Charr schwer K.O. in Runde 7
Ein Bericht von Kaltrim Krasniqi
Viele Versprechen hatte es im Vorfeld gegeben. Dem verstorbenen WBC Präsidenten Jose Sulaiman hatte Manuel Charr versprochen bald Weltmeister zu werden. Seinen Fans hatte er versprochen gegen Alexander Povetkin durch Knockout zu gewinnen und bald wäre auch Wladimir Klitschko dran. Alles Versprechen, von denen er nie ein einziges erfüllen wird.
Der junge Mann aus Köln kämpfte bereits für namenhafte Promoter aus Deutschland, bis er sich entschied „auf eigener Faust“ seinen Weg zur Weltmeisterschaft zu gehen. Nach 21 Siegen und einer Hand voll kleinerer Titel des Weltverbands WBC, forderte er am 8. September 2012 den damaligen Weltmeister Vitali Klitschko heraus. Für einen Boxer ohne richtigen Promoter war dies schon ein großer Erfolg, welchen ihm wohl die wenigsten zugetraut hätten. Schnell zeichnete sich jedoch deutlich der Klassenunterschied ab. Der Abbruch in Runde 4, wegen eines Cuts am Auge des Herausforderers, war wie ein Sechser im Lotto. Charr konnte nun behaupten, er hatte geplant erst in der zweiten Hälfte des Kampfes richtig anzugreifen. So wurde er allerdings durch „Betrug“ um seinen Sieg gebracht, da der Ringrichtiger viel zu früh den Kampf abgebrochen habe.
Nach der WM blieb der „Diamond Boy“ hartnäckig, kämpfte weitere 5 Kämpfe die er alle gewinnen konnte. Zudem war er weiterhin in den Medien präsent. Ob bei Big Brother oder bei WM Kämpfen von Wladimir Klitschko, Charr wusste, wie er im Gespräch bleibt. Immer wieder forderte er eine neue WM Chance, dieses Mal gegen Wladimir Klitschko. Allerdings kam es, nach dem Kampf gegen Kevin Johnson im April, dann doch ganz anders.
Alexander Povetkin, der bereits Wladimir Klitschko unterlegen war, hatte seinen WBA Gürtel für die WM Chance niederlegen müssen. Um sich diesen Gürtel wieder sichern zu können, ordnete die WBA an, Povetkin müsse erst einen Aufbaukampf bestreiten, bevor er wieder um den WBA Titel kämpfen dürfe.
Das Interessante ist, während für Povetkin der Kampf gegen Charr nur eine Pflichtaufgabe war, die er lösen musste um seinen alten Titel wieder gewinnen zu können, stellte Charr die Situation aus einer völlig neuen Perspektive dar. Er habe „einen dicken Fisch an Land gezogen“ verkündete er. Povetkin sei nur ein Prüfstein vor seinem WM Kampf gegen Wladimir Klitschko.
Der „Prüfstein“ Povetkin zerstampfte jedoch vergangengen Freitag die Träume des „Koloss von Köln“. Mit einem krachenden Knockout in der 7. Runde schickte er Charr auf die Bretter. Keine der 7 Runden konnte Charr gewinnen. Außer Showgesten, Nehmerfähigkeiten und einigen Jabs, konnte er dem Russen nichts bieten.
Man hatte oft das Gefühl, Manuel Charr glaube tatsächlich, dass er ein wahrer Weltmeister ist. Statt sich behutsam und mit ein wenig mehr Bescheidenheit aufzubauen, drängte er immerzu auf einen WM Kampf gegen die Klitschko Brüder. Nun ist er auf dem Boden der Tatsachen gelandet und hat die letzte Glaubwürdigkeit, den letzten Überraschungseffekt verloren.
Zweifelhaft, ob der „Diamond Boy“ jemals wieder einen großen Kampf bestreiten wird. Allerdings wird sich Charr schon etwas einfallen lassen, um im Gespräch zu bleiben, da kann man sich sicher sein.