Am Montag findet ein echtes Boxhighlight des Jahres im Tokyo Dome statt. Neben einem Undisputed-Kampf erfolgen noch 3 weitere WM-Kämpfe.
Wir schreiben den 11. Februar 1990. Der Superstar Mike Tyson befindet sich am Peak seiner noch jungen Karriere und steht ungeschlagen zum 11. in einem WM-Schwergewichtskampf. Er reist dafür in die Hauptstadt Japans und wird den Hauptkampf im Tokyo Dome bestreiten. Eine Indoor-Basketballarena, die Platz für 55.000 Zuschauer bietet und 2 Jahre zuvor eröffnet wurde. Tyson galt als der große Favorit und unterlag sensationell Buster Douglas durch KO in Runde 10. Es war eine der größten Überraschungen in der Geschichte des Boxens.
Der Tokyo Dome wird Schauplatz eines großartigen Events voller WM-Kämpfe
34 Jahre später wird der Tokyo Dome ebenfalls der Austragungsort eines geschichtsträchtigen Boxevents werden. Der P4P-Boxsuperstar Naoya Inoue (26-0, 55,2 KG) trifft auf den Mexikaner Luis Nery (35-1, 54,8 KG) um sämtliche Gürtel im Superbantamgewicht. Inoue braucht man sicherlich nicht mehr groß vorstellen. Er ist Weltmeister in 4 verschiedenen Gewichtsklassen geworden, darunter in zwei Gewichtsklassen Undisputed sogar. Das „Monster“ gilt zudem als knochenharter Puncher, der mit einer beeindruckenden KO-Quote von über 88 % seine Kontrahenten in Angst und Schrecken versetzt.
Nery schaffte es hingegen WM-Gürtel in zwei verschiedenen Gewichtsklassen zu erobern. Insbesondere in Japan beeindruckte er mit seinen beiden vorzeitigen Siegen über Shinsuke Yamanaka (27-2-2) im Jahr 2017 und 2018. Yamanaka galt vor dem ersten Nery-Kampf durchaus als eine P4P-Personalie, die Zerstörung durch den Mexikaner war ein großes Ausrufezeichen, welches aber mit einer positiven Dopingkontrolle torpediert wurde. Im Februar 2023 lieferte dann Nery noch einen FOTY-Kandidaten gegen Azat Hovhannisyan (21-4) ab, was großes Kino war. Nery ist ein eher kleiner, sehr explosiver Puncher. Er verfügt zwar nicht über die größte workrate, kann aber jederzeit enorme Gefahr ausstrahlen. Da Inoue selbst im Superbantamgewicht nicht zu den größten Boxern gehört, spielt der Faktor Größe in dem Kampf eher eine untergeordnete Rolle.
Die Boxsportfreunde auf der ganzen Welt können sich auf einen großen WM-Kampf einstellen, der neben dem Aspekt aller Gürtel auch noch den P4P-Fernkampf mit Terence Crawford beinhaltet. Da Nery durch die beiden Yamanaka-Siege durchaus großes Ansehen in Japan besitzt, verspricht dieser Kampf absolute Superlative zu erreichen, was auch gebührend zelebriert wird im Tokyo Dome.
UNDISPUTED TUSSLE AT THE TOKYO DOME IS OFFICIAL 🔥#InoueNery | Ringwalk approx. 7:35AM ET | @ESPNPlus | @PrimeVideo_JP pic.twitter.com/CmfimtcFzX
— Top Rank Boxing (@trboxing) May 5, 2024
Moloney trifft auf eine Kickbox-Größe
Der Hauptkampf wäre schon ein Grund, weshalb man den Tokyo Dome restlos ausverkaufen könnte, doch die Undercard ist ebenfalls großartig. Im Co-Mainevent wird beispielsweise Jason Moloney (27-2, 53,4 KG) auf Yoshiki Takei (7-0, 53,4 KG) treffen. Für den Australier Moloney bedeutet es die zweite Titelverteidigung seines WBO-Titels im Bantamgewicht, den er sich vor fast genau einem Jahr mit einem Punktsieg über Vincent Astrolabio (19-4) sicherte. Im Januar verteidigte Moloney dann seinen Titel mit einem knappen Punktsieg über Saul Sanchez (20-3) in Kanada. Es war ein frühes Highlight des Jahres, beide Boxer konnten stark begeistern.
Nun wartet auf Moloney jedoch der 27-jährige Japaner Takei, der auf eine großartige Kickboxkarriere zurückblickt. Er war K1-Champion und galt als P4P-Kandidat im Kickboxen, ehe er sich 2021 entschied, im Boxen ebenfalls zu großen Titelhöhen zu gelangen. Nach einer Reihe von soliden bis guten Siegen, die er konstant vorzeitig einfuhr, steht Takei nun 3 Jahre später vor der Chance, im Boxen ebenfalls Weltmeister zu werden. Er lässt sich natürlich nur schwer einordnen, weil er entsprechend noch keine wirklichen Boxkämpfe auf der ganz großen Bühne hatte, aber durch seinen Background ist Takei natürlich sehr stark einzuschätzen. Man darf sich also auf einen sehr interessanten WM-Kampf gefasst machen, bei dem nun endgültig sämtliche Fragen über Takeis Leistungsfähigkeit beantwortet werden.
8 Fights
8 Wins
8 KOsK-1 World GP champion Yoshiki Takei challenges Jason Moloney tomorrow for the WBO Bantamweight title.pic.twitter.com/Z3fzgSITPa
— Cerebral Vigilante (@Delisketo) May 5, 2024
.@JasonMoloney1 ready to bring the title back to 🇦🇺#MoloneyTakei | Ringwalk approx. 6:25AM ET | @ESPNPlus | @PrimeVideo_JP pic.twitter.com/LdINoGzBLc
— Top Rank Boxing (@trboxing) May 5, 2024
Naoya Inoues Bruder verteidigt ebenfalls seinen WM-Titel
Ebenfalls auf der fantastischen Card wird der Bruder von Naoya, Takuma Inoue (19-1, 53,4 KG), vertreten sein. Er steht vor seiner zweiten Titelverteidigung seines WBA-Titels im Bantamgewicht und muss sich gegen seinen Landsmann Sho Ishida (34-3, 53,4 KG) messen. Takuma steht im Schatten seines Bruders, was gänzlich normal erscheint, wenn man einen so furiosen Bruder hat, der eine feste und geschätzte P4P-Größe darstellt. Immerhin konnte Takuma sich den WBA-Titel schnappen und zuletzt gegen den Ex-Weltmeister Jerwin Ancajas (34-4-2) erfolgreich verteidigen. Das war vermutlich auch sein bislang bester Karriereerfolg, denn er konnte Ancajas in Runde 9 KO schlagen, was ihm zuvor lediglich 4x in der Karriere gelang.
Mit Ishida wartet ein starker Mann, der sich aber auf absolutem Weltformat häufig nicht erfolgreich beweisen konnte. Gegen Victor Santillan (16-1) gewann er im vergangenen Jahr einen Eliminator-Kampf, der sehr eng war, wodurch er sich nun diese WM-Chance verdient hat. Ishidas Stärke dürfte insbesondere in seiner Physis liegen. Er misst 1,73 m und ist somit ganze 9 cm größer als Inoue, was sich natürlich auch in der Reichweite stark bemerkbar machen wird. Entsprechend ist das für den Weltmeister keine einfaches Matchup, da er konstant die Reichweite überbrücken – und viel arbeiten muss für eine erfolgreiche Titelverteidigung. Aber einfach sollte im Normalfall ein WM-Kampf auch niemals sein.
Fliegengewichtskampf schließt das weltmeisterliche Quartett ab
Da in Japan scheinbar aller guten Dinge vier sind, schließt das Fliegengewichtsduell zwischen Seigo Yuri Akui (19-2-1, 50,7 KG) und Taku Kuwahara (13-1, 50,7 KG) das weltmeisterliche Quartett ab. Akui konnte sich den WBA-Fliegengewichtstitel im Januar gegen den Ukrainer Artem Dalakian (22-1) sichern und ihm die erste Profiniederlage zufügen. Zugleich durchbrach Akui die fast sechsjährige Regentschaft von Dalakian, die ein jähes Ende in Japan fand. Akui gilt als echter Actionfighter, doch der Kampf gegen Dalakian bot davon nur wenig, weil der Ukrainer zu wenig investierte und es nur selten gute Momente im Infight gab.
Die erste Titelverteidigung verspricht nun eine enorme Aufgabe für Akui zu werden, denn Kuwahara ist ein Mann der Stunde. Beide Boxer standen sich bereits im Ring gegenüber, damals wurde Kuwahara in einem engen Kampf in der letzten Runde noch von Akui gestoppt. Dies war jedoch im Jahre 2021. Seitdem verzeichnete Kuwahara nur noch überzeugende Siege, die er zumeist auch mit tollen KOs untermauerte. Das Rematch bietet also eine Menge Spannung und könnte auch richtiges Spektakel liefern, denn beide Boxer neigen dazu, in tollen Kämpfen zu stehen.
The first fight between Seigo Yuri Akui 阿久井政悟 and Taku Kuwahara 桑原拓 in July 2021 for the Japanese Flyweight Title
The pair meet again on Monday for the WBA World title, with both men putting great runs together after their first meeting. Hopefully it's another firefight pic.twitter.com/826q8hjuoh
— Tokkerū (@atokkers4) April 30, 2024
Eine deutsche Übertragung ist nicht vorhanden
Jeder Boxsportfreund sollte bereits ein größeres Kribbeln verspüren, wenn er nur an den morgigen Titel-Showdown im großartigen Tokyo Dome denkt. Dafür bedarf es auch kein Zutun von irgendwelchen dubiosen saudischen Geldgebern. Große Kämpfe, noch größere Kämpfer, in einer tollen und geschichtsträchtigen Location, die dem gewaltigen Rahmen angemessen gerecht wird. Leider gibt es wie immer in Deutschland keine offizielle Übertragung, da der Boxsport hier eine untergeordnete und kaum repräsentierte Rolle spielt.
Die ESPN-Übertragung beginnt um 10 Uhr. Alternative Streams sind bei den üblichen Verdächtigen verfügbar. Wer eine halbwegs legale Möglichkeit sucht, dem seien die Italiener von Mola.tv ans Herz gelegt. Sie übertragen das Event am Montag live und kostenlos, allerdings wird ein italienischer VPN benötigt.