Heute vor 15 Jahren: Vitali Klitschko und Lennox Lewis liefern sich legendäre Ringschlacht!

Am 21. Juni 2003 fand im Staples-Center in Los Angeles (Kalifornien, USA) einer der wohl denkwürdigsten Schwergewichts-Fights in der Historie des Boxsports statt! Der damalige WBC-Weltmeister Lennox Lewis verteidigte seinen Titel gegen Vitali Klitschko. Der Kampf um die WM-Krone geriet zu einer unvergessenen Schlacht, die letztlich jedoch unglücklich endete. BOXEN1 blickt auf jenes Ereignis zurück, welches sich heute zum 15. Mal jährt.

Unverhofft kommt oft: Die Schlacht von Los Angeles!

Schon einige Jahre vor ihrem Aufeinandertreffen an jenem Juniabend im Jahr 2003, schrie die Boxwelt nach einem Vergleich zwischen Lennox Lewis, seinerzeit unumstrittener Schwergewichts-Weltmeister, und dem ukrainischen Ko-König Vitali Klitschko. Nachdem Lewis im November 1999 Evander Holyfield in einem Rückkampf nach Punkten bezwingen konnte, galt dieser fortan als klare Nummer 1 in der Königsklasse des Faustkampfes.

Auch die überraschende Ko-Niederlage gegen Hasim Rahman, im April 2001, konnte die Zukunftsplanung des Olympiasiegers von 1988 nicht aufhalten: Lewis gewann im unmittelbaren Rematch gegen Rahman, ein halbes Jahr später, überzeugend durch Ko. Im Juni 2002 kam es dann zum prestigeträchtigen Mega-Duell mit „Iron“ Mike Tyson. Der britische Titelverteidiger ließ dem in die Jahre gekommenen Tyson nicht den Hauch einer Chance- und gewann durch Ko in Runde 8.

Nach dem Sieg über Tyson, war Lewis auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt. Das Ende der sportlichen Laufbahn schien in naher Sicht zu sein. Noch im selben Jahr ernannte der World Boxing Council (WBC) Vitali Klitschko zum offiziellen Pflichtherausforder ihres Verbandes. Der „große“ Klitschko stand seinerzeit, gemeinsam mit seinem fünf Jahre jüngeren Bruder Wladimir, noch bei der Hamburger Universum-Boxpromotion unter Vertrag. Klitschko, der auf den Kampfnamen „Dr. Eisenfaust“ hörte, war von Juni 1999 bis April 2000 bereits WBO-Champion. Seinen Titel verlor er gegen Chris Byrd, haushoch nach Punkten führend, durch TKO nach der neunten Runde. Eine Schulterverletzung zwang den Ukrainer zur Aufgabe.

Nach Siegen über Timo Hoffmann, Orlin Norris, Ross Puritty, Vaughn Bean und Larry Donald, stand Vitali Klitschko vor der großen WM-Chance gegen Lennox Lewis. Doch die Verhandlungen zu einem Aufeinandertreffen zwischen ihm und dem Weltmeister, gestalteten sich als äußerst schwierig. Böse Zungen warfen Lewis indes vor, Klitschko aus dem Wege zu gehen. Am 21. Juni 2003 war im Staples Center in Los Angeles eine Veranstaltung geplant, bei der Lennox Lewis gegen den Kanadier Kirk Johnson den Hauptkampf bestreiten sollte. Für Vitali Klitschko war im Vorprogramm des Events, ein Kampf gegen den Ami Cedric Boswell angesetzt. Doch nur zwei Wochen vor der geplanten Fight-Card, verletzte sich Kirk Johnson, sodass Lewis regelrecht gezwungen war, nun doch gegen Klitschko anzutreten und seinen Titel zu verteidigen.

Der Kampf!

Nachdem bekannt wurde, dass es für Klitschko nun schneller als erwartet zum Fight mit Lewis kommen sollte, bereitete sich dieser in den letzten Tagen vor dessen großer WM-Chance, gemeinsam mit seinem leider schon verstorbenen Trainer Fritz Sdunek, akribisch auf den Champion vor. Bei den Buchmachern galt Lennox Lewis dennoch als 4:1-Favorit. Am Abend des 21. Juni 2003 stieg der damals 31-jährige Klitschko, zu den Klängen von „Hotel California“ von den Eagles, in den Ring. Lennox Lewis brachte am Vortag beim offiziellen Weigh-In, mit circa 116 Kilogramm, das höchste Kampfgewicht seiner Karriere auf die Waage. Als es dann losging, erreichte die Spannung vor fast 16.000 Zuschauern in der Arena ihren Höhepunkt.

In der ersten Runde präsentierte sich Vitali Klitschko sehr aktiv. Der Ukrainer wurde seiner Herausfordererrolle gerecht und arbeitete vorallem gut mit seinem schnellen linken Jab. Auch mit seiner rechten Schlaghand konnte Klitschko bereits gute Treffer landen. Im zweiten Durchgang erlebte das, für einen Schwergewichts-Fight, auf einem ungewöhnlich hohen Tempo geführte Gefecht, einen ihrer Höhepunkte: Mit einem krachenden rechten Cross, schüttelte Klitschko den Titelverteidiger ordentlich durch! Lewis versuchte im Anschluß zu halten und zu klammern, um sich aus der Gefahrensituation zu befreien. Doch Klitschko setzte nach und konnte bis zum Schlußgong der zweiten Runde noch einige gute Treffer landen. Auf schweren Beinen tappte Lennox Lewis zur Rundenpause in seine Ecke.

Gleich zu Beginn des dritten Durchgangs, stürzte Lewis, ganz nach dem Slogan „Angriff ist die beste Verteidigung“, auf Klitschko zu und kam mit einer rechten Geraden ins Ziel. In dieser Szene entstand ein heftiger Cut über dem linken Auge bei Klitschko. Die Entstehung dieser Verletzung, gibt selbst heute noch Rätsel auf! Ob es eben jene Rechte von Lewis oder gar ein Kopfstoß war, was letztlich zur Risswunde geführt hatte, bietet immer noch Stoff für abendfüllende Diskussionen. Ringrichter Lou Moret ahndete die Verletzung jedenfalls nicht als einen unabsichtlichen Kopfstoß, sodaß die Ursache des Cuts als ein regulärer Schlag gewertet wurde.

Klitschko ließ sich jedoch nicht beirren und boxte weiterhin einen heldenhaften Fight. Mit schnellen Aktionen und einer (vermeintlich) besseren Kondition, setzte er dem Champion auch in den Runden vier und fünf gehörig zu. Doch Lewis blieb gefährlich! Beide Protagonisten lieferten sich eine beispiellose Schlacht. Die offene Wunde über dem linken Auge bei Klitschko, sah beängstigend aus! Cutman Joe Souza hatte in der Klitschko-Ecke alle Hände voll zu tun. Auf den Fernsehbildern war zu sehen, wie das Wattestäbchen, welches Souza benutzte, um die Blutung zu stoppen, förmlich in der tiefen Wunde unter der linken Augenbraue verschwand.

Der optisch schwer gezeichnete Vitali Klitschko machte jedoch weiter und verfolgte nach wie vor seinem Ziel, den WM-Titel zu holen. Im sechsten Durchgang, war sowohl Klitschko als auch Lewis, das hohe Anfangstempo anzumerken. Beide waren sichtlich erschöpft. Klitschko blieb dennoch aktiver. Kurz vor Ende der Runde, traf Lennox Lewis mit einem heftigen rechten Aufwärtshaken zum Kopf seines Widersachers- Klitschko blieb jedoch stehen! In der Rundenpause zum siebten Durchgang, wurde der Kampf, auf Anraten des zuständigen Ringarztes Dr. Paul Wallace, letztlich abgebrochen.

„No, No, No…“, brüllte ein sichtlich enttäuschter Klitschko durch den Ring, nachdem er realisierte, dass der Fight zu seinen Ungunsten beendet wurde. Zum Zeitpunkt des Abbruchs, lag der Herausforderer auf allen drei „Scorecards“, mit je 58:56 Punkten, vorne. Lennox Lewis wurde dennoch zum TKO-Sieger erklärt und blieb somit weiterhin Weltmeister. Unter Buhrufen der Zuschauer, verließ Lewis die Arena. Vitali Klitschko hingegen, wurde frenetisch gefeiert. Nach einer sensationellen Leistung, war Klitschko, in den Augen vieler Fans, so etwas wie der moralische Sieger.

Noch im Ring forderte Klitschko ein sofortiges Rematch. Doch Lewis blieb ihm eine Antwort schuldig! Diese kam dann acht Monate später: Am 6. Februar 2004 erklärte Lennox Lewis, auf einer Pressekonferenz in London, offiziell seinen Rücktritt. Der erhoffte Rückkampf blieb leider aus! Doch seinen Traum vom WM-Titel, durfte sich Vitali Klitschko nur wenige Monate später dennoch erfüllen. Am 24. April 2004 boxte Klitschko, wiederum im Staples-Center in Los Angeles, um die nun vakante WBC-Krone. Gegen Corrie Sanders (bezwang ein Jahr zuvor Bruder Wladimir durch TKO in der zweiten Runde, wurde tragischerweise 2012 erschossen; Anm. d. Red.) sicherte sich „Dr. Eisenfaust“ den langersehnten WM-Titel, mit einem überzeugenden Sieg im achten Durchgang. Der Rest ist Geschichte!

Nach einer überstandenen Verletzungspause und mehreren WM-Siegen gegen Namen wie Samuel Peter, Juan Carlos Gomez, Tomasz Adamek, Shannon Briggs, Dereck Chisora und Manuel Charr, beendete er seine Karriere im Jahr 2012. Auf den Fight mit Lennox Lewis, blickt Klitschko mittlerweile gelassen zurück: „Ich habe meine Leistung und meine Qualität, gegen den besten Boxer der Welt geprüft. Ich hätte sehr gerne noch einmal gegen Lewis geboxt. Aber ich bin meinen Weg dennoch gegangen!“, erklärte der dreifache Schwergewichts-Champion einst in einem Interview. Vitali Klitschko, mittlerweile 46 Jahre alt, ist der heutige Bürgermeister von Kiev. Diesen Monat wurde er in die berühmte „Hall of Fame“ des Boxsports aufgenommen.

Lewis vs. Klitschko: Das Fight-Video!

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