Fury-Comeback verkommt zur peinlichen Zirkusnummer

„He‘s Back“ - ein Motto, welches sich als Halbwahrheit herausstellte. Fury ist zurück, doch der Mann, der Klitschko bezwang, (noch) nicht.
„He‘s Back“ – ein Motto, welches sich als Halbwahrheit herausstellte. Fury ist zurück, doch der Mann, der Klitschko bezwang, (noch) nicht.

Fury und Seferi auf Schmusekurs

Die Promotion im Vorfeld des wohl meist-erwarteten Comebacks im Boxen war groß. Diverse Pressekonferenzen, Trailer, Kurz-Dokumentationen und nicht zuletzt die Social Media Kanäle des „Gypsy King“ feuerten wochenlang aus allen Rohren was die Rückkehr des ehemaligen Unfied Champions im Schwergewicht betraf. Die Ernennung vom körperlich wie boxerisch heillos unterlegenen Albaners Sefer Seferi zum Gegner Furys, deutete aber schon ganz klar an, dass die Ambitionen hinsichtlich der Karriereplanung des Briten mit weit weniger ambitionierten Schritten angegangen wird, als es das Brimborium außerhalb des Ring vermuten lässt.

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Nach groß inszeniertem Einmarsch, inklusive Mark Morrisons 90er Jahre Chart-Hit „Return of The Mack“, gab es von Fury ein Küsschen für den gefühlt einen Meter kleineren Seferi. Dies war nur ein Vorgeschmack auf das was dann im Ring folgte, oder besser gesagt nicht folgte. Die Älteren unter unseren Lesern werden sich noch an den sogenannten „Nichtangriffspakt von Gijon“ der WM 1982 erinnern, als die deutsche und österreichische Fußball-Nationalmannschaft nach dem 1:0 Deutschlands das Offensivspiel einstellte und durch das Endergebnis beide in den nächste Runde einzogen.

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So ähnlich verhielt es sich in Manchester; beide Boxer, allen voran natürlich Fury, blödelten herum, starteten eher Alibi-Vorstöße und klatschten sich regelmäßig ab. Ringrichter Phil Edwards sah sich gezwungen die Boxer zu ermahnen und zum kämpfen aufzufordern, was dann erst im Laufe der Runden Früchte trug. Von Ringrost der Farbe eines alten Auspuffs umgeben, arbeitete sich Tyson Fury erst Stück für Stück an den weglaufenden Wahl-Schweizer heran, brachte vereinzelte Schlaghände unter und klammerte zudem immer mal wieder. Als es dann in der vierten Runde etwas schmerzhafter wurde für Seferi, nutzte dieser die Ringpause, um der Farce von sich aus ein Ende zu bereiten. Die gute Kampfbörse muss ja auch bei vollem Bewusstsein ausgekostet werden, dachte sich der 39-jährige wohl.

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Zu allem Überfluss gab es mitten im Kampf noch eine Schlägerei in den Zuschauerrängen, die die Boxer noch mehr von ihrem eigentlichen Job ablenkte.

Nächster Halt: Windsor Park

Die Comeback-Tour des Tyson Fury wird keine allzu lange Pause erleben, denn wie Promoter Frank Warren im Interview nach dem Kampf bekanntgab, wird der Ex-Weltmeister am 18. August im Rahmenprogramm von Carl Frampton in den Ring zurückkehren. Die Zuschauer im Windsor Park von Belfast werden ganz genau beobachten, wie die Entwicklung Furys vonstatten geht. Eine Steigerung zum Duell mit Seferi wird dringend vonnöten sein, damit die Sache nicht zum schlechten Treppenwitz verkommt. Dem Trainingseifer Furys im letzten halben Jahr nach zu urteilen, werden er und sein Team dieses Mal aber nichts dem Zufall überlassen.

 

 

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