Am Samstag in Kanada: Artur Beterbiev trifft auf Callum Smith

Offizielles Fightposter zum Event Beterbiev vs. Smith.

Am Samstag findet der erste Big-Fight des Jahres statt. Neben drei Weltmeisterschaftsgürteln geht es auch um einen potentiellen Bivol-Kampf.

Wir schreiben das neue Jahr 2024, und es findet der erste richtige Knaller im Boxen statt. Artur Beterbiev (19-0, 19 KO) verteidigt seine 3 WM-Gürtel (WBC, IBF und WBO) im Halbschwergewicht gegen Callum Smith (29-1) in Quebec City, Kanada. Beterbiev ist nicht nur amtierender mehrfacher Weltmeister, sondern kann dies sogar mit einer KO-Quote von 100 % vorweisen. Eine beachtliche Leistung des gebürtigen Russen, der nicht grundlos als einer der gefürchtetsten Puncher aktuell P4P im Boxen angesehen wird. Doch auch bei einer KO-Maschine bleiben biologische Aspekte nicht aus.

Ist Beterbiev mit fast 39 Jahren past prime?

Anthony Yarde gegen Artur Beterbiev.

Zuletzt war Beterbiev im Januar 2023 im Einsatz. Damals konnte er Anthony Yarde (24-3) in einer packenden Schlacht in Runde 8 stoppen. Dabei bewies Beterbiev jedoch auch Verwundbarkeit und musste viel einstecken gegen den Briten. Zuvor verlief auch schon ein Kampf gegen Marcus Browne (25-2) nicht einfach für ihn, wo er früh einen tiefen Cut erlitten hatte, doch er schlug sich weltmeisterlich durch. Ende Januar feiert der Champion seinen 39. Geburtstag, und man muss sich da auch zwingend schon die Frage stellen, wie sehr das mittlerweile auf seine Leistungsfähigkeit wohl auswirken mag. Seinen vermutlichen Peak wird er überschritten haben, aber wann zeigt sich das auch drastisch im Ring – oder wurde das zeitweise gegen Yarde vielleicht schon etwas sichtbar?

Mindestens eine Teilantwort soll der Herausforderer Callum Smith darauf liefern, der mit maximalen Ambitionen nach Kanada reist.

Schwache Performance gegen Canelo könnte zur Unterschätzung führen

Sein größter Triumph: Im September 2018 gewann Callum Smith das WBSS-Finale gegen George Groves.

Wenn man an Callum Smith denkt, hat man den Briten wohl schnell bei dessen grandiosen Sieg über George Groves (28-4) im WBSS-Finale vor Augen. Zu der Zeit galt er durchaus als ein Elitekämpfer im Supermittelgewicht. Diesen Eindruck konnte er in den kommenden Kämpfen aber nicht mehr bestätigen. Gegen John Ryder (32-6) erfolgte ein kontroverser Punktsieg, im Nachgang verlor er noch seine beiden WM-Titel gegen Saul „Canelo“ Alvarez (60-2-2). Eine Niederlage gegen den Mexikaner ist selbstverständlich keine Schande, doch Smith blieb weit hinter den Erwartungen zurück und enttäuschte auf voller Linie.

Seitdem hat er lediglich 2 Kämpfe bestritten, die er aber auch überzeugend gewann. Zum einen gab es diesen fürchterlichen KO-Sieg über Gilbert Castillo Rivera (24-5-1), wo Leuten der Atem weggeblieben ist bei dem unfassbar schweren KO vor Ort. Danach gab es noch einen vorzeitigen Sieg über den starken Mathieu Bauderlique (21-2), der zuvor noch Igor Mikhalkin (25-3) stoppte. Smith hat also zwei wirklich gute Resultate in der neuen Gewichtsklasse eingefahren, war aber auch nicht sonderlich aktiv zuletzt gewesen. Es ist also sehr schwer auszurechnen, inwiefern Smith hier im Jahr 2024 performen wird. Doch der Canelo-Eindruck könnte dazu tendenziell führen, dass man den Briten hier unterschätzt, was nicht ratsam erscheint. In dem Kampf wird für beide Seiten sicherlich alles möglich sein.

Verhindert Smith den großen Kampf zwischen Beterbiev und Bivol ?

Dmitry Bivol und Artur Beterbiev.

Durch die vielen Millionen in Saudi-Arabien ist ein Kampf um sämtliche Gürtel im Halbschwergewicht zwischen Artur Beterbiev und Dmitrii Bivol (22-0) immer wahrscheinlicher geworden. Fakt ist, die Saudis wollen den Kampf unbedingt veranstalten. Zuletzt mehrten sich die Stimmen, dass der Kampf auch so gut wie perfekt sei, doch einen Haken gibt es – Beterbiev muss zunächst gegen Callum Smith gewinnen. Das sind exakt solche Konstellationen, wo es am Ende häufig noch ein böses Erwachen gibt. Man denke an Anthony Joshua (27-3) vs. Deontay Wilder (43-3-1). Ein Kampf, den man seit Jahren sehen wollte – und der vielleicht nun nie mehr kommen wird.

Und welches Schicksal Beterbiev vs. Bivol erleben wird? Das wird maßgeblich am Samstag ermittelt. Bei einem Sieg von Herausforderer Smith würde es sicherlich zum Rematch kommen. Beterbiev würde auf die 40 zugehen. Vielleicht käme es dann auch zum Kampf zwischen Smith und Bivol, die beide bei Matchroom unter Vertrag stehen. Für alle Protagonisten im Halbschwergewicht ist der kommende Kampf am Samstag enorm wichtig, weil dies entscheidend die weitere Karriere prägen wird.

Der aufregende Puncher Christian Mbilli wartet auf seine Chance

Der ungeschlagene Contender Christian Mbilli.

Im Co-Mainevent wird der Puncher Christian Mbilli (25-0) im Supermittelgewicht auf den Australier Rohan Murdock (27-2) treffen. Mbilli gilt als die ganz große Boxhoffnung in Kanada und hat dies in den letzten Jahren mit brachialen KO-Siegen unter Beweis gestellt. Seine KO-Schläge gegen Nadjib Mohammedi (45-10) oder Demond Nicholson (22-6-1) waren jeweils Contender für den KO des Jahres. Wenig verwunderlich erscheint es also, dass Mbilli in den jeweiligen Weltverbänden bestens gerankt ist. Er ist aktuell die Nummer 1 der WBC und WBA sowie 3. der IBF und 5. der WBO. Ein großer Weltmeisterschaftskampf kann nur eine Frage der Zeit sein, aber Canelo blockiert im Supermittelgewicht bislang noch jeden Titel.

Murdock hat so eine starke Vita nicht vorzuweisen. Der Australier kommt aber aus einem guten Sieg über den Puncher Isaac Hardman (15-2). Mit dieser Leistung hat sich die aktuelle Nummer 9 der IBF für diesen Kampf empfohlen. Er wird jedoch als klarer Underdog nach Kanada reisen.

Weltmeisterschaft im Bantamgewicht auf der Undercard

Foto: Mikey Williams/Top Rank via Getty Images

Der Australier Jason Moloney (26-2) wurde im vergangenen Mai WBO-Weltmeister im Bantamgewicht mit einem Punktsieg über den Puncher Vincent Astrolabio (19-4). Für Moloney war es der dritte Anlauf zum großen Wurf. Zuvor scheiterte er gegen Emmanuel Rodriguez (22-2) und Naoya Inoue (26-0). Es war also durchaus unklar, ob Moloney noch den WM-Titel gewinnen würde, doch ihm gelang es 2023 dann endlich doch.

Nun steht in Kanada seine erste Titelverteidigung gegen Saul Sanchez (20-2) an. Dieser hat sich in den USA eher auf regionaler Ebene einen Namen gemacht bei kleineren Veranstaltungen, sei es Thompson Boxing beispielsweise. Im vergangenen Juni gab es jedoch auf ProBox einen guten KO-Sieg über Franklin Gonzalez (25-3) und im Nachgang noch ein Erfolg in Japan, wodurch Sanchez sich für diese WM angeboten hat. Bei der WBO rangiert er aktuell auf Platz 7. Er wird zwar nicht als Favorit in den Kampf gehen, doch das ist nun seine große Chance, und man kann davon ausgehen, dass er sie mit offensivem Nachdruck greifen möchte, so wie er es erfolgreich in den letzten Kämpfen ebenfalls schon tat.

Eine legale Übertragung ist gesichert

Der tschetschenische Olympiabronzegewinner Imam Khataev.

Auf der weiteren Undercard sind sehr starke Prospects noch vertreten. Beispielsweise wird der Bronzemedaillengewinner von Tokio, Imam Khataev (5-0, 5 KOs), seinen sechsten Profikampf bestreiten. Der Tschetschene bewies in seinen vorherigen Kämpfen im Halbschwergewicht viel Schlagstärke und möchte sicherlich denselben Weg wie Beterbiev in Kanada gehen. Der türkische Olympiateilnehmer von 2016, Mehmet Ünal (7-0), wird ebenfalls kämpfen. Zudem bestreitet Moreno Fendero (2-0) seinen dritten Profikampf, dem eine große Zukunft nachgesagt wird. Weitere Paarungen werden am Samstag ebenfalls noch stattfinden.

Es gibt zudem eine erfreuliche Nachricht zum großen Boxspektakel am Samstag in Kanada. Man kann nämlich das Event auch bei uns beim Streamingdienst Punchinggrace legal verfolgen. Dies erfolgt in einem nicht gerade günstigen Quartalsabo für 57 kanadische $, was entsprechend ungefähr 39 € ergeben würde. Das Abo beinhaltet neben dem Event noch mindestens 2 weitere in den nächsten Monaten. Wer also in der Nacht zum Sonntag ab 1 Uhr legal und unfallfrei dabei sein möchte, kann dem entsprechend dort nachgehen.

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