Neues Jahr, neue Gewichtsklasse – Tina Rupprecht greift nach Gold in zweiter Gewichtsklasse

Tina Ruprecht aus Augsburg

„Tiny“ Tina Rupprrecht steigt zu Beginn des neuen Jahres wieder in den Ring. Am 13.01.2024 greift sie nach dem WBC Weltmeister-Titel im Atomweight. Diesen Gürtel beansprucht derzeit Fabiana Bytyqi für sich. Für Boxen1 nahm sich Rupprecht etwas Zeit aus ihrem Trainingsplan, um etwas genauer ins Detail zu gehen.

Tina Rupprecht im Exklusiv-Interview mit BOXEN1

Hallo Tina, vielen Dank für deine Zeit, du bist wahrscheinlich grad voll im Camp?

Tina: „Genau. Ich war jetzt in der Strenght & Conditioning Phase bei Sepp Maurer. Also die Kraft und die Ausdauer, der Rahmen und die körperlich Grundlage wurde auf Topniveau gebracht. Alles box-technische greifen wir natürlich jetzt mit meinem Boxtrainer in der bevorstehenden Sparringsphase an.“

Du stehst vor einer neuen Gewichtsklasse, verrückter Weise eine Gewichtsklasse unter deiner vorherigen. Wie kam es dazu, dass du eine Gewichtsklasse runter gehen wolltest?

Tina: „Ich hab schon länger darüber nachgedacht. Vor allem mussten mein Team und ich nach der letzten Niederlage halt die Frage, ‚wie geht’s weiter? Was machen wir jetzt?‘, beantworten.

Aber wie gesagt, wir haben schon länger darüber nachgedacht, aber hauptsächlich war der Grund entscheidend, dass mein bisheriges Kampfgewicht eigentlich schon mein ’normales‘ Gewicht war. Du läufst mit dem Gewicht rum, dass du auch im Ring hast, während deine Gegnerinnen immer noch etwas drauflegen konnten nach dem Wiegen. Ich wollte jetzt auch mal in der Situation sein, dass ich was draufpacken kann (lacht). Für mich ist es kein Problem ein paar Kilo runter zu gehen.“

…und ich nehme an, die zweite Gewichtsklasse ist auch ein Anreiz?

Tina: „Ja auf jeden Fall. Dass wir auch gleich die Weltmeisterschaft boxen können, ist natürlich super. Fabiana und mein Team sind sich auch nicht ganz fremd, daher war die Kommunikation auch recht einfach. Es war auch kein Problem für sie, nach Berlin zu kommen, was ich absolut cool von ihr finde.“

Tina Rupprecht mit BOXEN1-Redakteur Sebastian Dracu

Jetzt hast du es grade angesprochen: der letzte Kampf gegen Estrada war deine erste Niederlage in den Rängen der Profis. Wie sehr war das eine neue Erfahrung für dich?

Tina: „Naja…es war schon eine neue Erfahrung. Aber die Erfahrung hab ich auch schon mal bei den Amateuren gemacht. Man kann nicht immer gewinnen. Das ist der Sport. Ich war jetzt 10 Jahre ungeschlagen, natürlich war das da was Neues, aber wie gesagt: man kann nicht immer überall gewinnen.“

…ich hab den Kampf nochmal vor unserem Gespräch gesehen und muss dir ehrlich sagen, dass ich Estrada wahnsinnig stark fand an dem Abend.

Tina: „Mhm…Ja ich finde es ging eigentlich. Ich habe mich nicht versteckt und bin auch nach vorne gekommen, daher fand ich die Entscheidung der Ringrichter etwas zu eindeutig.“

Ja ok…dreimal 90 zu 100 ist etwas arg einseitig.

Tina: „Eben. Wir haben einen geilen Kampf geliefert und so eine gute Werbung fürs Frauenboxen gemacht, da wäre ein anderes Urteil dem Kampf gerechter geworden.“

Ist das für dich ein Thema? Was für eine Auswirkung du auf die Geschichte des Sports haben wirst? Oder bist du da noch viel zu sehr drin?

Tina: „Ja da bin ich absolut zu fokussiert auf das hier und jetzt. Ich hab meinen nächsten Kampf vor Augen und alles andere interessiert mich erstmal nicht so. Ich weiß, dass ist die Standard-Antwort von allen Boxern (lacht), aber es ist die Wahrheit. Aber wenn ich es mir erlauben würde, dann will ich klar, dass man sagen kann ‚Die hat Großes geleistet fürs Frauenboxen‘. Ich will in erster Linie, dass man sagen kann, dass ich nie einfache, handverlesene Gegnerinnen geboxt habe, sondern immer gute und harte Kämpfe ausgetragen habe. Deswegen finde ich es auch total super, dass Fabiana direkt dabei war diesen Kampf zu machen. Wir Frauen haben manchmal mehr Eier als die Männer, wenn es um die Gegnerwahl geht (lacht).“

Absolut! Genauso ein Unsinn wie Joshua und Wilder zusammen auf einer Card, aber schon wieder nicht gegeneinander, Fury und AJ, die noch nie gegeneinander geboxt haben und und und…

Tina: „Ja genau das ist es. Wir müssen halt eben auch zusammen arbeiten, wenn wir das Frauenboxen voran bringen wollen. Und das geht halt immer nur mit einer Gegnerin.“

Auf was stellst du dich in Berlin ein? Was erwartest du von Fabiana?

Tina: „Sie ist recht lang für die Gewichtsklasse. Aber ich fokussier mich gar nicht zu sehr darauf, was sie machen wird. Du brauchst einen Game Plan den du anpassen kannst, egal in welcher Situation. Wir haben einen Schrank mit vielen Schubladen, in denen die jeweiligen Werkzeuge drin sind. Den bereiten wir vor, dass wir wissen welche Schublade wir öffnen müssen.“

Schönes Sinnbild…

Tina: „(Lacht) Ich muss gestehen, das hab ich von meinem Coach geklaut!“

Freust du dich auf Berlin?

Tina: „Voll. Da oben sind die Menschen nochmal etwas Box-begeisterter als hier bei uns im Süden. Ich denke es wird auf jeden Fall ein geiler Kampf und die Leute werden das zu schätzen wissen.“

Da wirst du wahrscheinlich auch noch zu sehr im Hier und Jetzt sein, aber hast du schon Pläne für das neue Jahre?

Tina: „Also ich schau nicht über meine aktuelle Aufgabe hinweg. Erstmal steht der Kampf mit Fabiana an. Den will ich natürlich gewinnen. Aber wenn ich 2024 noch dreimal boxen könnte, würde ich mich freuen. Aber wir fangen ja früh an, also wäre es bestimmt realistisch.“

Tina, vielen Dank für deine Zeit und das nette Gespräch. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder auf einer Kampfnacht! Alles Gute fürs neue Jahre und schöne Feiertage.

Tina: „Vielen Dank auch dir. Ebenfalls schöne Feiertage und guten Rutsch, bis bald!“

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