Nach einem zwei Kämpfe andauernden Ausflug ins Cruisergewicht, kehrt Serge Michel (13-3-0) nun wieder zurück ins Halbschwergewicht. Mit neuem Trainer Levent Cukur setzt er neue Impulse in seinem Training. Nach der unglücklichen verletzungsbedingten Niederlage gegen Nikodem Jezewski in Polen möchte der Olympiateilnehmer von Rio 2016 noch einmal ganz oben angreifen. Boxen1 sprach mit dem „Bavarian Sniper“ aus Traunreut.
Boxen1: Du kämpfst am 18. März gegen Kenan Catic (5-7-1) in München. Wie laufen die Vorbereitungen?
Serge Michel: Super! Ich trainiere derzeit Dienstag und Donnerstag in München bei Levent Cukur. Die restliche Woche trainiere ich, wie gewohnt, in Traunreut. Die Zusammenarbeit mit Levent hat sich spontan ergeben, weil ich auf der Suche nach einer Veranstaltung war. Die Zusammenarbeit läuft bisher sehr vielversprechend. Ich trainiere dort auch mit Emre Cukur, den ich auch schon sehr lange kenne. Die Boxwelt in Bayern ist ja auch klein. Emre zeigt gutes technisches Boxen fürs Auge und Levent steht als Trainer für diesen Stil. Da kann ich mir auch noch etwas abschauen.
Boxen1: Du hast deine letzten beiden Kämpfe im Cruisergewicht bestritten. In welcher Gewichtsklasse wird der Kampf gegen Catic stattfinden? In welcher Gewichtsklasse planst du künftig anzugreifen?
Serge Michel: Das Cruisergewicht war eine tolle Erfahrung. Auch mal nicht auf das Gewicht achten zu müssen (lacht). Ich gefalle mir da aber nicht. Das Boxen im Cruisergewicht ist zu langsam, zu wenig explosiv. Deshalb gehe ich jetzt zurück ins Halbschwergewicht. Dort kann ich meine sportlichen Ziele am ehesten erreichen. Würde es mir nur ums Geld gehen, wäre es in einer schwereren Gewichtsklasse leichter. Aber ich will noch was erreichen. Im Halbschwergewicht kann ich jeden schlagen. Das taugt mir um einiges mehr.
Boxen1: Du hattest schon die neue Zusammenarbeit mit Levent Cukur angesprochen. Kannst du uns noch mehr Details geben, wie es zu der Zusammenarbeit kam? In welcher Konstellation werdet Ihr zusammenarbeiten? Welche gemeinsamen Ziele habt Ihr für 2023?
Serge Michel: Der erste Kontakt mit Levent kam tatsächlich, weil ich auf der Suche nach einem Event war, auf dem ich boxen konnte. Aus unseren Gesprächen ist dann die Idee entstanden, dass ich bei ihm zwei Tage die Woche trainiere. Außerdem passt es zu meinen etwas veränderten Lebensumständen. Ich werde als Reservist in Teilzeit zurück zur Bundeswehr in München gehen. Das sichert mich finanziell etwas ab und macht es mir leichter kontinuierlich zu trainieren. Zwischen Levent und mir passt es sportlich und menschlich sehr gut. Wenn sich die Gelegenheit für einen großen Kampf ergibt, kann ich mir sehr gut eine weitere Zusammenarbeit mit ihm als Trainer vorstellen. Für 2023 würde ich mir wünschen, mindestens drei Mal zu boxen. Gerne auch einmal im heimischen Traunreut.
Boxen1: Du hast deinen letzten Kampf gegen Nikodem Jezeweski in Polen verletzungsbedingt verloren. Wie kam es dazu? Wie hast du den Kampf erlebt?
Serge Michel: Das Event war ein geiles Ding, ein internationaler Kampf. Es hätte sehr schön für mich enden können. Leider hatte ich eine Augenverletzung. Das Auge hat von innen gepocht und sehr wehgetan. Ich habe alles nur noch doppelt und dreifach gesehen. Dadurch war es sehr gefährlich, dass ich einen Schlag nicht sehe und dann womöglich KO gehe. Zu dem Zeitpunkt lag ich bei allen 3 Punktrichtern eine Runde vorne. Mein Trainer hat damals aber die Entscheidung so getroffen.
Boxen1: Einer deiner ehemaligen Gegner, Ricards Bolotniks, hat zuletzt mit Hrvoje Sep einen weiteren ehemaligen Weltklasseamateur schlagen können. Was zeichnet Bolotniks, der selbst keine nennenswerte Amateurvergangenheit hat, aus?
Serge Michel: Man muss sich nur die Bilanz von Bolotniks ansehen. Er ist einen brutalen Weg gegangen und hat sich trotzdem immer weiterentwickelt. Auch sein Trainerteam hat eine sehr starke Arbeit geleistet. Er hatte damals das Golden Contract Turnier gewonnen. Man muss ihm hoch anrechnen, dass er nie aufgegeben hat. Harte Arbeit zahlt sich aus. Nichtsdestotrotz hätte ich sehr gerne einen Rückkampf gegen ihn.
Boxen1: Du planst wieder im Halbschwergewicht anzugreifen und du kommst, wie Shefat Isufi, aus Bayern. Da bietet sich – aus Sicht der bayerischen Fans – ein Duell mit ihm an. Kennt Ihr Euch aus der Vergangenheit? Wäre so ein Duell sportlich reizvoll? Hältst du so ein Duell für machbar?
Serge Michel: Die Boxwelt in Bayern ist, wie gesagt, klein. Deshalb kenne ich Shefat natürlich. Ich glaube aber nicht, dass Petko (Anmerkung: Shefat Isufis Promoter Alexander Petkovic) es wagen würde, Shefat gegen mich antreten zu lassen (lacht).
Boxen1: Im Halbschwergewicht haben einige deutsche Boxer schon international gegen große Namen geboxt: Dominic Bösel, Adam Deines oder natürlich Karo Murad zählen dazu. Gegen welchen der genannten Boxer würde sich deiner Meinung nach der spektakulärste Kampf mit dir ergeben und warum?
Serge Michel: Eines vorweg: ich würde jederzeit gegen jeden deutschen Boxer im Halbschwergewicht antreten. Sogar ohne Gage, um schnell in den Rankings hochzukommen. Dominic Bösel halte ich für den schwächsten der drei. Murad oder Deines wären brutale Fights! Boxen, Härte und Kampfgeist haben beide brutal. Deines ist außerdem sehr schlagstark, Murad sicher auch. Beide gehen keinen Schritt zurück und haben Eier aus Stahl. All diese Eigenschaften bringe ich natürlich auch mit. Also wären das auf jeden Fall superattraktive Kämpfe!
Karten für den Kampfabend am 18. März in Leo’s Boxgym in München kann man unter 0171/33 25 448 bestellen.