Neuer Hoffnungsträger in der Königsklasse
Albon Pervizaj ist der neue Hoffnungsträger des deutschen Schwergewichtsboxens. Er soll dem Sauerland-Team wieder die Quoten in der Königsklasse bringen. Der 22-jährige Hamburger kann das schaffen. Erstklassige Erfolge bei den Amateuren, Eloquenz, die bei den Fans und Medien ankommt und die Fürsprache von Wiking-Chef Winfried Spiering erleichterten dem 193 cm großen und 103 Kg schweren Modellathleten den Einstieg in das Profigeschäft.
Am 5. November 2016, bei dem WM-Kampf von Tyron Zeuge gegen Giovanni De Carolis wurde sein Wechsel zu Sauerland bekannt gegeben.
Damit zog Pervizaj einen Schlussstrich unter den Disput mit dem Deutschen Boxverband (DBV). Trotz seiner Erfolge hatte der DBV ihm den Sindelfinger David Graf vor die Nase gesetzt und ihm verweigert, sich für die olympischen Spiele zu qualifizieren. Der mehrfache Deutsche Meister, Europameisterschafts-Dritte und zweifache WM-Teilnehmer sei jung genug, um in vier Jahren in Tokio dabei zu sein, hieß es aus der DBV Geschäftsstelle in Kassel. Pervizaj zog die Konsequenzen.
Was wie eine Kurzschlussreaktion aussah, war keine. Sauerlands Neuzugang wollte mit dem Boxsport Geld verdienen. Das war sein langfristiges Ziel. Der Profisport kam nur schneller als geplant.
Zweimal täglich, sechs Tage die Woche quält sich Pervizaj in der Trainingsgruppe von Ulli Wegner. Einer seiner Teamkameraden ist Kubrat Pulev, der am 28. April in Sofia seinen WBA-Interkontinental Titel gegen den US-Amerikaner Kevin Johnson verteidigen wird. Er wird Pulev nicht nur die Daumen drücken, sondern auf der Undercard seinen zweiten Profi-Kampf absolvieren.
Der Hamburger will Weltmeister werden und aus seiner Sicht hat er einen unschlagbaren Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Pervizaj hat Ulli Wegner als Coach.
„Wenn ich meinem Können vertraue und zu 100% bereit bin, mich von Herrn Wegner führen zu lassen, dann kann mir nichts passieren. Dann werde ich Weltmeister.“
Pervizajs Können ist unbestritten und Wegner hat noch keinen WM-Champion im Schwergewicht geformt. Albon Pervizay hat das Zeug dazu, Wegners Meisterstück in der Königsklasse zu werden.
Natürlich möchte er irgendwann die „Glamorous Five“ – Antony Yoshua, Deontay Wilder, Lucas Browne, Joseph Parker oder Tyson Fury herausfordern. Doch bevor es soweit ist, will er sich in Deutschland einen Namen machen. Er will Kämpfe abliefern, wie zuletzt Deniz Ilbay gegen Angelo Frank. Die beiden Weltergewichtler polarisierten die Fans durch ein perfektes Guerilla-Marketing und brachten mit einer gnadenlosen Schlacht die Potsdamer MBS-Arena zum Kochen.
„Solche Gefechte bringen das Boxen voran. Wir brauchen mehr davon“, da ist sich Pervizaj sicher. Er will diese Lücke schließen. Er will perfekte Shows abliefern, ohne Schauspieler zu sein. Er will die Zuschauer durch brillanten Sport in seinen Bann ziehen. Auf den Punkt gebracht: Er will seinen Beitrag dafür leisten, dass der DEUTSCHE Boxsport wieder groß wird. „Angelo Frank hat den Kampf gegen Deniz Ilbay verloren, aber mal ehrlich, wer redet darüber? Keiner, die ganze Welt redet darüber, wie sie sich im Ring bekriegten. Der Gewinner war eindeutig der Boxsport“, ist das Fazit des smarten Schwergewichtlers.
Pervizaj hat Recht. Echte Typen, die spektakuläre Fights abliefern können und clever vermarktet werden, erreichen das Publikum. Farblose WM-Kämpfe nicht.
Pervizaj besitzt alle Attribute eines solchen Typs, vor allem kann er krass Boxen. Warum also nicht in naher Zukunft einen Fight gegen Tom Schwarz, Manuel Charr oder Agit Kabayel? Boxdeutschland wäre dankbar.