Heute findet ein Event in Kanada statt, das große Namen offenbart. Dennoch gibt es aus deutscher Sicht eine bittere Nachricht.
Die kanadische Nummer 1 im Boxen, EOTT, lädt heute zur Kampfnacht in Shawinigan ein. Ursprünglich sollte Adam Deines auf der Undercard gegen den Puncher Albert Ramirez antreten. Dem Sieger winkte die WM-Chance im Halbschwergewicht, doch daraus wird vorerst nichts, da sich Ramirez die Hand gebrochen hat. Dieses deutsche Highlight wäre zudem auch ein echtes Highlight für die Card geworden, dennoch hat EOTT noch einige spannende Kämpfe in der Hinterhand für heute.
Actionfighter Mbilli möchte wieder begeistern
Im Hauptkampf wird der Actionfighter Christian Mbilli (26-0) stehen. Mbilli blickt bei sämtlichen Weltverbänden auf hervorragende Platzierungen zurück und dürfte kurz vor einem Weltmeisterschaftskampf stehen. Da gegenwärtig jedoch Saul „Canelo“ Alvarez (61-2-2) noch sämtliche Gürtel vereint und somit blockiert, ist die Situation für viele Boxer im Supermittelgewicht äußerst unbefriedigend. So wechselte beispielsweise David Benavidez (28-0) in das Halbschwergewicht, um endlich im Titelrennen voranzukommen.
Für Mbilli steht dies vorerst nicht an. Der schlagstarke Franzose hat sich als brutaler Actionfighter einen Namen gemacht, indem er reihenweise seine Gegner überpowerte und stoppte. Dabei erscheint er selbst nicht selten anfällig für harte Treffer, wie beim letzten Kampf gegen Rohan Murdock (27-3). Zwar stoppte Mbilli seinen Kontrahenten, doch wackelte selbst 2-mal bedenklich im Kampf. Entsprechend ist immer alles möglich, wenn Mbilli in den Ring steigt; das sollte auch der Brite Mark Heffron (30-3-1) wissen. Grundsätzlich ist er ein guter Mann, der jedoch zuletzt von Jack Cullen (22-6-1) überraschend gestoppt wurde. Hinter Heffrons Nehmerqualitäten muss man definitiv ein Fragezeichen setzen, aber er verfügt über ausreichend Power, um selbst Gefahr auszustrahlen. Entsprechend können sich die Boxsportfreunde auf einen rasanten Hauptkampf freuen, solange er denn geht. Beide Boxer wogen unterhalb der 76 kg ein und befinden sich folgerichtig im Gewichtslimit.
Makhmudov möchte nach der schmerzlichen Niederlage gegen Kabayel zurück in die Spur finden
Das russische Schwergewicht Arslanbek Makhmudov (18-1) galt als gefürchteter Puncher in der Szene. Im vergangenen Dezember wurde er jedoch von Agit Kabayel (25-0) in Riad komplett zerstört. Schnell kristallisierte sich heraus, dass Makhmudov für die absolute Weltspitze wohl nicht ausreichend ist. Da nun mit Frank Sanchez (24-1) ein weiterer renommierter Schwergewichtsboxer von Kabayel demontiert wurde, liest sich die Niederlage für Makhmudov weniger verheerend. Er möchte sich nun wieder für große Kämpfe interessant machen und bestreitet seinen ersten Einsatz nach der Kabayel-Niederlage.
Gegnerwechsel durch ein Karriereende
Ursprünglich war angedacht, dass Makhmudov gegen Junior Fa (20-3) zurückkehren sollte, doch dieser hat inzwischen sein Karriereende verkündet. Entsprechend musste man einen neuen Gegner für Makhmudov suchen und fand diesen im Serben Miljan Rovcanin (27-3). Dieser ist in Deutschland kein Unbekannter und lieferte sich einen guten Kampf gegen Alexander Dimitrenko (41-6), bei dem er 2017 kontrovers per DQ verlor. Ein halbes Jahr später bekam Rovcanin seine Europameisterschaftschance gegen Agit Kabayel, wo er jedoch in Runde 3 vom Weltklasseboxer gestoppt wurde.
Gegen Makhmudov erhält nun Rovcanin seine nächste Gelegenheit, sich gegen einen renommierten Boxer zu beweisen. Sein Rekord ist grundsätzlich ganz ordentlich, aber die großen Siege fehlen bislang. Er bringt physisch etwas mit und dürfte sicherlich kein schlechter Gegner für einen Aufbaukampf sein. Bei Makhmudov bleibt abzuwarten, wie er mental die Niederlage gegen Kabayel verarbeitet hat. Er bleibt dennoch der klare Favorit im Vorfeld.
Mehmet Ünal – ein türkischer Olympiaboxer sorgt in Kanada für Furore
Interessant dürfte auch die türkische Personalie Mehmet Ünal (9-0) sein, der auf eine beeindruckende Amateurkarriere zurückblickt. So nahm er auch bei den Olympischen Spielen von Rio de Janeiro teil, was seinen fundierten Background unterstreicht. Seine Profikarriere verfolgt das Halbschwergewicht jedoch in Kanada bei EOTT, was sicherlich keine schlechte Idee war und ist, weil zahlreiche starke Boxer aus dem Ausland dort eine zweite Heimat fanden. Ünal gilt als hervorragender Bodypuncher, der sehr viele Kombinationen zum Körper schlägt und entsprechend auch attraktiv anzusehen ist.
Der Mann aus Adana erhält nun seinen ersten größeren Test mit dem erfahrenen Rodolfo Gomez Jr. (14-7-1). Gomez Jr. stand schon gegen zahlreiche starke Männer im Ring und wurde trotz seiner sieben Niederlagen niemals zuvor gestoppt. Seine Niederlagen waren allesamt sehr eng über die Punkte und er misst mit 1,91 m eine beachtliche Körperlänge für die Gewichtsklasse. Entsprechend wird sich Ünal hier wirklich beweisen müssen in seinem ersten Kampf über zehn Runden, denn einfach wird das gewiss nicht gegen Gomez Jr. werden.
https://www.youtube.com/watch?v=RLNt6zcBL9M
Legale Übertragung ist im Quartalsabo vorhanden
Fünf weitere Kämpfe werden in der heutigen Nacht ab 1 Uhr stattfinden. Insbesondere die beiden Prospects Jhon Orobioa (8-0) und Moreno Fendero (5-0) gelten als sehr talentiert und schlagstark, wodurch ihre Aufbauphase lohnenswert erscheint.
EOTT bietet einen eigenen Streamingdienst auf PunchingGrace.com an, der das Event im kostspieligen Quartalsabo live und legal überträgt. Wem das jedoch zu teuer erscheint, der kann versuchen, die amerikanische ESPN+ Übertragung irgendwie zu empfangen.