auch ihn auf den Kampf und in der Ecke betreuen könnten. Kiy sagten dem Griechen zu und gewann mit beiden Boxern die jeweiligen Kämpfe. Lazaridis kam, sah und blieb auch nach dem Turnier in Frankfurt. Der Schwergewichtler fühlt sich hier wohl, unter anderem weil die Bedingungen für das Profiboxen vor allem Mangels Sparringspartnern in Griechenland mehr als schlecht sind. Was 2014 aus einem Zufall heraus begann, wurde auf einmal zu seinem sportlichen Zuhause, denn die Verbindung mit den Kiys und Enno Werle blieb bestehen.

Als Dennis Don Kiy Ende 2017 die Boxhandschuhe aufgrund einer schweren Verletzung an den Nagel hängen musste, blieb sein Vater dem Boxsport jedoch treu. Frank Kiy trainierte und coachte Lazaridis weiter, damit dieser sich nach und nach in den Ranglisten hochboxen konnte. Die Rahmenbedingungen dafür waren keine guten, denn der französische Promoter des griechischen Heavy Weights unterstützte ihn kaum bis gar nicht. Der Promotervertrag mit den Franzosen lief Mitte 2017 aus und man beließ es auch dabei.

Zu Lazaridis‘ Glück kam im Herbst 2017 der bekannte Matchmaker Hagen Döring auf ihn zu und bot ihm einen Kampf gegen Erkan Teper an. Evgenios nahm an, ging aber als krasser Außenseiter in das Gefecht. Doch der Frankfurter Profi bestritt den Kampf seines Lebens. Lazaridis gab alles, musste sich aber seinem Gegner knapp nach Punkten geschlagen geben. Der Ringrichter wertete mit alleiniger Entscheidungshoheit nach 10 Runden Kampf 96:95 für Erkan Teper.

Die Niederlage schadete dem Griechen allerdings nicht. Im Gegenteil, Lazaridis machte sich mit diesem Kampf einen richtig guten Namen in der Boxer-Szene. Hagen Döring war es dann auch, der ihn abermals kontaktierte. Der Berliner Geschäftsmann Ingo Volckmann war gerade dabei, den neuen Boxstall Agon Sports Berlin zu gründen und suchte mit Döring nach vielversprechenden Boxern. Lazaridis‘ Trainer Kiy empfahl dem Griechen, das Vertragsangebot anzunehmen, auch wenn dies einen Umzug nach Berlin bedeutete.

v.l.n.r.: Erkan Teper, Agit Kabayel, Evgenios Lazaridis

Evgenios folgte dem Rat und zog Anfang 2018 mit Sack und Pack in die Hauptstadt. Auch ihm war klar, dass man ohne einen finanzstarken Promotor in diesem harten Geschäft nicht weit kommen würde. Doch Berlin ist nicht jedermanns Pflaster. Mit den neuen Trainingsbedingungen kam der Grieche überhaupt nicht klar, mit der Stadt selbst ebenso wenig. Es kam wie es kommen musste.

Im März 2018 verlor er total außer Form gegen den bis dato ungeschlagenen Franzosen Samuel Kadje durch K.O. und auch der zweite Kampf für seinen Boxstall Agon lief alles andere als gut. Gegen den Spanier Gabriel Enguema tat sich der Grieche extrem schwer und gewann nur knapp nach Punkten. Agon-Boss Volckmann bewies Fingerspitzengefühl und kontaktierte Lazaridis‘ Ex-Trainer Kiy.

Volckmann wusste, Berlin und Evgenios – das passte einfach nicht. So ist sein Vertrag mit Agon Sports schließlich ausgelaufen. Seit einem Jahr nun lebt und trainiert Evgenios wieder in der Mainmetropole. Drei weitere Kämpfe hat er seit dem bestritten und drei Siege eingefahren. Es wirkt fast schon wie ein Beweis, wie gut ihm diese Stadt tut. Nun möchte Evgenios „Achilles“ Lazaridis den ersten großen internationalen Titel gewinnen oder gerne auch Kämpfe in den USA bestreiten.

Gute Schwergewichte sind dort immer gesucht und werden gut bezahlt. Doch für das kommende Jahr muss für den Athener und Wahl-Frankfurter alles passen. Lazaridis ist einer, für den es sich lohnt zu investieren, so die einhellige Meinung von Frank Kiy und Enno Werle, die hautnah miterleben, wie diszipliniert und intensiv er am Training festhält. „Er ist ein fleißiger und bodenständiger Typ mit viel Siegeswillen und vor allem mit großem Potenzial“, so Kiy.

Der Junge ist in Frankfurt – in ‚seiner Mitte’ – und wenn man ihn im Kampf beobachtet, sieht es doch schon sehr vielversprechend aus. Im Schwergewicht geht es nun mal um richtig viel Geld. Evgenios wird daher viele Gespräche führen und dabei klar machen müssen: Seine Leistung kann er nur abrufen, wenn er weiter in Frankfurt leben und trainieren kann.

Das Boxteam, dass ihn zukünftig unterstützt, wird große Erfolge mit ihm feiern dürfen. Er ist ein sehr gefragter Sparringspartner, auch weil er bei seiner Körpergröße von 198 cm und über 110 kg Kampfgewicht technisch sehr gut boxen kann. Dass er zumindest in Europa ganz oben mitboxen kann, hat er bei Sparringsaufenthalten mit dem ehemaligen WBA-Weltmeister Alexander Povetkin und zuletzt bei Schwergewichts-Europameister Agit Kabayel bereits bewiesen!

Fotos: Agentur Freitag

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