Josh Warrington entthront IBF-Champion Lee Selby vor begeisterter Heimkulisse

An der Elland Road in Leeds boten Weltmeister Lee Selby und Lokalmatador Josh Warrington Action ohne Ende
An der Elland Road in Leeds boten Weltmeister Lee Selby und Lokalmatador Josh Warrington Action ohne Ende

Warrington besiegt Selby in einer Blutschlacht und holt sich den IBF-Titel

Die Vorhersagen zum Duell waren relativ eindeutig: Titelverteidiger Lee Selby aus Wales galt als der technisch überlegene Boxer mit der größeren Erfahrung auf Topniveau. Dies, im Zusammenhang  mit den deutlichen Größen- und Reichweitenvorteilen, sollte Garant für einen ungefährdeten Sieg gegen den oft als limitiert verschrienen Josh Warrington sein. Sollte – denn der ungeschlagene 27-jährige, der im Oktober 2017 schon einen äußerst überzeugenden Sieg über Sauerland-Boxer Dennis Ceylan feiern konnte, lief vor betörender Heimkulisse zur absoluten Höchstform auf.

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Zum Ring begleitet von den live ertönten Sounds der britischen Band The Kaiser Chiefs – die zuletzt wohl Ende der 00er Jahre relevant waren, aber trotzdem gut ablieferten – schien Warrington derart von Energie überladen, dass er dies sofort auch auf das Geschehen im Ring übertragen konnte. Selby rang um die Kontrolle der Ringmitte und versuchte den Jab zu etablieren, doch überraschenderweise war es der kleinere Warrington, der ein besseres Timing mit der Führhand fand. Dazu kam der linke Haken, gegen den Selby nur selten eine Antwort fand.

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Wäre das alles nicht schon unnötig genug gewesen für den Titelverteidiger, kam es bereits in der zweiten Runde zu einem Zusammenstoß der Köpfe, der in einem bösen Cut an Selbys rechtem Auge mündete. Später im Kampf sollte auch die andere Seite des Walisers auf diese Art und Weise in Mitleidenschaft gezogen werden. Dadurch behindert gewann Warrington klar die Überhand und kam immer wieder mit deutlichen Treffern durch. Selby macht es ihm dabei aber auch nicht allzu schwer, zu oft wich er in geraden Linien zurück, anstatt sich raus zu drehen. Klassische Fehler in der Grundschule des Boxers.

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Immerhin gab Lee Selby nicht so leicht auf, versuchte alles, sah sich aber mit wieder den schweren Händen seines Kontrahenten ausgesetzt. Warrington hatte selbst in Selbys besseren Runden gefühlt immer 2-3 saubere Treffer mehr drin. Nach dem letzten Ringgong konnte also kein Zweifel bestehen, dass Warrington hier die Überraschung  geglückt war. Leider war wieder einmal einer der Punktrichter in einem anderen Universum unterwegs und wertete 115-113 für Lee Selby. Zu Glück sahen es die anderen beiden Offiziellen anders und notierten Josh Warrington auf ihren Punktezetteln als Sieger (115-113 bzw. 116-112). Unter großen Jubel im Fußballstadion von Leeds United ließ sich der neue Weltmeister gebührend feiern. Im Anschluss wurde dann noch ein mögliches Duell mit Carl Frampton diskutiert, allerdings äußerte niemand konkret den Wunsch, den Kampf schon als nächstes zu machen.
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