MARKUS BEYER, ein Abschiedsgruß

Foto: Markus Beyer privat

Ein würdigendes Memorandum auf einen großen deutschen Boxer. Ein Nachruf auf Markus Beyer.

Es war genau der Tag, den niemand erleben möchte, keine Mutter, kein Vater, keine Geschwister, keine Freundin. Es war der dunkelste Tag im Leben der Familie Beyer in Schwarzenberg.

Wir hatten es alle erfahren im Dezember, genauer gesagt am 03.12.2018 und wir konnten oder wollten es nicht glauben. „Unser“ Markus Beyer war nur 47 jährig einem Krebsleiden erlegen. Niemand sollte davon erfahren, niemand sollte sehen, wie seine letzten Wochen verliefen. Als ahnte er, was kommen wird wollte er niemanden mit seiner Geschichte belasten. So war er immer, der Markus.

Markus Beyer war ein bescheidener und stiller Mensch. Er machte die Dinge mit sich ab und zog allenfalls engste Vertraute zu Rate … wenn er jemanden brauchte, nur dann. Das er jemanden brauchte war nicht üblich. Es war umgekehrt. Er gab Ratschläge an seine jungen Boxerkollegen, stützte Menschen mit seiner mentalen Kraft wenn dem einen oder anderen drohte, auf der Strecke zu bleiben. Aufhebens machte er darum nicht.

„Unser“ Markus Beyer, warum sage ich „unser“? Weil wir alle, ob Familie oder Freunde, ob Manager ,Trainer, Kollegen aus der Boxerwelt oder ob Fans, wir alle liebten seine Kämpfe. Wir litten mit ihm im Ring und wir jubelten über seine Siege. Wir alle waren einfach nur stolz auf diesen Jungen. Er liebte die Ringmitte und von dort dominierte er die meisten seiner Kämpfe. Auffallend Kompakt stand er da, ein Fels dem niemand etwas anhaben kann. Sauberes Boxen, feinste Techniken, fair play …. das war Markus.

Foto: Markus Beyer privat

Markus ist physisch nicht mehr bei uns. Auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen, er hat seinen letzten Kampf verloren. Der Gegner heisst im Volksmund Krebs und der war leider unbesiegbar diesmal. Doch was Markus hinterlassen hat, hat sich eindrucksvoll am 05.01.2019 gezeigt, als um die 800 Menschen kamen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen.

Wie nicht anders zu erwarten, kamen unzählige Prominente, nicht nur aus der Welt des Boxens. Einige wenige wurden genannt, andere waren einfach nur da, hielten sich zurück, trauerten, weinten. Es waren auch viele Fans an diesem Tag da, um sich von Markus zu verabschieden. Um die 800 Menschen waren es. Obgleich die Halle sehr groß war, war es sehr still im Saal. Man lauschte den Worten, die gesprochen wurden, man lauschte den Stücken, die gespielt wurden und als die Musik aus dem Film „Ziemlich beste Freunde“ gespielt wurde oder später auch „Time to say goodbye“ , da entstand schon bei so manchem von uns ein Kloss im Hals. Seine ziemlich besten Freunde waren alle da, ihm noch einmal ganz nah, bevor die Urne mit seiner Asche davongetragen wurde. Der allerletzte, schwerste Gang fand dann am Sonntag im engsten Familienkreis statt.

Während der Trauerfeier wiegte sich rechts neben der Leinwand ein großes Bild von Markus im leichten Windhauch und diese Bewegung vermittelte das Gefühl, er sei bei uns.

Wie sehr muss ein Elternpaar leiden, wenn es sein Kind zu Grabe tragen muss. Es sollte andersherum sein, doch diese schwere Bürde wurde den Eltern, der Schwester und der Lebensgefährtin auferlegt. Manchmal spielt einem das Leben einen bösen Streich.

Der Vater von Markus, Siegfried Beyer, zeigte sich in dieser schweren Stunde sehr stark. Obwohl er der Betroffene war, in tiefer Traurigkeit um den Verlust, tröstete er die, die unter Tränen kondolierten. Mir fehlten all die Worte, die ich sagen wollte, als ich ihm gegenüber stand. Sie waren einfach nicht mehr da. Der Kloss im Hals und die feuchten Augen reichten ihm, um mich zu umarmen und mir auf die Schulter zu klopfen mit den Worten: Es wird schon wieder, es wird schon wieder“. Er, der den meisten Trost brauchte, verteilte die tröstenden Worte. Wie der Vater, so der Sohn, so heisst es doch? „Unser“ Markus hätte wohl auch so gehandelt.

Seine Frau Barbara, der Mutter von Markus, nahm die Kondolenzwünsche und Worte tapfer entgegen und man konnte in ihren Augen den Schmerz sehen, den sie zu verbergen suchte. Die Zeit heilt alle Wunden, so heisst es. Aber diese Wunden heilt die Zeit nicht, sie lindert nur den Schmerz und später wird die Erinnerung an die schönen Jahre, die die Familie mit Markus hatte, den Schmerz überwiegen. Das Fell wird eben nicht dicker im Laufe der Zeit, allenfalls grauer.

Constanze, die Schwester von Markus, die als Kind ab und zu heimlich mit ins Training ging weil Mädchen zu Zeiten der DDR nicht boxen durften, hatte zu ihrem geliebten Bruder eine enge und vertraute, liebevolle Verbindung. Sie waren ein Herz und eine Seele. Markus war einer, den man einfach lieben musste. Constanze war bis zum letzten Augenblick an seiner Seite. Neben ihr gab es die tapfere Lebensgefährtin von Markus, Sandra Smettana, die nicht nur die schönen Zeiten mit Markus erlebte. Die beiden hielten zusammen, waren immer füreinander da bis zum letzten Atemzug. Trotz großer Trauer über den Verlust ihres geliebten Mannes gelang es ihr, gemeinsam mit der Familie eine würdige Trauerfeier zu organisieren, die mehr als 800 Menschen die Möglichkeit des Abschiednehmens schenkte. Sie, die trotz allen Schmerzes über diesen großen Verlust in keinem Moment den Überblick verlor, sorgte mit dafür, dass alle Trauernden genügend Zeit fanden, miteinander zu sprechen, ihren Hunger und Durst zu stillen und in Erinnerungen an die Zeit mit Markus zu verweilen. Genau wie Markus war sie bescheiden und ließ sich in keinem Moment anmerken, wie stark ihr Schmerz ist, den sie in jedem Augenblick spürt.

Markus hat oft im Stillen agiert und es gibt so manche Geschichte, die man sich noch erzählen wird. Er hat im Stillen Geschichte geschrieben und ist so von uns gegangen, wie er gelebt hat, still und bescheiden. Unser Trost ist es, dass er in den letzten Wochen seines Lebens wohlbehütet und beschützt war und im letzten Moment in Liebe durch die Familie und Lebensgefährtin Sandra von uns gegangen ist. Seine große Liebe, die Hündin Cookie, an der sein Herz so sehr hing wird nun bei Sandra bleiben.

Alles war würdig, alles war berührend, der Abschied tat sehr weh. In unseren Erinnerungen wird er bei uns bleiben und an so manchen Tagen haben wir sicher auch die eine oder andere Anekdote zu berichten, über die auch er schmunzeln würde, wenn er sie hört.

„Nicht das Freuen, nicht das Leiden stellt den Wert des Menschen dar. Immer nur wird das entscheiden, was der Mensch dem Menschen war.“ – Ludwig Uhland –

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