Sind das wirklich die besten Schwergewichtler der Welt?

Situation im HW

Die Situation im Schwergwicht, beleuchtet von Ebby Thust

Man muss sich regelrecht die Augen reiben welche Schwergewichtler sich zur Zeit Weltmeister nennen und das scheint immer nur noch schlimmer zu werden. Auf der einen Seite der viel zu hoch eingeschätzte Deontay Wilder, der sich seit er vor zwei Jahren den WBC-Titel gewonnen hat nur zweitklassige Gegner für eine Titelverteidigung sucht. Seine Leistung am Wochenende gegen den sicherlich völlig unqualifizierten „WM-Herausforderer“  Gerald Washington war bei Weitem nicht weltmeisterlich. Wäre Wilders Kampf gegen Povetkin nicht geplatzt würde schon lange niemand mehr über Wilder sprechen.  Doch Povetkin wurde innerhalb des letzten Jahres gleich zweimal des Dopings überführt und hat dadurch sein Anrecht auf einen WM-Fight verspielt. Nun kommt heute Morgen die „offizielle Mitteilung der WBC“, dass man seitens des Weltverbandes nun wieder Bermane Stiverne als „offiziellen Herausforderer“ benannt hat und dass Wilder verpflichtet ist gegen Stiverne seinen Titel zu verteidigen, gleichzeitig hat man noch bestimmt, dass die Fristen im Freiverkehrt ab sofort beginnen. Das mag verstehen wer möchte – ich kann das nicht nachvollziehen, zumal Stiverne in den letzten drei Jahren, seit seinem Kampf um den vakanten Titel gegen Chris Arreola gerade Mal zwei Kämpfe ausgetragen hat und das gegen Wilder, den er verloren hat und gegen einen Gegner namens Derric Rossy, der von seinen letzten 10 Kämpfen sage und schreibe sieben verloren hat. Zudem hat Stiverne seit November 2015, ergo seit 15 Monaten, nicht mehr im Ring gestanden und dürfte gemäß den Regeln der diversen Weltbox-Verbänden in keiner Weltrangliste mehr geführt werden, wie das z.B. bei boxrec.com auch der Fall ist. Hier ist  Stiverne nicht einmal unter den Top 1000 gerankt. Jetzt muss sich doch jeder normal denkender Mensch fragen: „Was hat nun die WBC dazu bewegt Stiverne als offiziellen Herausforderer von Wilder zu benennen?“

Auch der Neuseeländer WBO Weltmeister Joseph Parker ist sicher nicht das Non plus Ultra im Schwergewicht und auch er sucht sich nur handverlesene „Opfer“ für eine Titelverteidigung, so war das zuletzt der vollbeleibte Andy Ruiz jr., gegen den Parker auch nur mit viel Heimvorteil und einem 2:1 Urteil seinen Titel verteidigen konnte und als nächstes steht eine „Pflichtverteidigung“ gegen den schnell und künstlich aufgebaute Hughie Fury an, dessen positivster Aspekt alleine die Verwandtschaft und Namensgleichheit mit Tyson Fury sein dürfte. Wenn wir schon beim Namen Tyson Fury sind: sicher ein guter und talentierter Boxer, aber wie er selbst eingestanden hat, ein kokssüchtiger Drogenkonsument, der dadurch sicher auch nichts in einem Boxring verloren hat.

Aber es kommt noch schlimmer: Bei der WBA boxen nun in kürze der fast 46jährige Halbirre Shannon Briggs gegen den 44jährigen Fres Quendo um den „normalen“ WM-Titel. Wie das geht und vor allem mit was es begründet sein soll, dass ein Schwergewichtler wie Fres Quendo der seit fast 3 Jahren nicht mehr im Ring stand und so auch in keiner Weltrangliste mehr aufgeführt werden darf das Recht zugesprochen wird um einen WM-Titel im Schwergewicht zu boxen ist sicher für keinen Box-Fan nachvollziehbar. Aber auch der Vorgänger, WBA Weltmeister Lucas Brown, der sich durch einen Lucky-Punch vor ziemlich genau einem Jahr den Titel von Ruslan Chagaev gewonnen hatte war sicher kein würdiger Schwergewichts Weltmeister, der zudem bei seinem Kampf auch noch gedopt war, weswegen man ihm im Nachhinein den WBA Titel wieder aberkannte, seltsamerweise aber seinen Sieg in den Analen bestehen ließ.

Es ist schon eine verrückte Situation die da gegenwärtig in der Weltbox-Szene im Schwergewicht herrscht. Einzig die IBF präsentiert einen Weltmeister mit dem die Boxwelt konform gehen kann und mit der anstehenden IBF Weltmeisterschaft gegen Wladimir Klitschko, der über zehn Jahre das Schwergewichtsboxen weltweit beherrscht hat, kommt es am 29. April im jetzt schon mit 90.000 Zuschauern ausverkauften Wembley Stadion endlich wieder einmal zu einem Big Fight in der Königsklasse. Gäbe es diese beiden Schwergewichtler nicht, wäre die ganze Schwergewichtsklasse ins Unbedeutende abgerutscht. Auf so fantastische Boxer wie es derzeit im Cruiser-, Halbschwer-, Mittel- oder Junior-Mittelgewicht gibt, wartet man derzeit im Schwergewicht vergebens.

Bleibt zu hoffen, dass mit dem französischen Olympiasieger und Amateur-Weltmeister Tony Yoka, der gerade einen Profivertrag bei Promoter Richard Schäfer unterschrieben hat (Boxen1 berichtete darüber) und dem Amateur-Europameister und Bronzemedaillen-Gewinner von Rio Filip Hrgovic aus Kroatien, der auch damit liebäugelt künftig als Profi sein Geld zu verdienen, wieder frischer Wind in die Schwergewichtsklasse kommt.

Wie gut tut es doch zurückzudenken an die Zeiten als noch Boxer aktiv waren die da Muhammad Ali, Joe Frazier, Mike Tyson, Lennox Lewis, George Foreman, Ken Norton, Larry Holmes, Evander Holyfield hießen. Für diese glorreichen Boxer vergangener Tage ist es fast eine Beleidigung im gleichen Bericht erwähnt zu werden.

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