Joe Joyce vs. Zhilei Zhang – preview & prediction

Joe Joyce ist bei den internationalen Wettbüros der 9:1 Favorit.

An diesem Wochenende wird der Blick der Boxsport-Fans, ganz sicher auf einen  Schwergewichts-Kampf in London, England gerichtet sein. Joe Joyce und Zhilei Zhang sind zwei hart schlagende, aggressive und riesige Individuen, so dass es unwahrscheinlich ist, dass dieser Kampf über die volle Distanz von 12 Runden geht.

Die gesamte Veranstaltung, rund um Joe Joyce vs. Zhilei Zhang, wird in Deutschland am heutigen Samstagabend, ab 20:00 Uhr auf BILD plus gestreamt werden.

Preview

Joe Joyce (15-0-0, 14KO-Siege) hat in seiner Profikarriere noch relativ wenig Kämpfe und er hat mit einem Alter von inzwischen 37 Jahren, auch keine Zeit mehr lange zu warten, wenn er einen WM-Kampf anstrebt. Die Dinge waren ein bisschen frustrierend für ihn, denn Joyce war schon 33 Jahren alt, als er Profi wurde (nachdem er bei den Olympischen Spielen in Rio die Silber-Medaille gewonnen hatte), wurde er ziemlich schnell aufgebaut, aber über ein gewisses Niveau hinaus hatte er dann Schwierigkeiten, Gegner zu finden.

Er hat dann auch konsequent gegen solide Gegner gekämpft, einschließlich eines KO-Sieges über Joseph Parker im letzten Jahr. Sein Durchgang bis an die Spitze des Schwergewichtes, nach nur 15 Kämpfen, hat dazu geführt, dass er inzwischen als ein wirklich harter Gegner eingeschätzt wird, was zum Teil auch daran liegt, dass andere Topp-Schwergewichtler, ihm inzwischen aus dem Wege gehen und ihn meiden, weil sie durch eine Niederlage im Kampf gegen ihn um ihre Titel-Chance gebracht würden. Aber so oder so, er muss seinen Elan aufrechterhalten und weiterhin spektakulär gewinnen und er darf sich keinesfalls eine Niederlage leisten, sonst sind alle Ambitionen für einen Titelkampf geplatzt und er müsste sich dann wieder hinten anstellen.

Zhilei Zhang (24-1-1, 19 KO-Siege) hat in gewisser Weise eine ähnliche Geschichte, er ist nur schon ein bisschen weiter. Auch er gewann im Jahr 2008 in Peking die Silber-Medaille. Bei den nächsten Olympischen Spielen im Jahre 2012 in London, schied er nach einer Niederlage gegen Anthony Joshua aus und wechselte danach zu den Profis. Der Unterschied zu Joyce ist, dass Zhang nicht so hart gedrängt wurde – er fing er erst 5 Jahre später wirklich an, bekannte Gegner zu boxen.

Zhilei Zhang hatte auch seine Herausforderungen, einschließlich einer spannenden und sehr engen Niederlage gegen Filip Hrgovic im vergangenen August. Auch Zhang wird sich natürlich ebenfalls zu einem Titelkampf manövrieren wollen, aber sein großer Traum ist es, gegen Anthony Joshua zu kämpfen. So oder so, ein Sieg gegen Joyce ist auch für ihn eine Pflicht, da ansonsten, mit Hinblick auf seine bereits 39 Jahre, seine Karriere nach zwei Niederlagen infolge, sich dann wohl dem Ende neigen würde.

Breakdown

Joe Joyce ist ein Kämpfer, der die Macht und die Schlagstärke für seine Beweglichkeit  aufgibt.

Okay, für einige, die ihn kämpfen gesehen haben, wird das wahrscheinlich umstritten sein. Joe Joyce ist einer der notorisch langsamsten, aber auch der notorisch mächtigste Kämpfer im modernen Boxen. Eine rollende, rumpelnde, unerbittliche Maschine. Die Art von Boxer, die am besten als Panzer oder Abrissbirne beschrieben wird. Wie könnte sich dieser Typ möglicherweise der Geschwindigkeit neigen?

Sehen Sie sich einen seiner jüngsten Kämpfe an. Schauen sie sich den anstehende Kampf an. Wie oft sieht man dabei, wie Joyce tatsächlich seine Füße nutzt, um einen Schlag bei seinem Gegner zu landen? Fast nie. Fast jeden Schlag, den er ansetzt zu schlagen, sei es eine Gerade, ein Haken, auf zum Kopf oder zum Körper, wird auf seinen Fußzehen stehend geschlagen. Wenn nicht direkt sogar im Laufen.

Auf den ersten Blick mag es für ihn als eine kontraintuitive Sache erscheinen – sicherlich sollte jemand, dessen Hauptstärke alleine seine Schlagkraft ist, es darauf abzielen, das zu maximieren. Aber der Grund dafür, so zu kämpfen, wie er es tut, ist eigentlich sehr einfach: Joe Joyce schlägt wirklich hart, was auch immer er tut. Er muss sich nicht platt stehen, um um seinen härtesten Punch zu bringen. Das wird durch seine Ergebnisse bestätigt: Von seinen 15 Gegnern hat nur einer die letzte Glocke gehört, und das war der erfahrene und sehr defensive Bryant Jennings. Wenn er seine Gegner konsequent treffen kann, dann knockt er sie auch aus. Das ist genau das, was passieren wird.

Und so wird der Versuch von Joyce, Zhang auzuknocken zu ihrem Hauptaugenmerk werden. Weil der zweite Teil seines Rufs auch wahr ist: Joyceis ist langsam und ziemlich unbeweglich. Er braucht bei seinem Boxstil einfach ein bisschen mehr Zeit, sich auf Treffer zu setzen einzustellen. Einige Boxer sind natürlich geschickt darin, sich in die richtige Position zu bringen, ohne eine Pause einlegen zu müssen – aber Joyce ist einfach nicht einer von ihnen. In Position zu kommen, den Schlag zu landen und dann sicher aus der Position zurückzukommen, damit er den nächsten Treffer landen kann, das kann seinem Gegner durchaus die Zeit geben, zu entkommen, bevor er überhaupt schlägt oder um ihm entgegenzuwirken.

Er hält sich also hauptsächlich daran, seine Schläge im Laufen anzubringen – und er nutzt das in Verbindung mit seinen anderen großen Vorteilen. Für ein Schwergewicht ist Joyces Kondition unglaublich. Das bedeutet, dass er unglaublich viele Schläge austeilen kann, ohne dabei müde zu werden. Das ist etwas mit dem andere großgewachsene Boxer nicht überleben können. Sein Grundniveau liegt bei etwa 60 Schlägen pro Runde. Als er in den letzten Phasen seines Sieges über Parker ins Rollen kam, waren es sogar bis zu etwa 100 Schlägen. Diese Art von Zahlen sind eine Menge für jede Gewichtsklasse. Im Schwergewicht kommt da nur Oleksandr Usyk, der vom Cruisergewicht aufgestiegen ist und selbst ein notorisch hochvolumigen Kämpfer ist, dem nahe.

Es ist also eine schwierige Frage für seine Gegner, die schiere Menge an Schlägen zu vermeiden, die er austeilt. Sie zu meiden, wenn er sich ständig bewegt und in ihren Raum drückt, so dass sie, um sie zu vermeiden, zurückweichen müssen und beginnen auseinanderzufallen. Er gibt seinem Gegner keine Zeit, sich zu erholen, den Kopf frei zu bekommen oder nachzudenken. Schlimmer noch, die Schläge, die er austeilt, obwohl langsam, sind seltsam, kommen oft aus unerwarteten Blickwinkeln und ohne konsistentes Timing-Muster, so dass sein Gegner ihn nicht lesen oder darauf reagieren kann. Es gibt nur wenige Gegner in dieser Gewichtsklasse, die mit dieser Art von überwältigtem ‚nach vorne gehen‘ umgehen können.

Zhilei Zhang, um fair zu sein, wird es wahrscheinlich nicht wirklich versuchen. Er wird Joyce nicht besiegen können, indem er versucht, ihn auszuboxen, also ist es unwahrscheinlich, dass er es tun wird. Stattdessen wird er die Herausforderung direkt meistern und einfach versuchen, gegen Joyce mit seiner urigen Kraft dagegenzuhalten.

Als Fazit kann man sagen: Joyce ist ein großer langsamer, schon älterer, Schwergewichtsboxer, der nicht in den Stil passt, den man von anderen Schwergewichtlern kennt. Zhang ist aber ebenfalls, ein großer, langsamer, noch älterer Schwergewichtler. Meistens, ganz sicher zum Beginn des Kampfes, hat er etwas mehr Fußgeschwindigkeit, als sie Joyes hat, und wenn sein Gegner auf ihn zukommt, was Joyce ganz sicher tun wird, ist es bei ihm der Fall, seine Kraft aus seinem hinteren Fuß heraus bringt.

Dennoch ist sein Plan in der Regel, sich den Weg zu schlagen, bis er in der Nähe ist, und sich dann einzurichten, um eine kurze Kombination von Power-Punches zu schlagen. Dann zurücksetzen und das zu wiederholen. Und Sie können das genaue Problem sehen, das Joyce zu vermeiden versucht: Wenn sich ein Gegner löst und diese Kombination zu kurz kommt, muss sich Zhang wieder aufrüsten und seine Dynamik neu starten, bevor er sich wieder engagieren kann. Ständiger Druck ist nicht wirklich das, was Zhang auszeichnet.

Schon in den ersten Runden könnte er Joyce einige Probleme bereiten. Wenn er ihn abfangen kann, wenn er hereinkommt, kann er seine Dynamik gegen ihn nutzen – und er hat genug Timing und Bewegung, dass er Joyce anfangs Probleme bereiten könnte, ob er ihn verletzt oder nicht. Und weil Joyce in seiner Langsamkeit, nach vorne zu kommen, manchmal ein wenig überbalanciert, kann er versuchen, das gegen ihn zu verwenden.

Aber früh ist ein ladentragender Satz, da Zhang dazu neigt, sich in den mittleren Runden erheblich zu verlangsamen, also wenn er Joyce in den ersten 3-4 Runden nicht ausgeknockt hat, wird er ziemlich sicher selbst KO gehen. Aber Joyce auszuknocken ist mehr als schwer, denn er hat eines der härtesten Kinns im weltweiten Schwergewicht.

Es gibt in diesem Kampf definitiven nur einen Favoriten: Joe Joyce! Aber mit zwei aggressiven und hart schlagenden Fightern im Ring, wird es wahrscheinlich ein spannender Kampf werden, solange er dauert.

What’s on the undercard?

Es gibt eine ziemlich starke Karte, außerhalb des Hauptereignisses von Joe Joyce gegen Zhilei Zhang. Zwei prestigeträchtige Titel stehen auf dem Spiel, wobei der knallharte Denzel Bentley gegen Keiran Smith um den britischen Mittelgewichtsgürtel kämpfen und der aufstrebende Star Sam Noakes seinen Leichtgewichts-Commonwealth-Gürtel gegen Karthik Sathish Kumar verteidigt. Ebenfalls in Aktion ist die Amerikanerin Mikeala Mayer, die sich vom Verlust ihrer WM-Gürtel, im Kampf gegen Alycia Baumgardner, erholen will. Sie steht der späten Ersatz-Gegnerin Lucy Wildheart gegenüber, nachdem sich die ursprüngliche Gegnerin Christine Linardatou aus dem Kampf zurückgezogen hatte. Darüber hinaus sieht die UnderCard, den Einsatz einer Reihe britischer Boxer mit Perspektiven.