Am Samstag: Das letzte Showtime-Kapitel im Boxen

Fightposter zur letzten Showtime-Veranstaltung.

Showtime war im Boxen eine Konstante für qualitativ hochwertige Veranstaltungen. Am kommenden Samstag findet diese Ära ein Ende.

„It’s Showtime!“ gehört neben Michael Buffers „Let’s get ready to rumble!“ sicherlich zu den populärsten Ansagen im Boxen. Jimmy Lennon Jr. hat dies für das Showtime-Boxen etabliert. Seit zahlreichen Jahren fand das qualitativ hochwertige Boxen bei Showtime ein Zuhause. Seien es gewaltige PPV-Events, starke reguläre Events oder auch fantastische Prospect-Serien mit ShoBox, Boxfans aus der gesamten Welt fanden bei Showtime einen Platz, wo sie sich wohl fühlten und regelmäßig einschalteten. Diese Ära wird nun endgültig am Samstag ein Ende finden. Doch Showtime wäre nicht Showtime, wenn das Ende nicht mit einem großen Knall beendet werden würde.

Im Hauptkampf wartet der Rising Star David Morrell

David Morrell.

Im Hauptkampf wird das Toptalent David Morrell (9-0) aufwarten. Er verteidigt seinen regulären WBA-Titel im Supermittelgewicht gegen Sena Agbeko (28-2). Diese Paarung hätte es schon im Vorfeld geben sollen, doch Absagen haben dies stets verhindert. Morrell hat sich zuletzt durch fulminante Siege einen Namen gemacht. Beispielsweise setzte er den zuvor ungeschlagenen Kasachen Aidos Yerbossynuly (16-1) so schwer zu, dass dieser ein medizinischer Notfall nach dem Kampf war. Im Anschluss wurde der olympische Silbermedaillengewinner Yamaguchi Falcao (24-2-1) beeindruckend in einer Runde gestoppt. Morrell gilt als eines der ganz heißen Eisen im Supermittelgewicht und macht sich berechtigte Hoffnungen, dort um die WM-Titel in absehbarer Zeit zu kämpfen.

Agbeko hat solch eine Vita nicht vorzuweisen. Er kommt jedoch aus 5 Siegen in Serie und hat sich zuletzt beim ShoBox-Hauptkampf für diese Paarung empfohlen. Er geht jedoch als klarer Underdog in den Kampf.

Weltmeisterschaft auch auf der Undercard

Julio Cesar Martinez – Foto: Ed Mulholland/Matchroom.

Selbstverständlich wird sich die gesamte Veranstaltung hochwertig lesen. Beispielsweise wird auf der Undercard Julio Cesar Martinez (20-2) seinen WBC-Titel im Fliegengewicht verteidigen. Martinez gilt als brachialer Actionfighter, dem eine große Zukunft im Boxen nachgesagt wurde. Jedoch hat er regelmäßig Kämpfe kurzfristig abgesagt oder kam mit Übergewicht auf die Waage, wodurch er seit längerer Zeit ins Hintertreffen geraten ist. Auch seine sportlichen Leistungen waren wenig überzeugend, was schade ist, wenn man auf sein Potenzial blickt.

Er bekommt es mit dem venezolanischen Herausforderer Angelino Cordova (18-0-1) zu tun. Cordova war eine ziemliche Unbekannte, bis er im letzten Jahr einen Kampf auf ProBox gegen Axel Aragon Vega (15-5-1) absolvierte. Cordova bekam höchst kontrovers einen Punktsieg zugesprochen. Im Nachgang erfolgte ein Hauptkampf bei Golden Boy, wo er den Ex-Weltmeister Angel Acosta (24-4) in einem sehenswerten Kampf besiegte. Mit dem Rückenwind dieser beiden Ergebnisse wird Cordova nun gegen Martinez als Underdog antreten. Es erscheint nicht gänzlich unmöglich, dass er auch gegen den Mexikaner eine so starke Leistung zeigt, dass er Chancen auf den Scorecards haben wird. Martinez ist in den vergangenen Jahren schlichtweg zu viel schuldig geblieben.

Im Rematch sollen die Fragen endgültig geklärt werden

Valenzuela schlägt Colbert nieder.

Für Gesprächsstoff sorgte schon der erste Kampf zwischen Chris Colbert (17-1) und Jose Valenzuela (12-2) im Leichtgewicht. Beide Boxer trafen im März aufeinander und lieferten sich einen spannenden und starken Kampf. Valenzuela war dabei der bestimmende Mann, der häufig seine Runden eindeutig gewinnen konnte. Es gab aber auch immer wieder Runden, die so eng verliefen, dass man sie Colbert geben konnte. Am Ende bekam Colbert einen knappen Kampf zugesprochen, den die meisten eher bei Valenzuela verortet haben. Dieses Stallduell zweier talentierter Boxer wird es nun am kommenden Samstag erneut geben. Kann Valenzuela seine Leistung bestätigen und den Sieg endlich einfahren? Oder wird Colbert sich steigern und beim zweiten Kampf keine Fragen mehr offenlassen? Eine spannende Ausgangssituation, die man am Samstag auf Showtime verfolgen kann.

Ein Kampf wie aus einer anderen Zeit

Die Ex-Weltmeister Robert Guerrero und Andre Berto.

Wenn man an Robert Guerrero (37-6-1) und Andre Berto (32-5) denkt, kommen sicherlich einige Gedanken auf. Dass man jedoch beide Boxer im Dezember 2023 im Ring sieht, erscheint dann doch eher ungewiss. Beide Boxer waren Weltmeister und hatten ihre großen Zeiten vor etwa 15 Jahren. Es gab sogar ein Duell der beiden im November 2012, das Guerrero für sich im Weltergewicht entschieden konnte. Damals ging Berto früh in den ersten beiden Runden zu Boden. Seine Augen schwollen zu, doch er konnte sich hinten heraus wieder reinkämpfen und unterlag nach Punkten. Der Kampf galt als Contender für den WBC-Kampf des Jahres 2012. Nun werden beide Veteranen nach 13 Jahren erneut im Ring aufeinandertreffen. Der Kampf ist auf 10 Runden im Weltergewicht angesetzt und dürfte nostalgische Gefühle auslösen. Vermutlich erfolgt das auf den kostenlosen YouTube-Prelims.

Positiver Dopingbefund anstatt Weltmeisterschaftskampf

Alberto Puello sollte im Mai um die Weltmeisterschaft gegen Rolly Romero antreten.

Sein Comeback wird übrigens auch Alberto Puello (21-0) im Superleichtgewicht geben. Der vorherige WBA-Regular-Titelhalter sollte im Mai um die WBA-Weltmeisterschaft gegen Rolly Romero (15-1) antreten. Ein Dopingvergehen seitens Puello verhinderte jedoch diesen Kampf. Als Ersatzgegner für Romero wurde dann Ismael Barroso (24-4-2) bestimmt, der in einer Kontroverse des Jahres unterlag. Barroso war bestimmend im Kampf, fing sich hinten heraus eine Hand, wo er etwas angeschlagen wirkte, wodurch der Referee Tony Weeks die Gelegenheit ergriff und Barroso aus dem Kampf nahm. Die Korruption war in diesem Fall ganz offen ersichtlich. Jedenfalls durfte Puello durch sein Dopingvergehen nicht um die Weltmeisterschaft kämpfen und meldet sich erstmalig am Samstag wieder zurück. Sein Kontrahent wird der ungeschlagene Ector Madera (11-0) sein.

Große Emotionen zum Abschied erwartet

Neben der sportlichen Dimension wird man sicherlich auch die emotionale Komponente betrachten müssen. Showtime hat das Boxen in den vergangenen Jahren maßgeblich geprägt. Der Wegfall wird zwar nicht unerlässlich erscheinen, da mit Amazon Prime auch ein neuer Player nun in das Geschäft einsteigen wird, doch Veränderungen bedeutet es definitiv. Es ist auch ein weiterer Fingerzeig für das Streamingzeitalter. Zwar hat Showtime auch einen Aboservice gehabt, doch die Kämpfe liefen ebenfalls im linearen Fernsehsender – bei Amazon ist davon nicht auszugehen.

Es wird die große Abschiedsparty am Samstag geben. Vielleicht rollt auch die ein oder andere Träne bei den Verantwortlichen, die so nicht geplant sein werden. Und vielleicht blickt auch der ein oder andere Boxfan schmerzlich an das HBO-Ende beim Boxen zurück, was man so wirklich niemals überwunden hat.

Hochklassige Prelims erfolgen kostenlos auf YouTube

Die Prelims mit sehenswerten Kämpfen finden kostenlos um 1 Uhr auf YouTube statt. Die Maincard wird dann ab 3 Uhr auf Showtime übertragen.

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