Keine Siegerin: Terri Harper und Natasha Jonas trennen sich Unentschieden

Foto: Mark Robinson/Matchroom Boxing

Der erste britisch-britische Frauen-WM-Kampf wird noch lange in Erinnerung bleiben. Terri Harper und Natasha Jonas lieferten sich eine packende Schlacht. 

Boxerische Finesse vs. Physische Kraft 

Viele hätten Natasha Jonas (9-1-1, 7 KOs) so eine Leistung nicht mehr zugetraut. Die 36-jährige Mutter einer jungen Tochter galt nach ihrer schweren TKO-Niederlage gegen Viviane Obenauf vor zwei Jahren schon mehr oder weniger als gescheitert – ihre Profi-Laufbahn würde nicht an die Erfolge ihrer Zeit im Olympischen Boxen anknüpfen. Die ungeschlagene WBC- und IBO-Weltmeisterin Terri Harper (10-0-1, 5 KOs) ging insbesondere nach ihren zuletzt starken Aufritten demnach als Favoritin in dieses Gefecht. Wie nicht selten in der Welt des Boxsports kam es am Ende etwas anders. 

So offenbarte Jonas schon früh im Kampf ihre überlegene boxerische Ausbildung. Geschickt ließ sie Harper ein ums andere Mal ins Leere laufen, nur um dann mit der messerscharfen linken Schlaghand zu punkten. Immer wenn sie die Distanz wahren konnte, hatte Harper so ihre Probleme. Deshalb musste diese das Geschehen auf eine andere Ebene bringen. Statt pures Faustfechten brachte die Titelverteidigerin die physische Komponente mit rein. 

Harper drückte Jonas immer wieder in die Seile und arbeitete mit Haken, wohl in der Hoffnung, diese ermüden zu können. Im Clinch entstand bei Jonas auch früh ein Cut am Auge, der von ihrem Team allerdings gut unter Kontrolle gebracht werden konnte. Die Liverpoolerin fand nach einem kleinen Tal in den mittleren Runden wieder besser in den Kampf und konnte Harper gar ins Wanken bringen. Nach der Linken war auch ein scharfer rechter Haken eingeschlagen und hinterließ Wirkung. 

Harper wühlte sich jetzt nur noch nach vorne und wurde immer unpräziser, doch auch Jonas merkte man das Tempo an. Letztlich mussten beiden vom Ringgong getrennt werden, der am Ende der finalen Runde ertönte. Wie man es fast erwarten konnte, waren alle drei Wertungen der Punktrichter eng, aber nicht identisch. Zwei der Offiziellen hatten jeweils eine der Damen vorne (96-94 Harper und 96-95 Jonas), nur der dritte Punktzettel sah es 95-95 Unentschieden.

Ein Ergebnis, mit dem wohl vor allem Terri Harper leben kann. Jonas hingegen dürfte auf einen Rückkampf pochen, der aufgrund der kurzweiligen Action auch nicht schwer zu realisieren sein dürfte. 

Klare Sache im Super-Weltergewicht 

Foto: Mark Robinson/Matchroom Boxing

Der härteste Gegner für Anthony Fowler (13-1-0, 10 KOs) war am Freitagabend wohl er selbst. Aufgrund von mehreren Tiefschlägen wurde ihm nämlich schon in der zweiten Runde ein Punkt abgezogen. Ansonsten hatte der Olympia-Teilnehmer von 2016 aber keine größeren Probleme. Kontrahent Adam Harper (9-2-0) gab nicht so schnell klein bei, bot boxerisch aber zu wenig an, um Fowler ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Eine perfekte Rechte schickte ihn im vierten Durchgang zu Boden, drei Runden später war nach vielen harten Treffern Feierabend. Der Liverpooler Fowler zeigte sich insgesamt verbessert, was wohl auch auf die erst Anfang des Jahres vereinbarte Zusammenarbeit mit Top-Trainer Shane McGuigan zurückzuführen ist. 

Billam-Smith macht kurzen Prozess

Foto: Mark Robinson/Matchroom Boxing

Im Rahmenprogramm stand noch ein weiterer Titelkampf auf dem Programm. Im Cruisergewicht musste Commonwealth Champion Chris Billam-Smith (11-1-0, 10 KOs) seinen Gürtel gegen den Waliser Nathan Thorley (14-1-0, 6 KOs) aufs Spiel setzen. Letzterer konnte in der ersten Runde noch ganz gut mithalten, ehe er sich Sekunden vor Ertönen des Gongs mehrere kurze linke Haken im Clinch einfing. Thorley musste auf die Knie und wurde angezählt, rettete sich aber über die Zeit. Im nächsten Durchgang ging es dann richtig zur Sache. Zunächst nagelte Billam-Smith seinen Kontrahenten mit mehreren Händen in der Ringecke fest und erzielte einen weiteren Niederschlag. Thorley steckte aber nicht auf und kam wieder hoch, ging sogar nochmal in die Offensive, ehe er in eine schwere Rechte lief. Der dritte Bodenbesuch war gleichbedeutend mit den Ende des Kampfes. 

Jung-Talent Price ohne Probleme

Noch ganz am Anfang seiner Profikarriere steht Federgewichtler Ivan „Hopey“ Price (3-0-0, 1 KO). Dieser sah sich dem boxerisch deutlich unterlegenen, aber unbequemen Jonny Phillips (5-5-0, 2 KOs) gegenüber. Phillips versuchte es immer wieder mit wilden, unorthodoxen Attacken, doch Price war auf der Hut. Aus verschiedenen Winkeln brachte der Rechtsausleger gute Kombinationen unter, sodass der Punktsieg nach 6 Runden deutlich ausfiel. Referee Ian John Lewis wertete 60-54. 

 

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