Der historische Frauenkampf mit Amanda Serrano – und der ewige Traum der Gleichstellung

Amanda Serrano und Danila Ramos wollen bei ihrem WM-Kampf am 27. Oktober nach den Regeln der Männer boxen. Ihr Kampf wird über die Distanz von 12 Runden a 3 Minuten gehen.

Wenn am Freitag der Hauptkampf der Damen in Orlando, Florida, beginnt, werden einige langjährige Fragen endgültig beantwortet und gleichzeitig ein starkes Zeichen gesetzt.

Das Thema der Gleichstellung der Frauen ist tief in unserer Gesellschaft verankert. In vielen Bereichen erleben wir täglich Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten. Der Sport, der oft ein Spiegelbild der Gesellschaft ist, bildet hier keine Ausnahme. Frauen werden hier unterschiedlich behandelt, sei es durch Regeländerungen oder in Bezug auf ihre Bezahlung. Seit langer Zeit fordern viele Menschen im Boxen daher die Möglichkeit, dass Frauen, die derzeit nur 2-Minuten-Runden kämpfen, genauso wie ihre männlichen Kollegen in 3-Minuten-Runden kämpfen können. Nun soll es tatsächlich erstmals dazu kommen, und wir werden Zeugen des historischen ersten 12×3 Minuten Weltmeisterschaftskampfs der Damen.

12×3 Minuten-Kampf und die Frage der Auswirkung

Armand Serrano.

Die Veranstaltung wird live auf DAZN aus dem „Caribe Royale“ in Orlando übertragen und ist das Ergebnis einer Kooperation zwischen Boxlab Promotions und Jake Pauls Most Valuable Promotions. In diesem historischen Format kämpfen Amanda Serrano (45-2-1) und Danila Ramos (12-2) um die Titel der renommierten WBA, WBO und IBF im Federgewicht. Grundsätzlich handelt es sich hierbei nicht um eine Paarung, die eine besondere Spannung erzeugen würde. Serrano ist eine Weltklasse-Boxerin, Titelverteidigerin und klare Favoritin. Doch durch die erweiterte Kampfdauer auf 36 Minuten könnte sich der Kampf völlig anders entwickeln. Bisher haben wir Frauen noch nie in einem solch langen Kampf gesehen, wodurch neue Erkenntnisse gewonnen werden können.

Fehlende Schlagstärke bei den Damen ein Attraktivitätsmakel

Frauenkämpfe sind in der Regel sehr intensiv. Viele Boxerinnen setzen aufgrund der 2-Minuten-Runden ein hohes Tempo an, was oft in packenden Actionkämpfen resultiert. Leider führen diese intensiven Duelle nur selten zu vorzeitigen Siegen, was als eine Art Manko angesehen werden kann. Obwohl der Boxsport viel mehr zu bieten hat als reine Knockouts, gehört der KO dennoch dazu und wird oft als das ultimative Siegesszenario betrachtet. Durch die Verlängerung der Rundendauer auf 3 Minuten könnte die Wahrscheinlichkeit von Knockouts steigen und die Frauenkämpfe noch attraktiver machen.

Ein Beispiel dafür ist der Kampf zwischen Amanda Serrano und Katie Taylor im vergangenen Jahr, der nicht unumstritten als Punktsieg für Taylor gewertet wurde. Taylor stand kurz vor dem Knockout, doch die 2-Minuten-Runden ließen sie die schweren Phasen überstehen. Daher ist es durchaus legitim zu überlegen, wie der Kampf verlaufen wäre, wenn die Damen 3-Minuten-Runden gekämpft hätten.

Serrano als Antithese für mangelnde Schlagstärke

Ironischerweise steht mit Amanda Serrano am Freitag zufällig eine der schlagstärksten Frauen aller Zeiten im Ring, die ihre Knockout-Power auch in 2-Minuten-Runden effektiv einsetzen kann. Daher wäre bei ihr eine Verlängerung der Rundendauer nicht zwingend notwendig. Dennoch ergeben sich auch weitere Fragen, die über den bloßen Punch hinausgehen. Welches Tempo werden die Frauen in 3-Minuten-Runden gehen? Werden die Kämpfe automatisch bedachter und taktischer? Wird es tatsächlich mehr vorzeitige Siege geben? Und wird sich das neue Format für Boxerinnen und Zuschauer als vorteilhaft erweisen? Diese Fragen können hoffentlich bald besser beantwortet werden, wenn der historische Kampf zwischen Serrano und Ramos in die Geschichtsbücher eingeht.

Die Undercard liefert wenig große Namen, dafür gutes Matchmaking

Die Undercard bietet keine prominenten Namen, was für einige eventuell enttäuschend sein könnte. Im Co-Mainevent wird Antonio Vargas (16-1) im Bantamgewicht antreten, ein hochveranlagter Boxer mit einer beeindruckenden Amateurkarriere und Olympiateilnehmer in Rio de Janeiro. Er wird auf den ehemaligen Weltmeister Hernan Marquez (47-10-2) treffen, der jedoch vor 10 Jahren seine Glanzzeit im Fliegengewicht und Superfliegengewicht hatte.

Dennoch hat die restliche Undercard das Potenzial, zu überraschen, da viele der Paarungen gut gematcht sind. Häufig besteht die Undercard aus Aufbaukämpfen, in denen die favorisierten Boxer leicht gewinnen. In diesem Fall bestehen jedoch auf beiden Seiten realistische Siegchancen, was zu unterhaltsamen und ausgeglichenen Kämpfen führen könnte. Falls diese Aussicht nicht ausreicht, kann man natürlich auch nur für den historischen Hauptkampf einschalten.

Die kostenlosen Prelims zum Event werden um Mitternacht auf dem YouTube-Kanal von DAZN Boxing übertragen. Die Hauptveranstaltung mit dem großen Frauenhauptkampf wird dann im DAZN-Abo ab 2 Uhr verfügbar sein.

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