Box-Gott Oleksandr Usyk in der Königsklasse angekommen

Fotos Ed Mulhollander / Matchroom Boxing USA

Eine Nachbetrachtung zum Schwergewichts-Debüt von Oleksandr Usyk und eine Vorausschau von Ebby Thust

Es war die erwartete starke Vorstellung, des ehemaligen unumstrittenen Cruisergewichts-Champions und Gewinners des WBSS Turniers und der Muhammad Ali Trophy, in der gestrigen Nacht zum heutigen Sonntagmorgen, in der Wintrust Arena in Chicago, Illinois, USA. Der 32-jährige ukrainische Olympiasieger von 2012 in London und Weltmeister und Europameister bei den Amateuren, trat zum ersten Mal in der Königsklasse des Boxens, im Schwergewicht an.
Der Gegner Usyks, Chazz Witherspoon war eigentlich Nebensache und es war letztlich egal ob da nun Tyrone Spong oder Witherspoon im Ring in Chicago stand. Es ging letztlich voranging um den ersten Auftritt von Usyk im Schwergewicht.

Der Ukrainer kontrollierte den Kampf von der ersten Runde an, bewegte sich auf schnellen Beinen und beweglichem Oberkörper, zeigte schulmäßiges Boxen und Bilderbuch-Kombinationen. Die Beweglichkeit Usyks auf schnellen Füßen, glich eher einem Mittelgewichtler und stand in keinem Verhältnis zu dem doch eher langsamen Boxens eines Anthony Joshua oder Deontay Wilder. Usyk zeigte, dass er auch im Schwergewicht nur schwer zu treffen ist. Usyk mag zwar nicht die Schlagkraft eines Deontay Wilders oder eines Anthony Joshuas haben, aber er hat gezeigt dass er die schnellen Beine und die Beweglichkeit hat, den schweren Schlägen in dieser Gewichtsklasse aus dem Weg zu gehen.

IBF, WBO und WBA-Super-Champion Andy Ruiz.

Die Ära des von Oleksandr Usyk im Schwergewicht hat offiziell begonnen. Usyk möchte in die Fußstapfen seines Vorbilds, des früheren unangefochtenen Cruisergewichts- und Schwergewichts-Champions Evander Holyfield, treten.

Nach 12 WM-Titelkämpfen in Folge, bestritt Oleksandr Usyk erstmals wieder einen Nicht-Titelkampf und es wird wohl der einzige Nichttitelkampf in der anstehenden Schwergewichtskarriere des  Olaksandr Usyk bleiben. Gemäß den Statuten der WBO, dessen Gürtel im Cruisergewicht Usyk auch trug, wird ein Boxer der ungeschlagen eine Gewichtsklasse nach oben wechselt, automatisch die Nr.1 und der offizielle Herausforderer in dieser neuen Gewichtsklasse. Das heißt, dass Usyk nun der Pflicht-Herausforderer der WBO und somit, dem Gewinners aus dem Kampf Andy Ruiz jr vs Anthony Joshua, sein wird. Dieser Kampf um drei WM-Titel findet am 7. Dezember in Saudi Arabien statt.

Antony Joshua

Da der Gewinner des Kampfes in Saudi Arabien, sowohl unverzüglich den dann gewonnen IBF-WM-Titel, als auch den WBO-WM-Titel Pflicht verteidigen muss (was ja unschwer in einem Kampf möglich ist), ist anzunehmen, dass der neue oder alte Schwergewichts-Weltmeister dann wohl zuerst den IBF-Titel, gegen den schon seit zwei Jahren bei der IBF an Nr.1 stehende Bulgaren Kubrat Pulev, verteidigen wird und er dann wohl den WBO-WM-Titel kampflos zurückgeben muss, so dass dieser vakant werden würde. Die gleich Meinung vertritt übrigens auch Promoter Eddie Hearn.

Auf jeden Fall wird Olaksandr Usyk in seinem nächsten Kampf, der wohl für die erste Hälfte des kommenden Jahres geplant ist, gleich um einen WM-Titel kämpfen. Usyk hat schon nach diesem ersten Kampf in seiner nun neuen Gewichtsklasse gezeigt, dass er zu den Top 5 in dieser Klasse zählt. Wilder, Fury, Ruiz, Joshua sind die 5 Top Leute des Schwergewichts.

WBC-Weltmeister Deontay Wilder

Wenn es nach Oleksandr Usyk gehen würde, würde er am liebsten zuerst gegen den WBC-Weltmeister Deontay Wilder antreten, einmal weil seine Lieblingsfarbe grün, wie der Gürtel der WBC ist und andererseits, weil er die Ansicht vertritt, dass Wilder ihm am ehesten liegen würde. Usyk sagte in einem Interview mit Sky Sorts hierzu: „Deontay Wilder wäre mir am Liebsten, sein Boxstil würde mir die wenigsten Probleme bereiten. Aber auch bei Anthony Joishua und Andy Ruiz sehe ich keine Probleme. Einzig Tyson Fury könnte mir gefährlich werden.“ Wer Usyk kennt, weiß dass diese Aussage weder großmäulig noch arrogant ist. Usyk unterscheidet sich zu den oft trashigen verbalen Beschimpfungen anderer Schwergewichtler. Der Ukrainer begegnet jedem seiner Gegner immer mit großem Respekt, den er nur dann ablegt wenn er ihnen im Ring gegenüber steht.

Alles in allem glaube ich, dass Oleksandr Usyk die Schwergewichtsszene neu beleben und allen Boxfans noch große Kämpfe schenken wird.

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