Zum 12. Todestag: Erinnerungen an Max Schmeling

Max Schmeling mit seinem Manager Joe Jacobs
Max Schmeling mit seinem Manager Joe Jacobs

Am 02.02.2005 starb eine der größten Legenden des Boxsports. Max Adolph Otto Siegfried Schmeling wurde am 28. September 1905 in Klein Luckow geboren und starb im Alter von 99 Jahren am 2. Februar 2005 in Wenzendorf.

Max Schmeling – die Biografie einer deutschen Boxlegende

Der 185 cm große Schwergewichtler debütierte im Alter von nur 19 Jahren am 2.8.1924. Insgesamt bestritt er 70 Kämpfe, von denen er 56 Kämpfe siegreich für sich entschied, 40 davon vorzeitig durch Knockout. 4 seiner Kämpfe wurden unentschieden gewertet, 10 mal konnte er sich nicht als Sieger behaupten. In 5 seiner Kämpfe ging er selbst K.o. Max Schmeling war ein Kämpfer mit respektabler Boxtechnik, einem soliden rechten Schlag und einem sehr scharfen Intellekt. Sein Vorbild und Idol damaliger Zeit war Jack Dempsey, den er erstmals in einem Boxkampf sah, als er gegen Georges Carpentier eine Schwergewichtsmeisterschaft bestritt.

Dieser Kampf wurde in einem Film dargestellt, zu dem sein Vater ihn mitgenommen hatte. Der Boxkampf und Stil von Jack Dempsey beeindruckte ihn zutiefst und so beschloss er, es seinem nun gewonnenen Helden gleichzutun und Boxer zu werden. Bereits 1924 gewann er in einem Amateurwettbewerb den Titel „Deutscher Meister im Halbschwergewicht“. Noch im selben Jahr wurde er Profiboxer. Doch im Gegensatz zu dem oft wütenden, aufbrausenden Dempsey entwickelte er Taktik, Strategie und Genauigkeit und machte aus seinem Boxen eine sportliche Wissenschaft. Dempsey war der Schläger, Schmeling der Stratege. Vom 02.08.1924 bis zum 11.03.1928 bestritt er 43 Kämpfe, die bis auf 2 Kämpfe (Belgien und Polen) in Deutschland stattfanden.

Zu jener Zeit kämpfte er noch im Halbschwergewicht und holte sich seinen ersten großen Titel, den Deutschen Halbschwergewichtstitel im Kampf gegen Max Diekmann, es war der erste Kampf überhaupt, der life im Radio übertragen wurde und damit ein breites Publikum erreichte. Danach holte er den Europameistertitel dieser Gewichtsklasse am 19.06.1927 im Kampf gegen den Belgier Fernand Delarge. Beide Titel verteidigte er 2mal. Der Kampf gegen Delarge hatte einen traurigen Beigeschmack. Von der Börse kaufte Schmeling sich eine Harley Davidson mit Beiwagen.

Eine Ausfahrt mit Mutter und Schwester sollte für ihn ein lebenslanges Trauma mitbringen. Er verunglückte mit der Harley, an dessen Folgen seine erst 14 jährige Schwester Edith schließlich verstarb. Schmelings Debüt in Amerika fand am 23.11.1928 im Madison Square Garden gegen Joe Monte statt, den er in der 8. Runde mit einem schnellen K.o.-Schlag besiegte. Die folgenden 5.5 Jahre kämpfte Schmeling ausschließlich in den USA, wo er zunächst am 13.02.1934 seinen letzten Kampf in Übersee bestritt. Bevor er ganz oben anklopfte, wählte das Ringmagazin seinen Kampf gegen Johnny Risko am 01.02.1929 zum „Kampf des Jahres“.

Max-SchmelingMit dem Jahr 1930 kam der ganz große Durchbruch, als er am 12.06.1930 um die Schwergewichtsweltmeisterschaft gegen den unglaublich starken und damals für seine Schlagkraft und Schnelligkeit berühmten Jack Sharkey antrat. Kurioserweise ging Schmeling aus diesem Kampf als Weltmeister hervor, nicht weil er diesen geschlagen hatte, sondern weil Sharkey wegen Tiefschlags in der 4. Runde disqualifiziert wurde. Es gab nie wieder einen Kampf, bei dem ein Boxer wegen der Disqualifikation seines Gegners zum Weltmeister erklärt wurde. Es war die Art, wie er den Titel gewann, die ihm Spott und Häme bescherte.

Der „Niederschlag-Champion“ genannt, wurde er sowohl in Amerika als auch in Europa als unbewiesener Titelverteidiger verunglimpft. Nur wenige Wochen später war Schmeling dem Tode näher als dem Leben. Am 25. Juli 1930 wurde Schmeling vor dem Ertrinken im Scharmuetzelsee (Brandenburg) gerettet, nachdem sein Motorboot bei einem Sturm kenterte. Ein vorbeifahrender Autofahrer zerrte ihn aus dem Wasser. Erst durch seine Titelverteidigung gegen Young Stribling konnte Schmeling seinen Ruf wiederherstellen. In einem beeindruckenden 15 rundigen Kampf belehrte er seine Kritiker eines Besseren.

Stribling, der zu dieser Zeit bereits 208 siegreiche Kämpfe vorzuweisen hatte und mit Recht um die Weltmeisterschaft boxte, führte zwar die ersten 4 Runden nach Punkten an, doch Schmeling war dem Publikum bekannt als Spätstarter. Mit diesem Kampf eroberte er sich den Respekt der Amerikaner. Nach dem Kampf sollte er sich nun beweisen und nochmals gegen Sharkey antreten. Der Kampf am 21.06.1932 endete zwar mit dem Verlust seines Weltmeistertitels, doch er gewann endgültig die Herzen der Zuschauer und der Boxexperten, die allesamt das Urteil in Frage stellten und eindeutig Max Schmeling als Sieger sahen. Boxgrößen wie Gene Tunney oder auch der Bürgermeister von New York bekannten sich eindeutig dazu, dass Schmeling zu unrecht als Verlierer den Ring verließ und das amerikanische Volk hatte einen neuen Helden: Schmeling.

Die kirchliche Trauung des deutschen Ex-Boxweltmeisters Max Schmeling mit der Filmschauspielerin Anny Ondra in Bad Saarow! Das glückliche Brautpaar Ex-Boxweltmeister Max Schmeling und Filmschauspielerin Anny Ondra, verlassen mit Blumen überladen, die Kirche in Bad Saarow nach Trauung.
Die kirchliche Trauung des deutschen Ex-Boxweltmeisters Max Schmeling mit der Filmschauspielerin Anny Ondra in Bad Saarow!
Das glückliche Brautpaar Ex-Boxweltmeister Max Schmeling und Filmschauspielerin Anny Ondra, verlassen mit Blumen überladen, die Kirche in Bad Saarow nach der Trauung.

Nachdem er von den folgenden 4 Kämpfen nun 3 verloren hatte, kehrte er 1934 vorläufig nach Europa zurück. Er heiratete 1933 seine über alles geliebte Frau Anny Ondra, eine tschechische Filmschauspielerin, die er während der Dreharbeiten zu einem seiner Filme kennengelernt hatte. Sie blieb bis zum Ende seines Lebens seine große Liebe. Anni Ondra starb am 28.02.1987 Schmeling kam über den Tod seiner großen Liebe nie hinweg. Mehr als 102.000 Menschen kamen am 26.08.1934 in Hamburg zusammen, als Max Schmeling gegen Walter Neusel in den Ring stieg und diesen besiegte.

Nie wieder wurde während eines Boxkampfes eine Zuschauermenge dieser Größenordnung in Europa erreicht. Erst zum Kampf am 19.06.1936 kehrte Schmeling zurück in die USA, um sich einem der berühmtesten Boxer seiner Zeit zu stellen. Es kam zum Kampf gegen Joe Louis, den braunen Bomber. Für die Experten war klar, wer diesen Kampf gewinnt. Man wollte Schmeling nutzen, um die zukünftige Weltmeisterschaft von Joe Louis zu untermauern, der bis dato ungeschlagen und auch als unschlagbar galt. Womit allerdings niemand gerechnet hatte: Schmeling studierte Louis stundenlang in Aufzeichnungen, entwickelte Strategien, probierte Schläge, mit denen er Schwächen von Louis ausnutzen konnte und kam perfekt vorbereitet in den Kampf.

Der Kampf erwies sich als eine schwierige Angelegenheit in den ersten drei Runden, dann, in der 4. Runde ging Louis zum ersten Mal in seiner Karriere zu Boden. Louis war für diesen Kampf nicht mehr erfolgreich zu motivieren und Schmeling lieferte die beste Leistung seiner Karriere. Für weitere acht Runden zertrümmerte er Louis, bis er ihn schließlich in Runde 12 erneut zu Boden schickte. Louis wurde angezählt, der Kampf war beendet, Schmeling ein Held. Befragt, wie er Louis so sicher beherrschen konnte, sagte er: „I have seen something“ … Dies wurde später ein geflügeltes Wort in der Boxszenerie.

Am 22.06.1938 sollte es für die beiden Kontrahenten zur „Schlacht des Jahrhunderts“ kommen. Der Rückkampf wurde nicht nur eine internationale Sensation vermarktet, es ging gleichzeitig um den Weltmeisterschaftstitel im Schwergewicht. Trotz schwerer politischer Bedenken fand dieser Kampf im Yankee Stadion in New York statt. Louis verkörperte sinnbildlich die amerikanische Freiheit, während man Schmeling als bösen Mitläufer der Nazis abstempelte und damit im Kampf gut gegen böse natürlich die Guten siegen sehen wollte. Auf dem Weg zum Yankee Stadion wurde er von Zuschauern mit einem Hagel von Müll und Dreck beworfen, ausgebuht und auf’s Übelste beschimpft.

Ironischerweise war es ein weniger erniedrigendes Sperrfeuer als das, was er im Ring erlebte . Louis kam von der ersten Sekunde an wie ein wildgewordenes Tier auf Schmeling zu. Jeder Versuch von Schmeling, sich zu wehren blieb ohne Erfolg. Er ging mehrfach zu Boden, stand zwar wieder auf, doch schließlich drehte Schmeling dem Gegner den Rücken zu und klammerte sich an die Seile. Schmelings Knie knickten ein und der Ringrichter Donovan beendete den ungleichen Kampf, um Schmeling vor Schlimmerem zu bewahren. Es war sein letzter Boxkampf in den USA. Zurück in Deutschland, wurde Schmeling nun nicht mehr mit Achtung und Respekt behandelt.

Die Nazis fühlten sich durch seine Niederlage verraten und mieden ihn weitgehend. Am 02. 07. 1939 stieg Schmeling, noch einmal in den Ring. Er gewann gegen Adolf Heuser zum letzten Mal die Europameisterschaft im Schwergewicht. Dieser Boxkampf war Schmelings vorerst letzter. Aus finanzieller Not heraus – er hatte während des Krieges alles verloren – stieg er 8 Jahre später erneut in den Ring. Er erhielt am 22. Januar 1947 von der US-Militärregierung in Deutschland die Boxerlaubnis für die amerikanische Besatzungszone.

Vom 28.09.1947 bis zum 31.10.1948 absolvierte er 5 Kämpfe, bis er schließlich die Boxhandschuhe für immer auszog. Eine Zeitlang arbeitete er noch als Ringrichter, bis er sich schließlich aus der Welt der Boxer zurückzog. Während der nationalsozialistischen Säuberung der Juden aus Berlin rettete er das Leben zweier jüdischer Kinder persönlich, indem er sie in seinem Haus verbarg. Während des zweiten Weltkriegs in die deutsche Armee eingezogen, diente er ehrenhaft als Fallschirmjäger. In den 1950er Jahren begann Schmeling für die Niederlassungen der Coca-Cola Company in Deutschland zu arbeiten. Schon bald besaß er eine eigene Abfüllanlage und hielt eine Führungskraft innerhalb des Unternehmens.

Im Jahr 1992 wurde er in die International Boxing Hall of Fame aufgenommen. Er lebte seine verbleibenden Jahre als reicher Mann und begeisterter Boxfan 1991 wurde die karitative Max-Schmeling-Stiftung ins Leben gerufen. Schmeling wurde im selben Jahr als erster und bislang einziger Deutscher in die „International Boxing Hall of Fame“, die Ruhmeshalle des Boxsports, aufgenommen. Ihm zu Ehren erhielt eine im Jahre 1996 eröffnete Mehrzweck-Arena in Berlin den Namen Max-Schmeling-Halle. Aus Anlass seines 99. Geburtstags im Jahre 2004 gab die Österreichische Post eine Briefmarke mit Schmelings Porträt im Wert von 0,55 Euro heraus.

Max_Schmeling_Briefmarke

Sein ca. 8 ha großes Anwesen sollte nach seinem Tod seiner Heimatgemeinde Wenzendorf (Gliedgemeinde der Samtgemeinde Hollenstedt) übertragen werden. Die Eheleute genossen das Landleben und betrieben neben der überregionalen Getränkeabfüllung auch eine Hühnerfarm und eine Nerzzucht. Am 2. Februar 2005 starb Max Schmeling im Alter von 99 Jahren an einer schweren Erkältung in seinem Wohnort Wenzendorf. Die offizielle Trauerfeier fand am 1. März 2005 im Hamburger „Michel“ (St. Michaelis-Kirche) statt. Aus Anlass seines Todes gab die Österreichische Post AG am 1. März, dem Tag der Trauerfeier für die Box-Legende, eine Sonderbriefmarke mit dem Schmeling-Porträt von George Grosz im Wert von 1 Euro heraus.

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