In einigen Stunden steigt im Londoner Wembley-Stadion der Kampf des Jahres! Sollte Wladimir Klitscho gewinnen, ist er zum dritten Mal Weltmeister im Schwergewicht und kann sich damit mit Legenden wie Muhammad Ali, Evander Holyfield oder Lennox Lewis in die Riege der ganz Grossen einreihen. Verliert er, ist die Karriere von „Dr. Steelhammer“ wohl so gut wie beendet! BOXEN1 analysiert in diesem Beitrag die Chancen des früheren Schwergewichts-Königs gegen den wesentlich jüngeren Anthony Joshua!
Pro Klitschko: Was für den Ex-Champion spricht
Erfahrung:
Für Wladimir Klitschko spricht in diesem Fight ohne Frage die Erfahrung! Der Ukrainer ist seit nunmehr fast 21 Jahren Profiboxer und hat als Amateur über 100 Kämpfe bestritten. Außerdem holte er 1996 in Atlanta olympisches Gold. Er hat als Profi in zwei Jahrzehnten sehr viel erlebt. Immer wieder konnte er sich nach schweren Rückschlägen, wie z.B. die Niederlagen gegen Ross Puritty, Corrie Sanders und Lamon Brewster, rehabilitieren. Erfahrungen, die Joshua nie machten musste!
Klitschko ist im Laufe der Zeit psychisch sehr gereift. Von April 2006 bis November 2015, beherrschte er (neben seinem Bruder Vitali) das Schwergewicht und war in dieser Zeit ungeschlagen. Er hat in dieser Zeit, unter anderem gegen starke Gegner wie David Haye, Alexander Povetkin oder Kubrat Pulev, eine Selbstsicherheit und Routine entwickelt, die ihm heute Abend zum erneuten Titelgewinn helfen könnte. Joshua hat dagegen nie gegen einen Boxer, der das Format eines Haye oder Povetkin hatte, im Ring gestanden.
Boxerische Ausbildung:
Wladimir Klitschko besitzt ohne Frage eine hervorragende Boxschule. Er schlägt einen herausragenden linken Jab, mit dem er sowohl die richtige Distanz, als auch das Tempo des Kampfes bestimmen kann. Darüber hinaus besitzt er eine starke rechte Schlaghand, die schon einige hochkarätige Schwergewichtler auf die Bretter geschickt hat.
Hervorzuheben sind aber auch Klitschko’s feinmotorische Fähigkeiten. Er ist für einen Schwergewichtler sehr beweglich im Oberkörper und bietet seinem Gegner somit kaum ein festes Ziel. Joshua wirkt hingegen eher etwas steif in der Hüfte. Eine Geheimwaffe von Klitschko ist der linke Seithaken! Dies musste zum Beispiel auch schon Kubrat Pulev schmerzlich spüren.
Ring-Intelligenz:
Klitschko beherrscht alle Tricks, die ihm zum Beispiel in kritischen Situationen weiterhelfen. Kommt der Gegner in die Halb- und Nahdistanz, folgt meist das Halten und Runterdrücken Klitschko’s. Der 41-Jährige kennt aufgrund seiner Erfahrung, viele Verhaltensweisen sich im Wettkampf besser zu verkaufen als sein Gegenüber. Joshua kann also von Klitschko vor Problemen gestellt werden, von denen er noch nicht einmal im Schlaf geträumt hat.
Kontra Klitschko: Was spricht gegen den „Steelhammer“?
Alter:
Anthony Joshua ist 14 Jahre jünger als Klitschko und steckt in der Blüte des Lebens. Auch er ist ein Modellathlet und immer in Top-Form. Es ging für den Briten seit seinem Olympiasieg im Jahr 2012 steil bergauf. Mittlerweile ist Joshua IBF-Weltmeister und hat noch lange nicht genug. Er wird hochmotiviert sein, den ehemaligen großen Champion in die Schranken zu weisen, um eine neue Ära im Schwergewicht zu beginnen. Joshua kennt nicht das Gefühl einer Niederlage und kann daher seelisch und moralisch unbelastet in den Kampf gehen. Hier liegt für Klitschko die Gefahr, von Joshua „überrannt“ zu werden.
Ring-Pause:
Anderthalb Jahre nach der Fury-Niederlage stellt sich die Frage, wie Klitschko diese Schmach verkraftet und verarbeitet hat. Sollte Klitschko den berühmten Ring-Rost angesetzt haben, spielt das Anthony Joshua in die Karten.
Joshua’s Heimvorteil:
Die meisten der 90.000 Zuschauer werden wohl auf der Seite des Titelverteidigers sein. Das kann Joshua beflügeln (oder einen gewissen Druck aufbauen). Nach Punkten könnte es für Klitschko bei einem engen Kampfverlauf schlecht aussehen, da die Jubel-Chöre bei Joshua’s Aktionen, die Punktrichter in ihrer Wahrnehmung beeinträchtigen könnten.