Vor WBSS-Premiere: Marco Huck hört auf seinen Vater!

Marco Huck hört auf seinen Vater Rasim Hukic: "Mein Vater zählt zu den ganz wenigen Menschen in meinem Leben, die mir die Wahrheit offen und ehrlich ins Gesicht sagen."
Marco Huck hört auf seinen Vater Rasim Hukic: „Mein Vater zählt zu den ganz wenigen Menschen in meinem Leben, die mir die Wahrheit offen und ehrlich ins Gesicht sagen.“

Marco Huck: Wenn ich nicht den Glauben hätte, die „World Boxing Super Series“ zu gewinnen, dann würde ich nicht daran teilnehmen.

Bereits das Premieren-Event des größten Boxsport-Turniers aller Zeiten verspricht ein echter Kracher zu werden! Im Cruisergewichts-Viertelfinale der „World Boxing Super Series“ tritt Marco Huck (40-4-1, 27 KOs), auf dem die deutschen Hoffnungen ruhen, gegen WBO-Weltmeister Aleksandr Usyk (12-0, 10 KOs) in seiner Heimatstadt Berlin an. Nur der Sieger hat weiterhin die Chance im Kampf um die „Muhammad Ali Trophy“ einzugreifen. Wieso Motivation eine große Rolle für Huck in diesem Fight spielt und auf wessen Worte er besonders hört und Kraft zieht, darüber spricht der 32-Jährige hier im Interview.

Marco Huck, gleich im ersten Kampf der „World Boxing Super Series“ treffen Sie auf die Nummer 1 der Setzliste, WBO-Weltmeister Alexandr Usyk. Sie sagten sofort nach Bekanntwerden dieser Paarung, dass er Ihr Wunschgegner ist – wieso?
Huck und Vater

Marco Huck: Gegen keinen anderen Teilnehmer bin ich motivierter in den Ring zu steigen – so einfach ist das. Usyk wird als Turnier-Favorit gehandelt und hat bei den Amateuren alles erreicht – Europameister, Weltmeister, Olympiasieger. Die Vorfreude, mich mit ihm zu messen, ist riesig. Ich kenne meine Fähigkeiten und wenn diese voll zum Tragen kommen, dann bin ich auch für einen Aleksandr Usyk brandgefährlich. Ich bereite mich bestmöglich auf diesen Kampf vor und weiß, dass ich mich in Topform nur selbst schlagen kann.

Waren Sie denn dann bei Ihrem letzten Ringauftritt nicht in dieser Verfassung? Den haben Sie schließlich gegen Maris Briedis, den aktuellen WBC-Champion und ebenfalls WBSS-Teilnehmer verloren …

Marco Huck: Nein, da war ich leider nicht ganz bei der Sache – weder körperlich noch mit dem Kopf. Das lag auch an einem Motivationsloch – Briedis war zuvor ein Nobody und ich habe ihn stark unterschätzt. Es fällt mir schon mal schwer, mich richtig zu motivieren. Da sage ich mir: „Du hast doch im Sport schon alles erreicht! Wieso Laufen, wieso Gerätearbeit? Das macht doch alles keinen Spaß.“ Doch im Endeffekt sieht man, dass dies für den Erfolg überlebenswichtig ist. Vor Start meines Trainingscamps für den Kampf gegen Usyk habe ich mir daher die Worte meines Vaters wieder in Erinnerung gerufen: „Andere arbeiten 10 Stunden für einen Hungerlohn auf dem Bau und du gehst maximal 3 Stunden am Tag ins Gym und verdienst Millionen. Hole in dieser Zeit alles aus dir raus, entspannen kannst du später!“ Nur eine perfekte Vorbereitung ermöglicht mir weiterhin ein sorgenfreies Leben.

Sie hatten also Angst, den gleichen Fehler wieder zu begehen?

Marco Huck: Nein, denn Usyk ist nicht Briedis. Bei ihm weiß ich sofort, was die Stunde geschlagen hat. Ansonsten bereue ich nichts, was ich bisher in meinem Leben gemacht habe. Aus Fehlern lernt man schließlich. Und streben wir nicht alle irgendwie nach Vollendung? Klar hätte ich einige Fehler in meinem Leben lieber nicht begangen – zum Beispiel Briedis nicht Ernst zu nehmen. Doch diese Fehlentscheidungen- oder Tritte haben mich zu dem gemacht, was ich bin. Fehler muss man im Übrigen in aller erster Linie sich selbst zuschreiben. Einen meiner größten Fehltritte habe ich vor meinem ersten WM-Kampf 2007 gemacht. Ich war der Überzeugung, nicht großartig trainieren zu müssen und den Titel im Vorbeigehen zu holen. Auf dem Weg zum Ring kam dann das schlechte Gewissen. Ich merkte, dass ich meine Hausaufgaben nicht gemacht hatte. Dadurch wurde ich extrem nervös und war ein körperliches Wrack …

… doch Ihre Familie stand auch in solchen Momenten immer zu Ihnen …

Marco Huck: Absolut! Ich habe schon viele unehrliche Leute an meiner Seite gehabt – Leute dir mir sehr nahestanden, aber eigentlich nichts weiter als Schulterklopfer waren – „Marco, du bist der Größte, unser Bester etc.“. Meine Eltern zählen hingegen zu den ganz wenigen Menschen in meinem Leben, die mir die Wahrheit offen und ehrlich ins Gesicht sagen. Mein Vater meckert übrigens auch mit mir, wenn ich gewinne, sagt, ich muss Dies und Jenes besser machen. Er ist einfach nie zufrieden.

Sind Sie der Überzeugung, dass Sie das Turnier um die „Muhammad Ali Trophy“ gewinnen können?

Marco Huck: Wenn ich nicht den Glauben hätte, die „World Boxing Super Series“ zu gewinnen, dann würde ich nicht daran teilnehmen. Ob nun Fans und Experten an mich glauben, interessiert mich nicht. Im Ring bin ich mit meinem Gegner allein – niemand kann uns im Kampf Mann-gegen-Mann helfen. Nur wir entscheiden, wer von uns der Stärkere ist. Als sehr gläubiger Mensch vertraue ich auf eine höhere Macht, die mir Stärke verleiht – davon bin ich überzeugt. Der Glaube kann sprichwörtlich Berge versetzen!

Nichtdestotrotz sind Sie in diesem Kampf der Außenseiter. Wie gehen Sie mit dieser Rolle um?

Marco Huck: Es ist tatsächlich eine seltene Erfahrung, die mir jedoch nicht ganz fremd ist. 2012 trat ich als Außenseiter gegen den damaligen Schwergewichts-Weltmeister Alexander Povetkin an, der wie Usyk als Amateur alles gewonnen hatte. Das Ende vom Lied war, dass ich Povetkin über 12 Runden auseinandergeschraubt habe und nur durch ein Fehlurteil den Ring als Verlierer verließ. Gegen Usyk habe ich jetzt die Chance alles richtigzustellen und zu zeigen, dass auch ein Streetfighter einen Olympiasieger schlagen kann!

Tickets für die Premiere der World Boxing Super Series am 9. September in der Berliner Max-Schmeling-Halle gibt es unter www.eventim.de, www.StubHub.de und an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

 
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