Nach positivem Dopingtest: Dillian Whyte vor 4-jähriger Sperre!

Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass WBC-Interims-Weltmeister Dillian Whyte vor seinem Kampf gegen Oscar Rivas in einem Dopingtest positiv getestet wurde. Nun muss der Schwergewichtler eine vierjährige Sperre befürchten.

Aß Dillian Whyte das „Frühstück der Champions“?

Der auf Jamaika geborene Schwergewichtler Dillian Whyte fiel, wie wir bereits am Donnerstag berichteten, vor seinem Kampf gegen Oscar Rivas in einem von der UKAD (Britische Antidoping-Agentur) durchgeführten Test vom 17. Juli positiv auf. Da er als WBC-Ranglistenboxer am verbandseingenen „Clean Boxing Program“ teilnehmen muss, musste sich Whyte im Vorfeld des Fights zudem unangekündigten VADA-Kontrollen unterziehen. Positiv aufgefallen ist er dort augenscheinlich nicht.

Hearn äußerte sich nach Bekanntwerden des positiven Tests wie folgt: „Im Bezug auf die Berichte kann ich bestätigen, dass sich sowohl Dillian Whyte als auch Oscar Rivas ausführlichen Tests durch die VADA und UKAD unterziehen mussten. Beide Boxer wurden durch beide Behörden und dem BBBofC freigegeben.“ Anzumerken an diese Stelle wäre, dass weder die UKAD, noch die VADA Boxer sperren bzw. diesen einen Kampf versagen können – dies steht lediglich den aufsichtsführenden Verbänden zu und diese ließen den Kampf bekanntlich steigen. Das kuriose: obwohl Promoter Eddie Hearn und auch dessen Schützling Dillian Whyte von dem positiven UKAD-Dopingergebnis wussten, fand der Kampf um den Interims-Titel des WBC statt.

Wie nun bestätigt wurde, fand man in Whytes Proben sowohl den Wirkstoff Epi-Methandienon als auch Hydroxy-Methandienon (beide in kleinsten Mengen), dies berichten mehrere englischsprachige Portale übereinstimmend. Methandienon, auch bekannt als Methandrostenolon, ist ein anaboles Steroid und dient der Leistungssteigerung. Es kann sowohl oral, als auch über Injektionen zugeführt werden und soll 6-8 Wochen im Körper nachweisbar sein. Konsumenten dürfte das Steroid vor allem aber als „Dianabol“ bekannt sein, was in Szenekreisen auch gern mal als „Breakfast of Champions“, also „Frühstück der Champions“ bezeichnet wird.

Mehrgewicht bei Whyte durch Wassereinlagerung?

Methandrostenolon ist vor allem für eine extreme Steigerung der Proteinsyntheserate und einem schnell eintretenden starken Anstieg der Körperkraft bekannt. Außerdem wird durch Einnahme dieses Steroids die Wiederauffüllung der Glykogenspeicher der Muskulatur nach dem Training beschleunigt. Damit wird eine schnellere Regeneration und damit wiederum ein häufigeres Training ermöglicht, was wiederum einen starken Masseaufbau zur Folge hat.

Diese Masse soll zu einem Großteil aber auch durch Wassereinlagerungen hervorgerufen werden, die mit dem Absetzen von Methandrostenolon einhergehen. Interessant: Mit 117,5 kg zeigte sich Dillian Whyte beim offiziellen Wiegen vor dem Kampf gegen Rivas fast 6 kg schwerer als noch im Dezember, wo er gegen Landsmann Dereck Chisora antrat. Natürlich kann an dieser Stelle nur gemutmaßt werden, dass Dianabol der Übeltäter der Gewichtszunahme ist.

Foto: Mark Robinson

Die Box-Karriere Dillian Whytes könnte, sofern die B-Probe nichts gegenteiliges offenbaren wird (oder ein Wunder passiert), nun ihr klägliches vorzeitiges Ende finden. Da Whyte bereits 2012 mit unerlaubten Hilfsmitteln erwischt und ganze 2 Jahre gesperrt wurde, drohen ihm nun als Wiederholungstäter satte 4 Jahre Sperre! Dies würde bedeuten, dass Whyte im Jahre 2023 und dann im Alter von 35 Jahren erst wieder boxen dürfte.

Das traurige an der ganzen Geschichte ist, vom vermeintlichen Dopingsünder Dillian Whyte mal abgesehen, auch das Verhalten seines Promoters Eddie Hearn. Obwohl er von der positiven A-Probe der UKAD wusste, informierte Hearn weder den Weltverband WBC, noch das Rivas-Lager. Der Kampf wurde wie geplant in Form einer Interims-WM und einem damit verbunden Pflichtkampf für den Sieger gegen den aktuellen WBC-Champion Deontay Wilder sanktioniert. Selbst am Donnerstag (25.07.) wusste der in Mexiko ansässige Weltverband nichts von einer positiven Dopingprobe.

Beteuert Unschuld: Dillian Whyte meldet sich erstmals zu Wort

Dillian Whyte meldete sich am Freitag nun erstmals selbst zu Wort. Über die sozialen Kanäle beteuerte er seine Unschuld und ließ seine Follower wissen, dass er Oscar Rivas „fair“ geschlagen habe.


„Ich bin enttäuscht über den Müll, der in den letzten Tagen über mich erzählt wurde. Ich habe Anwälte, die sich der Sache angenommen haben und mir wurde gesagt, dass ich mich aus rechtlichen Gründen dazu nicht weiter äußern darf. Ich wurde für den Kampf freigegeben und ich gewann diesen Kampf fair und anständig“, so Whyte.

Ist der Brite am Ende doch nur Opfer verunreinigter Nahrungsergänzungsmittel oder gar eines Messfehlers, sodass man ihm keinen Vorsatz unterstellen kann? Verwunderlich an der ganzen Doping-Misere ist jedenfalls, dass lediglich die UKAD eines auf der Liste der verbotenen Substanzen stehendes Mittel in Kleinstmengen fand, was, wie oben beschrieben, bis zu 6-8 Wochen nachweisbar ist. Warum fand man in den vom „Clean Boxing Program“ des WBC ausgehenden VADA-Proben keinen Nachweis?

Egal was auch am Ende im Dillian-Whyte-Fall rauskommt: Fakt ist, dass es zukünftig eine Lösung des Dopingproblems geben MUSS. In Zeiten, in denen allein innerhalb einer Woche zwei Boxer (Maxim Dadashev & Hugo Santillán) ihr Leben nach einem Kampf ließen, sollten Promoter, Verbände und auch die geldgebenden TV-Anstalten über strengere Kontrollen und härtere Strafen gegen Dopingsünder nachdenken. Diese verschaffen sich durch die Einnahme nicht nur große Vorteile gegenüber des Gegners sondern nehmen vor allem noch größere Verletzungen desselben in Kauf.

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