Ein ‚Sturm‘ über Deutschland – Macht Felix die Dortmunder Westfalenhalle voll?

Fünfach-Weltmeister Felix Sturm mit dem deutschen Promoter Senator h.c. Ludger Inholte (Chef der ‚LIB Boxpromotion‘).

IBF Junioren-WM Rematch im Mittelgewicht Zachenhuber vs Morio als 2. Hauptkampf für Dortmund hinzugefügt

Der deutsche Profi-Boxsport und besonders auch der Bund Deutscher Berufsboxer (BDB), als höchstes Organ des deutschen Profi-Boxsports, freut sich immer über neue Boxpromoter, die neue Boxveranstaltungen in Deutschland veranstalten möchten, vor allem dann, wenn diese einen solch finanziell-potenten Background, wie der neueste deutsche Boxpromoter Senator h.c. Ludger Inholte aus Hamburg, mit seiner neuen Firma ‚LIB Boxpromotion‘, haben.

Anfang des Monats bat der Herr Senator h.c. Ludger Inholte zur Pressekonferenz und verkündete den Hauptkampf zwischen dem 43-jährigen deutschen Ex-Champion Felix Sturm (42-5-3, 18 KO-Siege) gegen den 39-jährigen Ungarn Istvan Szili (25-2-2, 14 KO-Siege), bei dem es sich um einen IBO-Weltmeisterschafts-Ausscheidungskampf handelt. Der Kampf soll am 26. März in der Dortmunder Westfalenhalle stattfinden.

5-facher Weltmeister im Mitte- und Supermittelgewicht / Foto: Felix Sturm Instagram (@felixsturm)

Die erfolgreiche Karriere des Felix Sturm

Felix Sturm kennt jeder deutsche Boxsport-Fan von seinen vielen, oft sensationellen WM-Kämpfen, die er den Zuschauern geschenkt hat. Sturm gewann erstmals den WBO WM-Titel im Mittelgewicht, vor knapp 19 Jahren, im September 2003, in einem engen Kampf gegen den Argentinier Hector Javier Velazco. Er verteidigte diesen WM-Titel schon drei Monate später erfolgreich gegen den Spanier Ruben Varon. Weitere 6 Monate später, im Juni 2004 trat der damals noch junge erst 24-jährige Felix Sturm gegen die Box-Legende Oscar de la Hoya, in der MGM-Arena des MGM Grand Hotels in Las Vegas an und Felix Sturm machte den Kampf seines Lebens und brillierte und beherrschte den großen Oscar de la Hoya …… und wurde dann letztlich durch ein krasses Fehlurteil der Punktrichter seines WM-Titels beraubt.

Knapp drei Jahre später, im März 2006, wurde Felix Sturm erneut Weltmeister im Mittelgewicht, dieses Mal beim Weltverband der WBA, in dem er in der Hamburger Color Line Arena den Neuseeländer Maselino Masoe klar und einstimmig über 12 Runden besiegte. Doch schon vier Monate später, im Juli 2006 verlor Sturm seinen Titel schon bei seiner ersten Titelverteidigung gegen den Spanier Javier Castillejo durch tKO in Runde 10.

Im vertraglich vereinbarten Revanchekampf eroberte Sturm im April 2007, seinen gegen Javier Castillejo verlorenen WM-Titel, durch einen klaren Punktsieg wieder zurück und wurde somit zum dritten Mal Weltmeister.

Seinen WBA-Titel verteidigte Sturm dann sieben Mal erfolgreich hintereinander gegen Noë González Alcoba, Randy Griffin, Jamie Pittmann, Randy Griffin, Sebastian Silvester, Koji Sato & Khoren Gevor, bis ihm dann die WBA den Status eines ‚WBA Super-Champions‘ zusprach.

Felix Sturm beim Training. Foto: © Torsten Helmke.

Seinen WBA Super-Champion-Titel verteidigte Sturm dann erneut fünf weitere Mal gegen Giovanni Lorenzo, Ronald Hearns, Matthew Macklin, Martin Murray und Sebastian Zbik, bis er in einem äußerst engen Kampf den Titel gegen den Engländer Daniel Geale mit einer Split-Decision wieder verlor.

Im Dezember 2013 Kämpfte Felix Sturm erneut um eine WM. Dieses Mal ging es um den IBF-WM-Titel im Mittelgewicht gegen den Engländer Darren Barker, den Sturm durch tKO in der 2. Runde besiegte. Durch diesen Sieg wurde Felix Sturm zum vierten Mal Weltmeister! Doch fünf Monate später im Mai 2018 verlor Sturm dann leider seinen IBF-Titel wieder, durch eine einstimmige Punktniederlage an den Australier Sam Soliman.

Im Februar 2016 gewann dann Felix Sturm, eine Gewichtsklasse höher im Super-Mittelgewicht, gegen den Russen Fedor Chudinov den ‚Super-Champion‘-Weltmeister-Titel der WBA. Dies war das 5. Mal, dass Felix Sturm Box-Weltmeister wurde. Und wer Felix Sturm kennt weiß, dass er alles geben wird um sich, am Besten noch in diesem Jahr, erneut und zum sechsten Mal, einen WM-Gürtel umschnallen wird.

István ‚The Prince‘ Szili.

Wer ist eigentlich der Ungar István Szili?

Doch wer ist der Ungar István Szili? Hier werden sich viele Boxsportfans fragen: Wer ist das überhaupt. István Szili wurde nach der mittelmäßigen Amateurkarriere, im Jahre 2009 Profiboxer in der Schweiz und trug hier auch hier die meisten seiner Profikämpfe aus. Szili gewann seine ersten 17 Kämpfe, meist gegen zweit- und drittklassigen Gegner, bis er gegen den Deutsch-Türken Goekalp Oezekler, um den WBO Intercontititel kämpfte. Dieser Kampf endete Unentschieden. Er kämpfte danach in der Schweiz gegen den absolut unbekannten Deutschen Mathias Zemski, um den Universal Boxing Federation (UBF)  Weltmeistertitel, den er gewann. Allerdings ist dieser UBF WM-Gürtel weniger wert als das Leder, aus welchem dieser Gürtel gemacht ist.

Im Juli 2015 kämpfte Szili dann erneut um den WBO-Intercontinental-Titel, wobei er gegen den US-Amerikaner Antoine Douglas, nach drei Niederschlägen KO ging. Im Anschluss an diese Niederlage kämpfte Szili knapp ein Jahr später, im Mai 2016, gegen den bekanntesten deutschen Journeyman Mazen Girke, der 15 Siege und 122 (!) Niederlagen in seinem Rekord hat. Diesen Kampf gewann er natürlich, wobei es aber eher peinlich ist solch einen Sieg in seinem Kampfrekord zu haben. Seinen nächsten Kampf bestritt der Ungar dann in Nürnberg, wobei es wieder um einen interkontinentalen Gürtel, dieses Mal von der WBA, ging, gegen den Deutsch-Nigerianer Nuhu Lawal, der z.Zt. bei Boxrec auf Nr. 212 gerankt ist. Gegen Lawal ging Szili dann in der 6. Runde schwer KO.

István Szili im Kampf.

Danach siegte István Szili zwar wieder in seinen Kämpfen, gegen Gegner die aber meist einen negativen Rekord hatten; so gegen Darko Knezevic (12-22-0), Aleksandar Jankovic (17-58-0). Ab Februar 2020 ging es dann aufwärts mit dem Ungarn. Er gewann einen Kampf, in dem es um dem WBO Oriental-Titel im Super-Mittelgewicht gegen den Australier Jayde Mitchell ging. István Szili gewann diesen Kampf knapp durch Split-Decision und durfte sich nun „WBO-Oriental“ Champion. Was ein Ungar mit dem Orient zu tun hat, bleibt dabei die Frage. In seinem letzten Kampf, dem 29. Kampf seiner Karriere, kämpfte der Ungar dann am 11. Dezember 2020, gegen seinen Landsmann Mate Kis, in seinem Heimatland Ungarn, um den vakanten interkontinentalen Titel der IBO. Diesen Kampf gewann István Szili dann vorzeitig durch tKO in der 7. Runde und durfte sich fortan IBO Interkontinentaler Meister nennen.

Istvan ‚The Prince‘ Szili.

Und schon in seinem nächsten Kampf, am 26. März in der Dortmunder Westfalenhalle, verteidigt der Ungar István Szili, seinen IBO Interconti-Titel in einem Eliminator-Kampf gegen unseren deutschen 5-Fach Weltmeister Felix Sturm. István Szili ist seit Dezember 2020 inaktiv, was dazu führt, dass er weder in der Boxrec-Rangliste noch in der IBO-Rangliste geführt wird. Hier werden Boxer die über ein Jahr nicht mehr im Ring standen nicht mehr gerankt. Wie es allerdings Szili noch vor einigen Monaten geschafft hatte in der WBO-Weltrangliste geführt zu werden, obwohl er über ein Jahr nicht mehr geboxt hatte, ist bei seinem Kampfrekord nur schwer nachvollziehbar. Allerdings wissen Insider, dass dies eher der Tatsache zu verdanken ist, dass der Ungar Istvan Kovac der Europa-Präsident der WBO ist und deshalb wohl immer wieder Boxer in der WBO Weltrangliste auftauchen, obwohl sie dort gar nichts verloren haben, so wie z.B. auch der Deutsch-Jugoslawe Shefat Isufi, der vor zwei Jahren auf einmal die Nr. 1 bei der WBO war und dann gegen Billy Joe Saunders um den WBO Titel boxen durfte. Hierfür spricht sicher auch, dass Szili zweimal, zwar erfolglos, um den WBO-Interconti-Titel boxen durfte. In der aktuellen WBO-Weltrangliste taucht allerdings István Szili nun nicht mehr auf.

Für Felix Sturm müsste dieser Gegner eigentlich locker zu schaffen sein. Denn auch Felix hat ein tolles Team hinter sich, vor allem mit Cheftrainer Mo Weber, mit dem er perfekt harmoniert. Einzig was für Szili spricht ist, dass er inzwischen von einem der drei Top-Trainer in Deutschland, Conny Mittermeier, trainiert wird, der auch der Trainer des neuen Junioren-Weltmeisters Simon Zachenhuber ist. Das garantiert zumindest schon Mal, dass Szili konditionell fit nach Dortmund reist.

IBO Weltmeisterschafts-Gürtel

Welchen Stellenwert hat eigentlich die IBO?

Was ist eigentlich die IBO? Jeder Box-Fan weltweit kennt die vier großen Weltbox-Verbände WBC (World Boxing Council), IBF (International Boxing Federation), WBO (World Boxing Organisation) und WBA (World Boxing Association). Felix Sturm hat den WM-Gürtel von drei dieser Welt-Boxverbände getragen: WBO, WBA und IBF.

Welche Stellung und welche Wertschätzung hat aber die IBO? Wenn man in Wikipedia nach „International Boxing Organization“ sucht, heißt es dort: „Die IBO ist im Verhältnis zu den vier großen und international anerkannten Organisationen WBC, WBA, WBO und IBF eine unbedeutende, kleine Organisation. Lennox Lewis, Wladimir Klitschko, Tyson Fury, Anthony Joshua, Marco Huck, Gennadi Golowkin und Oleksandr Usyk sind einige der wenigen bekannten Boxer, die Inhaber eines Titels der IBO sind oder waren.“ 

Die IBO kaufte vor Jahren die unabhängige Computerrangliste IWBR und stand damit in Konkurrenz zu der Computer-Weltrangliste von boxrec.com, schaffte es allerdings nie, daraus Kapital zu schlagen. Keiner der genannten großen weltbekannten Champions, die den IBO-Gürtel trugen, hat jemals direkt um den IBO-WM-Titel gekämpft oder haben diesen IBO-Titel verteidigt. Lennox Lewis, Wladimir Klitschko, Tyson Fury, Anthony Joshua, Gennadi Golowkin oder Oleksandr Usyk, mussten oder müssen ihren IBO-Titel jemals verteidigen. Wenn einer dieser weltbesten Boxer ihren WM-Titel verteidigen, dann verteidigen diese immer nur den WBC, IBF, WBA oder WBO-Titel und sollten sie diesen Titel verlieren, dann ist der IBO-Titel immer eine Beigabe für den neuen Champion. Als Marco Huck im April 2017 seinen WBO-Titel gegen den Letten Mairis Briedis verlor, hatte er damals auch den IBO-Titel, den Huck auch bei seinen früheren WM-Kämpfen als ‚Zugabe‘ erhalten hatte, mit verloren. Doch Briedis wollte damals diesen IBO-Gürtel gar nicht annehmen, so dass der IBO-Titel nach diesem Kampf vakant wurde.

Man muss allerdings sagen, das Wikipedia mit dem Wort „unbedeutend“ einfach falsch liegt und dass die IBO zumindest der bekannteste und renommierteste kleinere Weltbox-Verband ist und weit vor allen anderen Dreibuchstaben-Weltverbänden kommt, die es sonst noch zuhauf im Boxsport gibt. Eigentlich ist die IBO auf dem Wege zum fünften großen und anerkannten Welt-Boxverband zu werden.

Boxpromoter Ludger Inholte und Felix Sturm. Foto: LIB Boxpromotion.

Musste es denn unbedingt die Dortmunder Westfalenhalle sein Herr Senator?

Diese Frage muss sich Neu-Promoter Ludger Inholte, als Chef seiner neuen Firma ‚LIB-Boxpromotion‘, gefallen lassen und die wird er sicherlich auch nicht zum ersten Male hören. Die Dortmunder Westfalenhalle hat zwar Tradition im deutschen Boxsport, hat doch hier schon im Jahre 1927 Max Schmeling um die Europameisterschaft geboxt. Hier besiegte 1955 der Berliner Gerhard Hecht im Halbschwergewicht Willi Hoepner durch K.O. und wurde Europameister. Auch die deutsche Box-Legende vergangener Tage Gustav „Bubi“ Scholz war gleich mehrfach zu Gast in der Dortmunder Westfalenhalle, zuerst 1958, als er mit K.O. gegen Max Resch gewann. Auch seinen letzten Kampf bestritt Scholz in Dortmund – das war 1964 gegen den Italiener Giulio Rinaldi.

Auch die Champions der Neuzeit, wie Henry Maske, boxte gleich vier Mal in Dortmund, unter anderem gegen Graciano Rocchigiani und auch die Klitschko-Brüder haben in der Westfalenhalle erfolgreich gekämpft. Marko Huck zog in der Westfalenhalle gegen Mairis Briedis leider den Kürzeren. Aber haben Sie sich erkundigt Herr Senator, ob bei allen diesen Kämpfen die Halle ausverkauft war? Auch Felix Sturm bestritt schon einmal einen WM-Ausscheidungskampf gegen Predrag Radosevic in der Dortmunder Westfalenhalle ….. aber wie viele Zuschauer waren denn damals im Jahre 2013 in der Halle?

Die Dortmunder Westfalenhalle hat eine Zuschauerkapazität von 15.400 Sitzplätzen.

Am letzten Wochenende gab es in London ebenfalls einen Eliminator im Super-Mittelgewicht der WBA (das ist die gleiche Gewichtsklasse in der Felix Sturm kämpft) zwischen den beiden Ex-Weltmeistern Daniel Jacobs vs John Ryder. Ein sensationeller Kampf, der leider mit einem kontroversen Urteil endete. Hier waren 7.000 Zuschauer in der Halle. Wobei man dazu sagen muss, dass London neun Millionen Einwohner hat, während es in Dortmund keine 600.000 sind. Dies nur einmal als kleines Beispiel.

Die Dortmunder Westfalenhalle hat eine Zuschauerkapazität von 15.400 Sitzplätzen. Bei der Pressekonferenz zu diesem Kampfabend, sagte Neu-Promoter Ludger Inholte, „dass er mit einer ausverkauften Westfalenhalle rechne.“ Wenn er das gleich bei seiner ersten Boxveranstaltung schafft, dann werden alle anderen deutschen Promoter den Hut vor ihm ziehen. Es ist allerdings unrealistisch, dass dem so sein wird. Aber es wäre ihm, schon alleine zum Wohle des deutschen Boxsports zu wünschen.

Ab heute werden im gesamten Bundesgebiet 1.000 solcher Monster-Plakate aufgehängt, die für den Kampf in der Dortmunder Westfalenhalle werben.

Ab heute hängen übrigens bundesweit über 1.000, mindestens 3 Meter hohe und 5 Meter breite, Boxplakate in ganz Deutschland an riesigen Plakatwänden, die für den Kampf Felix Sturm vs István Szili in Dortmund werben. Ob diese sensationelle Werbung allerdings die Westfalenhalle ausverkauft dürfte trotz allem zu bezweifeln sein. Es ist eher vorstellbar, dass es schwer sein wird, so viele Eintrittstickets zu verkaufen, dass diese Einnahmen die Kosten dieser tollen Werbung decken. Auf jeden Fall ist es Senator h.c. Luger Inholte und seiner ‚LIB Boxpromotion‘ zu wünschen, dass er es allen Negativ-Denkern beweist und die Westfalenhalle voll bekommt.

Allerdings bedarf es bei jedem großen Geschäft einer großen Investition und auch Wilfried Sauerland hat vor rund 40 Jahren, als er die ersten Schritte als Boxpromoter in Deutschland machte, sicherlich erst einmal mindestens 10 Millionen DM investiert oder man kann auch sagen verloren, bis er dann endlich mit RTL einen TV-Vertrag bekam und er dann später ein Vielfaches dieses Geldes wieder reingeholt hat. Genauso war es auch bei der (alten) Universum Box-Promotion. Auch da fing es mit einem Millionen-Minus an bis man einen TV-Vertrag bekam und in den letzten 10 Jahren überwies dann alleine das ZDF 200 Millionen an Universum als Honorar für die Übertragungsrechte ihrer Veranstaltungen.

Profiboxen ist ein Business, dass ohne einen starken TV-Partner im Rücken, nicht zu stemmen ist. Und viele Promoter sehen ziemlich einseitig nur die Big Fights der weltweit großen Veranstalter. So hat der englische Boxpromoter Eddie Hearn zum Beispiel vom weltweit größten Sport-Streaming Portal DAZN eine Milliarde Dollar für sechs Jahre erhalten, in denen er DAZN große Veranstaltungen liefern muss. Mit solch einem Milliarden-Geldgeber im Rücken konnte Eddie Hearn, während der Corona-Pandemie, sogar im Garten seiner Villa, in der Nähe von London, veranstalten und hat trotzdem dabei Millionen-Gewinne gemacht. Ähnlich ist es mit dem Promoter-Team Bob Arum (Top Rank) und Frank Warren (Queensberry Promotions), die beide zur Zeit mit dem WBC-Weltmeister im Schwergewicht Tyson Fury die größte Gelddruckmaschine unter Vertrag haben. Hier geht es bei Veranstaltungen meist um hohe zwei- bis hin zu sogar dreistelligen Millionenbeträgen. So hat Warren gerade den Kampf Fury vs Whyte für 41 Millionen Dollar ersteigert. Eine ähnliche Gelddruckmaschine ist auch der wohl pound-4-pound beste Boxer der Welt, Saul ‚Canelo‘ Alvarez, der ganz alleine eine Vereinbarung mit dem Streamingdienst DAZN – zu unfassbaren Konditionen – unterschrieben hat. Demnach erhält der 31 Jahre alte Boxweltmeister in mehreren Gewichtsklassen, sage und schreibe 365 Millionen Dollar von DAZN! Dafür darf der Streamingdienst bis 2023 elf Canelo-Kämpfe ausstrahlen.

Selbiger Canelo Alvarez ist es auch, der die Gewichtsklasse des Super-Mittelgewichtes dominiert – dies ist die gleiche Gewichtsklasse in der Felix Sturm jetzt den IBO-Eliminator austrägt. ‚Canelo‘ ist derzeit der amtierende Weltmeister in allen der vier großen Weltbox-Verbänden der WBC, IBF, WBO und WBA.

Doch in der Realität stehen solche Summen für einen Boxpromoter der erst am Beginn seiner Karriere im Boxsport ist in den Sternen. Für die ‚LIB Boxpromotion‘ überträgt der neue Fernsehsender „BILD TV“ den Sturm vs. Szili Kampf live aus der Dortmunder Westfalenhalle. Doch die TV-Honorare die derzeit in Deutschland für Boxsport-Übertragungsrechte bezahlt werden liegen vielleicht bei 5% dessen, was die ausländischen TV-Sender oder DAZN bezahlen.

IBO-Weltmeister im Super-Mittelgewicht: Lerrone Richards aus England.

Wer ist eigentlich der Weltmeister im Super-Mittelgewicht bei der IBO?

Der zur Zeit amtierende IBO-Weltmeister im Super-Mittelgewicht ist der 29-jährige Engländer Lerrone Richards, der in der BoxRec-Weltrangliste einen hervorragenden 12. Platz einnimmt. Bei der WBC und der IBF ist Richard die Nr. 13. Lerrone Richards hat im November 2020 einen über mehrere Kämpfe vereinbarten Promoter-Vertrag mit Eddie Hearns Matchroom Boxing unterzeichnet.

Der ehemalige britische und Commonwealth-Champion im Supermittelgewicht wurde 2013 Profi, nachdem er eine beeindruckende Zeit bei den Amateuren verbracht hatte, wo er im Alter von 14 Jahren die renommierten ABA Golden Gloves Championships gewann, bevor er den Goldenen Gürtel bei den ABA National Novice Championships gewann. Der inzwischen 29-jährige Richards, der von Dave Coldwell trainiert wird, gewann schon im April 2019 den internationalen Commonwealth- und WBO-International-Titel, bevor er sich entschied, gegen den Engländer Lennox Clarke auch noch den vakanten britischen Titel in seine wachsende Sammlung aufzunehmen.

Schon bevor Lerrone Richards mit Eddie Hearn einen Promoter-Vertrag abgeschlossen hatte, gewann er im April 2019 gegen seinen Landsmann Tommy Langford den
WBO-International Titel und den Commonwealth (British Empire) Super-Mittelgewichts-Titel. Dies war dann wohl auch der Grund, warum Eddie Hearn auf Richards aufmerksam wurde. Bei der ersten Verteidigung dieser Titel, was der erste Kampf für seinen neuen Promoter Matchroom Boxing war, gewann Richards dann auch noch den britischen BBBofC Titel gegen Lennox Clarke. Im Mai 2020 gewann dann Richards auch noch den EBU European Super-Mittelgewichts-Titel gegen den Italiener Giovanni De Carolis. Das ist der Boxer der unseren deutschen Weltmeister Tyron Zeuge, im November 2016 im WM Kampf um den WBA-WM-Titel, in der 11. Runde ausknockte.

Den IBO-Weltmeister-Titel gewann Lerrone Richards dann in seinem 16. und letzten Kampf, genau vor zwei Monaten, am 18. Dezember letzten Jahres, gegen den bis dahin in 20 Kämpfen unbesiegten Favoriten, den 32-jährigen Ecuadorianer Carlos Gongora, den er im Rahmen des Revanche-Fights zwischen Joseph Parker vs Derek Chisora, über 12 Runden nach Punkten besiegte.

Dieser in 16 Kämpfen unbesiegte Lerrone Richards (16-0-0, 3 KO-Siege) wäre dann der Gegner von Felix Sturm, wenn er am 26. März sich gegen den Ungarn Istavan Szili durchsetzt. Alleine der amtierende IBO-Champion – ein in 16 Kämpfen ungeschlagener Champion – der in den Top15 der anderen Weltverbänden gerankt und selbst bei Boxrec die Nr. 12 einnimmt, würde den IBO-Titelkampf gegen Felix Sturm immens aufwerten.

Felix Sturm mit seinem Freund und Trainer Maurice ‚Mo‘ Weber.

Wie geht es weiter nach einem Sieg von Felix Sturm?

Ludger Inholte hat große Ziele und Visionen und er denkt schon über den 26. März hinaus: „Der nächste Kampf von Felix Sturm wird dann in der Schalke-Arena stattfinden.“ Ob das schlau war bei einer Pressekonferenz in Dortmund zu sagen? Dabei gewinnt man jedenfalls in Dortmund keine Freunde. Aber das scheint beim Boxen nicht gar so schlimm zu sein wie beim Fussball.

Nur mit dem Buchen der ‚Schalke Arena‘ sollte der Senator besser noch ein bisschen warten. Nicht weil etwa Felix Sturm seinen WM-Ausscheidungskampf nicht gewinnt, nein, dass hoffen wir doch alle. Es geht vielmehr um die Veranstaltungsrechte zur Austragung des IBO-Weltmeisterschaft-Kampfes, der dann Lerrone Richards vs Felix Sturm heißen würde. Wenn man nun weiß, dass der IBO Champion und Titelverteidiger bei Eddie Hearns Matchroom Boxing unter Vertrag steht, sollte es Ludger Inholte besser nicht auf einen Versteigerungstermin dieses Kampfes ankommen lassen, denn Eddie Hearn hat wenige Versteigerungen verloren und er muss DAZN gute und interessante Kämpfe liefern und das wäre mit einem IBO WM-Kampf Lerrone Richards vs Felix Sturm sicher der Fall. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass Hearn mit Inholte ein Agreement eingeht und sie den Kampf zusammen veranstalten, wobei dann aber die TV-Rechte bei DAZN liegen. Aber dann könnte der Kampf in der Schalke Arena stattfinden. Aber noch ist dies alles Zukunftsgeplänkel.

Fächer Sportmanagement Veranstaltung in Karlsruhe, 21.01.2022 IBF-Youth-Worldchampion: Simon Zachenhuber (links) – Maurice Morio (rechts) Foto: © Torsten Helmke

Simon Zachenhuber vs Maurice Morio der Veranstaltung in der Westfalenhalle als 2. Hauptkampf hinzugefügt

Es war bestimmt der beste Kampf im noch jungen Jahr 2022, als sich am 22. Januar bei einer Fächer Sport-Veranstaltung, der junge erst 23-jährige Simon Zachenhuber und der erst 21-jährige Maurice Morio, im Kampf um die IBF Junioren-Weltmeisterschaft gegenüber standen. Der aus Erdin, Bayern stammende Zachenhuber gewann diesen Kampf gegen den 21-jährigen Wormser Morio über 10 Runden nach Punkten und wurde neuer IBF-Junioren-Champion.

Es spricht für Simon Zachenhuber, dass er schon genau zwei Monate nach seinem Titelgewinn bereit ist und seinem Kontrahenten aus dem WM-Kampf eine neue Chance zu einem Revanche-Kampf gibt. Dieser Kampf wertet auf jeden Fall die Veranstaltung in der Dortmunder Westfalenhalle auf und ist zudem ein Garant für BILD TV, neben dem Eliminator zwischen Sturm vs Szili, noch einen weiteren Kampf im Programm zu haben.

Bleibt uns von BOXEN1 nur, dem Veranstalter Senator h.c. Ludger Inholte mit seiner neuen ‚LIB Boxpromotion‘ und natürlich auch Felix Sturm und seinem ganzen Team ‚all the best‘ zu wünschen und die Daumen zu drücken.

Felix Sturm vs Istvan Szili Fight-Poster
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1 Kommentar

  1. ich hab noch nie von ludger inholte gehört und habe auch nicht das gefühl, dass der mann ahnung vom boxsport hat. ein ibo eliminator kampf ist an bedeutungslosigkeit kaum noch zu überbieten. und so eine farce als ereignis in der dortmunder westphalenhalle aufzuziehen…….ne, das wird nix.

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