Ein Bericht von Ebby Thust
Bewegende Rede seines ehemaligen Schützlings Vitali Klitschko
Selbst der Himmel weinte und es begann in Strömen zu regnen als sich rund 700 Trauergäste am letzten Samstag auf dem Ohlsdorfer Park-Friedhof in Hamburg zur Trauerfeier zusammen fanden um einen der besten Boxtrainer der Welt, den am 22. Dezember an einem Herzinfarkt verstorbenen Fritz Sdunek, gemeinsam zu würdigen.
Es schien als verneige sich die gesamte Boxnation vor Fritz Sdunek und es waren fast alle seine früheren Schützlinge erschienen um ihrem verstorbenen Trainer, den viele von ihnen auch „Papa Fritz“ nannten, an diesem Tage die letzte Ehre zu erweisen.
Wegen des großen Andrangs war es nur den engsten Freunden und Bekannten von Sdunek vorbehalten in die nur 250 fassende Trauerhall Einlass zu finden. Für die restlichen Trauergäste wurde die Trauerfeier auf Großbildschirmen in andere Räumlichkeiten übertragen.
Ergreifende Rede von Vitali Klitschko
Der ehemalige Schwergewichts-Weltmeister und jetzige Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, der alle seine 47 Kämpfe mit seinem Trainer Fritz Sdunek in der Ecke absolviert hatte, hielt eine ergreifende Traueransprache bei der nicht nur bei ihm selbst, sondern auch bei vielen der Trauergäste, Tränen flossen. Klitschko, dem es vor Ergriffenheit manchmal die Sprache verschlug, erzählte aus der Vergangenheit wie er und sein Bruder Fritz Sdunek das erste mal trafen und wie er ihr gemeinsamer Trainer wurde und er sprach davon wie Fritz ihm immer mehr zum zweiten Vater wurde und seinen Kindern zum Opa. Vitali sagte: „Kinder erkennen und fühlen die Ehrlichkeit eines Menschen und für meine drei Kinder war Fritz ihr Opa. Ohne Fritz Sdunek wäre ich nicht der Mensch geworden der ich heute bin.“ Klitschko erzählte davon als er sich vor einem großen Kampf in den USA, für den er zehn Millionen Dollar Börse bekommen sollte, verletzte und alle auf ihn einredeten, dass er diesen Kampf doch unbedingt machen sollte und alle erinnerten an das viele Geld, doch Fritz war es der den Kampf absagte und allen klar machte, dass ich nur in den Ring steige wenn ich fit bin. Und Klitschko beendete nach über zwanzig Minuten seine Rede und sagte: „Fritz Du bist zwar gestorben, aber für mich wirst Du immer weiterleben in meinem Herzen. Fritz ich liebe Dich.“ Spätestens nach diesem letzten Satz hatten die meisten der 250 Trauergäste in der Fritz-Schumacher-Halle Tränen in den Augen. Klitschko verabschiedete sich dann mit seinen Kindern am Sarg von Fritz Sdunek und legten Rosen auf dessen Sarg.
Auch der Biograf des Buches von Fritz Sdunek, der Journalist des Hamburger Abendblattes Björn Jensen hielt eine bewegende Traueransprache an diesem Nachmittag und er verwies darauf, dass Fritz Sdunek bei allen Menschen beliebt war und das er ein Mann war der keine Feinde hatte, dass alle die ihn kannten ihn liebten.
Boxpromoter Erol Ceylan organisierte und bezahlte die komplette Trauerfeier
Sehr ergreifend war auch der Live-Auftritt eines Sängers der mit einer fantastischen Stimme vor dem Sarg von Fritz Sdunek den Sinatra Hit „My Way“ in den Sprachen deutsch, italienisch, russisch und englisch sang. Die gesamte Trauerfeier wurde von dem rührigen Hamburger Boxpromoter Erol Ceylan organisiert und auch bezahlt. Obwohl Erol Ceylan wollte, dass man seinen Namen nicht erwähnt, finde ich es ein muss dies doch tun zu müssen. Ceylan veranstaltete auch noch eine Abschieds-Party für Fritz Sdunek (ich finde die Bezeichnung Leichenschmaus nicht würdig dafür), auf dem die engsten Freunde und Bekannten von Sdunek eingeladen waren und alle kamen und auch hier glänzte an diesem Tag noch einmal Vitali Klitschko. Er kam zu diesem gemeinsamen Beisammensein mit seiner Gattin Nathalie und blieb als einer der Letzten. Vitali setzte sich fast an jeden Tisch und unterhielt sich mit seinen früheren Trainingskameraden und man vereinbarte spontan sich am nächsten Morgen um 8 Uhr sich vor dem früheren Universum Box-Gym zu treffen und gemeinsam die Strecke von sechs Kilometern zu laufen, die Fritz mit ihnen immer zum Beginn des früheren gemeinsamen Trainings gelaufen ist und damit war wohl der „Fritz-Sdunek-Gedächtnis-Lauf“ geboren.
Bei allen den vielen Wegbegleitern von Fritz Sdunek wurden nur wenige vermisst: Die meisten fanden es unverständlich, dass der frühere Chef des Universum Boxstalles Klaus-Peter Kohl und auch dessen Schwiegersohn Dietmar Poszwa ihrem Chef-Trainer mit dem sie bald 25 Jahre zusammengearbeitet haben und der eigentlich die Basis des großen Erfolges von Universum war, nicht die letzte Ehre erwiesen. Allerdings war der frühere Kohl-Partner und der Klitschko-Entdecker Peter Hanraths vor Ort und gab seinem Trainer die letzte Ehre. Vermisst wurde auch Vitalis Bruder Wladimir, der ja auch zehn Jahre von Fritz Sdunek trainiert wurde. Auch der letzte Sdunek-Schützling Ex-Weltmeister Felix Sturm war nicht unter den Trauergästen, wobei dieser allerdings entschuldigt war, da dessen Frau in der Nacht zum Samstag eine Tochter geboren hat.
Unter den Trauergästen: Vitali Klitschko, Henry Maske, Arthur Abraham, Artur Grigorian, Karoly Balzsay, Juan Carlos Gomez, die Trainerkollegen Uli Wegner, Karsten Röwer, Conny Mittermeier, Thorsten Schmitz, Bülent Baser und Manfred Wolke, Dariusz Michalczewski, Zsolt Erdai und Istvan Kovac, Firat Arslan, Alexander Dimitrenko, Alexander Alexejev, Jack Culcay, Oktay Urkal, Christian Hammer, Boxpromoter Kalle Sauerland, Ruslan Chagaev, der frühere Gegner von Muhammad Ali Jürgen Blin, Erol Ceylan, SES-Chef Ulf Steinforth, Jean Marcel Nartz, der ehemalige HSV-Trainer Thomas Doll, der Künstler Bruno Bruni und viele andere.
Ein großer Box-Trainer hat den Ring des Lebens verlassen und Fritz Sdunek wird eine große Lücke hinterlassen, aber ich und mit mir auch sicher viele Boxsport-Fans weltweit werden sich immer an den „feinen Kerl“ Fritz Sdunek erinnern. „Ruhe in Frieden lieber Fritz!“