Am Samstag in Polen: HW-Showdown mit Adam Kownacki

Fightposter zum Event Kacper Meyna vs. Adam Kownacki.

Am Samstag boxt das Schwergewicht Kownacki erstmalig in seiner Heimat. Ein Actionfight wird erwartet, der Sieger bleibt offen.

Das Städtchen Koszalin wird in Polen der Mittelpunkt eines größeren Boxevents werden. Die Rocky Boxing Promotion veranstaltet nämlich dort eine Boxgala, wo der Hauptkampf es so richtig in sich hat. Insbesondere die Schwergewichtsliebhaber dürfen sich auf einen actiongeladenen Thriller freuen, bis es in der nächsten Woche mit dem großen AJ vs. Ngannou-Event so richtig losgeht. Zuvor wird jedoch ein polnischer Boxer sein emotionales Homecoming erleben, mit ungewissem Ausgang.

Adam Kownacki – der historische Kämpfer

Adam Kownacki und Chris Arreola.

Der Hauptkampf am Samstag im Schwergewicht lautet Kacper Meyna (11-1) gegen Adam Kownacki (20-4) um die nationale Meisterschaft. Kownacki, der gebürtig aus Polen stammt, hat seine gesamte Profikarriere in den USA verbracht. Dort konnte der Pressurefighter für Furore sorgen. Der Startschuss für seine internationale Karriere war sicherlich der überraschende Erfolg über den Landsmann Artur Szpilka (24-5) im Juli 2017, wo er diesen innerhalb von 4 Runden gestoppt hat. Weitere starke Siege erfolgten gegen Exweltmeister Charles Martin (29-4-1) oder Gerald Washington (20-6-1). Das Babyface war zu dieser Zeit sicherlich einer der populärsten Kämpfer weltweit, der es mit seinen actiongeladenen Kämpfen verstand, die Boxherzen im Sturm zu erobern. Dies gipfelte dann zum Kampf gegen Chris Arreola (39-7-1).

Mit der Bilanz von 19-0 stellte sich Kownacki dem erfahrenen Contender Chris Arreola (39-7-1) im August 2019, es sollte rückblickend Kownackis Peak bedeuten. In der Barclays Arena von Brooklyn gaben sich beide Schwergewichte von der ersten Sekunde an einen verrückten Kampf. Beide wichen nicht voneinander ab, schlugen aus allen Lagen und lieferten sich eine historische Schlacht. Am Ende haben beide Boxer summiert unglaubliche 2172 Schläge abgeworfen, wovon 667 ins Ziel trafen. Ein Rekord für die Ewigkeit! Der Kampf mit den zuvor meisten Schlägen war aus dem Jahr 1997 datiert, wo David Tua und Ike Ibeabuchi auf insgesamt 1730 Schlägen kamen. Kownacki und Arreola überboten also den Rekord gleich um über 400 Schläge. Auch bei der Anzahl der meisten Treffer wurde ein neuer Rekord im Schwergewicht aufgestellt, wodurch dieser Kampf in die Geschichtsbücher einging.

Kownacki verabschiedet sich aus der Weltspitze mit einer Niederlagenserie

Kownacki vs. Demirezen.
Foto: Stephanie Trapp/TGB Promotions

Um 2020 herum war Kownacki sicherlich einer der populärsten Boxer weltweit, obwohl seine Leistungsfähigkeit auch Schwächen aufwies. Das war bei seiner Personalie allerdings nie entscheidend, weil er es verstand, mit seinen Kämpfen die Fans aus den Sitzen zu holen, auch wenn es für einen Weltmeisterschaftsgürtel wohl nie ausreichen wird. Schon im März 2020 erfolgte die böse Überraschung für den Polen, als er sich gegen den Finnen Robert Helenius (32-5) überraschend geschlagen geben musste. Kownacki erzeugte viel Druck und Helenius schien durchaus einzubrechen, doch der Finne blieb standhaft, spielte seine langen Arme aus und konnte so das Upset verbuchen. Im Rematch wiederholte sich das Resultat, wodurch sich Kownacki faktisch mit dieser Niederlage auch schon aus der Weltspitze verabschiedet hat, sofern er jemals dort wirklich vertreten war. Auch im Nachgang ging noch ein Kampf gegen Ali Eren Demirezen (17-1) verloren, was seine Ambitionen endgültig begrub.

Im Juni des vergangenen Jahres meldete sich jedoch Kownacki bei einer Matchroom-Veranstaltung gegen den toughen Joe Cusumano (22-4) zurück. Es sollte sich eine fürchterliche Schlacht entwickeln, die etwas an die besten Zeiten von Kownacki erinnerte. Beide Boxer lieferten nur Powerpunches ab, beide wackelten und machten weiter. Kownacki wackelte mehrfach, konnte aber mit seinem Kämpferherz immer wieder zurückkommen. Am Ende siegte Cusumano, der im Nachgang jedoch des Dopings überführt wurde und eine Sperre antreten musste. Kownacki verlor derweilen seinen vierten Profikampf in Folge, ein Karriereende war naheliegend. Doch wenn man ehrlich ist, hat Kownacki mit dieser Schlacht einen Höhepunkt des Schwergewichtsjahres 2023 gesetzt, weil der Kampf wieder Menschen weltweit begeisterte.

Das Homecoming gegen einen gefährlichen Gegner

Kacper Meyna.

Kownacki wird nun am Samstag erstmalig in seiner polnischen Heimat kämpfen, was sicherlich nochmals eine Extramotivation bieten dürfte. Als Kontrahent wird der 24-jährige Landsmann Kacper Meyna gegenüberstehen. Meyna war im Vorfeld schon polnischer Meister und hat diesen Titel vakant gestellt, als er zuletzt einen WBC-Titelkampf bestritt. Nun wird es erneut um die nationale Meisterschaft gehen, aber gegen einen sehr renommierten Gegner. Meyna ist ein eher kleines, aber sehr kompaktes Schwergewicht. Besonders schnell erscheint er nicht, auch in der Technik dürfte es für die Weltspitze vielleicht nicht ganz ausreichen, aber gerade am Mann kann er seine schweren Hände gut entladen. Das ist nun deshalb auch so interessant, weil Kownacki selbst viel nach vorne geht und versucht, den Gegner einfach zu überpowern, was in etwa auch die Stärke von Meyna sein dürfte.

Das könnte entsprechend vom Match-Up unfassbar stark werden. Beide Boxer sind offensiv und schlagstark, haben dazu ein gutes Kinn. Vielleicht entscheidet die Frische bei dem Kampf, wer gewinnt. Kownacki kommt aus einigen Niederlagen, hat harte Schlachten geschlagen und ist gewiss past-prime – Meyna kommt aus Erfolgen und erscheint mit 24 Jahren noch sehr unverbraucht. Hier gibt es entsprechend auf beiden Seiten gute Argumente, die für einen Sieg sprechen, wodurch der Kampf auch so spannend erscheint. Auch die Buchmacher sehen in der Paarung einen ziemlichen 50/50-Kampf. Von daher empfiehlt es sich durchaus für jeden Schwergewichtsliebhaber, diesen tollen und sicherlich feurigen Hauptkampf in Polen zu verfolgen.

Das Co-Mainevent ist ebenfalls ein Titelkampf

Lukasz Stanioch und Khoren Gevor.

Im Co-Mainevent geht es ebenfalls um die polnische Meisterschaft, allerdings im Halbschwergewicht. Zudem ist noch ein WBC-Titel im Spiel. Lukasz Stanioch (9-1-1) trifft auf den Landsmann Kajetan Kalinowski (7-1). Stanioch galt durchaus als vielversprechender Mann, doch er unterlag sehr überraschend im September 2022 dem erfahrenen Khoren Gevor (35-11) nach Punkten. Gevor war enorm aktiv, während Stanioch eher verhalten agierte, und dann erfolgte eine Cutverletzung, wodurch der Kampf nach 5 Runden auf die Scorecards ging und die Sensation perfekt war. Im Nachgang stieg Stanioch ins Halbschwergewicht auf, wo er ebenfalls nicht wirklich überzeugen konnte. Nun wartet also ein entscheidender Titelkampf gegen Kalinowski. Der Kampf ist ebenfalls sehr ausgeglichen, und für den Sieger dürften zukünftig noch gute Kämpfe folgen.

Das Cruisergewicht Nikodem Jezewski (23-2-1), der im September 2022 den deutschen Olympiateilnehmer Serge Michel (15-3) stoppte, wird ebenfalls einen Kampf auf der Card bestreiten. Jezewski versucht sich neuerdings im Bridgerweight, wo er nun auch auf den Tschechen Adam Kolarik (6-5) trifft. Kolarik ist immer offensiv eingestellt, wodurch das wohl nicht verkehrt erscheint. Im Schwergewicht trifft Artur Bizewski (8-0) auf den Debütanten Marcin Sianos. Sianos ist im Kampfsport jedoch kein Unbekannter. Er war ein solider Amateurboxer und hat auch zahlreiche Kämpfe im MMA bestritten, wodurch er Bizewski sicherlich fordern wird. Nach seiner ersten Profiniederlage wird zudem Mateusz Polski (5-1) einen Aufbaukampf bestreiten.

Polsat Sport überträgt den Kampfabend

Die Veranstaltung wird am Samstag von Polsat übertragen. Auf Polsat Sport Fight ist die gesamte Card ab 18:30 Uhr zu sehen. Etwas später um 20:30 Uhr schaltet sich zudem Polsat Sport noch hinzu. Die Sender sind durchaus auch empfangbar mit einem monatlichen Abo für 10 €, allerdings wird dafür ein polnischer VPN benötigt.

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