Interview: Buddy McGirt über Maxim Dadashev und „Kovalev vs Canelo“!

Weltmeistertrainer Buddy McGirt beantwortet im Interview Fragen zum Tod seines Boxers Maxim Dadashev und zum kommenden Kampf Kovalev vs Canelo.

Als aktiver Boxer Weltmeister im Halbwelter- und Weltergewicht, als Trainer in der Ecke von Champions wie Byron Mitchell, Arturo Gatti, Antonio Tarver, Hasim Rahman oder Paulie Malignaggi, im Jahre 2002 zum Trainer des Jahres gewählt, die Liste der Erfolge des Buddy McGirt ist lang.

Im Jahr 2019, waren es aber vor allem die Schattenseiten unseres Sports, die den Mann aus Brentwood, New York ins Rampenlicht rückten. Am 19. Juli stand der 55-jährige als Cheftrainer in der Ecke von Maxim Dadashev, der vier Tage später an den Folgen der vielen Treffer, die er an diesem Abend einstecken musste, verstarb. Buddy McGirt hatte den Kampf nach der elften Runde abgebrochen.

In einem Interview mit Steve Kim vom US-Sender ESPN, sprach McGirt kürzlich über diesen Abend aber auch über den am Wochenende anstehenden WM-Kampf seines Schützlings Sergey Kovalev und Saul „Canelo“ Alvarez. Im Folgenden haben wir Ausschnitte dieses Gesprächs für euch zusammengefasst:

Wann haben Sie realisiert, das die Situation für Maxim (Dadashev) ernst war?  

Buddy McGirt: „Während des Kampfes sagte Maxim mir, dass ihm die Schläge seines Gegners wehtaten. Als er das sagte, wusste ich, dass das kein gutes Zeichen war. Als er aus dem Ring ging, begann er sich zu übergeben. Ein Arzt sagte zu mir „das ist kein gutes Zeichen, Buddy.“ Als der Doktor das sagte, machte mir das wirklich Angst!“

Hat die Situation um Maxim Dadashev Sie als Trainer verändert?

Buddy McGirt: „Ich versuche die richtigen Worte zu finden, denn man kann das einen nicht davon abhalten lassen seinen Job zu machen. Es macht einen aber aufmerksamer.“

Hat es Sie zu einem verhalteneren, vorsichtigeren Trainer gemacht, wenn es darum geht Kämpfe abzubrechen?

Buddy McGirt: „Ich bin nicht verhalten aber vorsichtig. Ich meine, wenn irgendjemand sagt, er sei es nicht, stimmt mit demjenigen etwas nicht … Ich achte mehr darauf wie ein Boxer reagiert als normalerweise. Und mit Max, ich wollte ihm diese eine letzte Runde geben, bevor ich letztendlich abbrach. Es ist aber eine Situation, in der man nie wissen kann, was passiert wäre.“

Niemand hat Sie während des Dadashev-Fights angezweifelt, haben Sie sich selbst jemals angezweifelt?

Buddy McGirt: „Nein. Die Sache ist die, wie auch immer man es betrachtet, wer weiß, was passiert wäre, wenn ich den Kampf in der dritten oder fünften Runde gestoppt hätte. Ich meine, man weiß es nie. Man kann  immer zweifeln, aber ich tue das nicht. Ich weiß, dass Max herunterschaut und sagt, “Mach dir keine Sorgen Buddy, ich bin an einem besseren Ort.”

Haben Sie an Dadashev gedacht als Sergey Kovalev in der achten Runde gegen Anthony Yarde, nu rein paar Monate später Probleme hatte?

Buddy McGirt: „An Maxim Dadashev habe ich während dieser achten Runde ungefähr drei Sekunden lang gedacht. Als Kovalev in der achten Runde Treffer nahm, habe ich mir seine Beine angeguckt, ich habe gesehen, dass sie stabil waren. Also habe ich gesagt, „Ok, Buddy du musst etwas tun, um ihn wieder in die Spur zu bringen.“ Und ich sagte mir, „Lass mich seine Reaktion in der Ecke sehen.“ Als er sagte, „Brich nicht ab, ich habe ihn jetzt, weil er müde ist“ wusste ich, dass er ok sein wird.“

Bei seinem Alter (36), haben Sie die Art Kovalev zu trainieren geändert?

Buddy McGirt: „Ja, man nimmt sie in dem Alter nicht mehr so hart ran. Er weiß wie man kämpft. Ich erinnere ihn an bestimmte Dinge und beurteile danach, wie ein Workout läuft. Manchmal, mitten im Workout, stoppe ich es.“

Werden Sie an Maxim denken wenn Kovalev auf Canelo trifft?

Buddy McGirt: „Ich kann gedanklich nicht bei diesem Thema verweilen. Ich nehme es als Lektion und mache weiter. Ich meine, es mag in dem Kampf Momente geben, in denen es scheint, Kovalev würde raus sein und andere in denen es nicht so scheint. Wir werden es vor nächster Woche nicht wissen aber ich kenne Sergey gut genug um zu wissen, wann er genug hat.“

Müssen die Teams in den Ecken besser darin werden sich daran zu erinnern, dass ihre wichtigste Aufgabe darin besteht, ihre Boxer zu schützen?

Buddy McGirt: „Ohne Zweifel. Ich glaube das Problem im Boxsport heutzutage ist, dass viele dieser Trainer größer sein wollen als ihre Boxer. Wenn sie also irgendwas ausgefallenes oder besonderes machen und dafür das Lob kassieren können, ist es für sie ok. Am Ende des Tages geht es nur um den Boxer. Und ich sage jedem Boxer: “Merke dir, du hast nur diese eine Chance. Wenn du in 10 Jahren zurücktrittst, werde ich das hier weiterhin machen, dein Manager wird weiter managen und dein Promoter wird weiterhin Promoter sein. Die Frage ist, was wirst du dann machen?

4.7/5 - (12 votes)