Ruslan Chagaev schlägt Fres Oquendo in Grozny nach Punkten

Präsident Ramzan Kadyrov feiert neuen Schwergewichts-Weltmeister

Als er wusste, dass er es wirklich geschafft hatte, sank Schwergewichtler Ruslan Chagaev am späten Sonntagabend in der Ahmat-Arena in Grozny auf die Knie. Nachdem Ringsprecher-Legende Michael Buffer den knappen Punktsieg (115:113, 115:113 und 114:114) des Wahl-Hamburgers gegen Fres Oquendo verkündet hatte, fiel enormer Druck von Chagaev ab. Der 35-Jährige ist zum zweiten Mal WBA-Weltmeister im Schwergewicht.

Erster Gratulant im Ring – und während des Kampfes phasenweise Co-Trainer in der Ecke von Chagaev – war der tschetschenische Präsident Ramzan Kadyrov, der gemeinsam mit Promoter Timur Dugazaev (TEREK Box Event) höchstpersönlich dafür gesorgt hatte, dass die WM in Grozny ausgetragen wurde. Dementsprechend galt natürlich auch Chagaevs erster Dank dem Oberhaupt der russischen Teilrepublik im Kaukasus.

„Ich danke Ramzan Kadyrov dafür, dass er mir diese Chance gegeben hat. Ich danke und grüße Grozny, Tschetschenien, Russland, Uzbekistan, Deutschland und die ganze Welt. Dies ist einer der wundervollsten Momente meines Lebens“, rief der ehemalige Universum-Profi den über 30.000 Zuschauer im ausverkauften Stadion erleichtert zu.

Für diesen Glücksmoment musste Chagaev zuvor zwölf Runden hart arbeiten. Der in Chicago lebende Puerto Ricaner erwies sich als harter Gegner und bewies eine sagenhaften Kondition, wenn man bedenkt, dass er aufgrund familiärer Probleme erst 36 Stunden vor dem Kampf nach Grozny angereist war. Der gebürtige Usbeke begann stark und konnte die ersten Runden klar für sich entscheiden.

In der sechsten Runde kam es dann zu einer dramatischen Wendung. Ein Cut über dem linken Auge, den sich Chagaev schon in der Vorbereitung im Sparring zugezogen hatte, ging wieder auf. Für einen Moment wirkte Chagaev verunsichert, Oquendo wurde stärker und konnte sich die Mittelrunden sichern. Doch zum Glück gelang es Meistertrainer Fritz Sdunek, der seinem ehemaligen Schützling Artur Grigorian in der Ecke in ungewohnter Rolle als Cutman assistierte, die Blutung zu stoppen, so dass Chagaev einen am Ende knappen aber verdienten Sieg einfahren konnte.

Im zweiten Hauptkampf des Abends setzte sich der „Schwarze Panther“ Juan Carlos Gomez durch TKO in der fünften Runde gegen den zuvor ungeschlagenen Goran Delic durch. Gomez sicherte sich damit den WBA International Champion-Titel im Cruisergewicht.

Auch das deutsche Schwergewichts-Talent Edmund Gerber konnte einen kurzrundigen Sieg feiern. Gegen Vicente Sandez aus Mexiko setzte sich der ehemalige Sauerland-Boxer durch TKO in der zweiten Runde durch und krönte sich damit zum WBC Silver International Champion im Schwergewicht.

Insgesamt bekamen die über 30.000 Zuschauer in der Ahmat Arena eine der größten und am aufwendigsten produzierten Box-Veranstaltungen aller Zeiten zu sehen. „Ich war schon überall auf der Welt und habe viel erlebt – aber das hier stellt alles in den Schatten“, sagte der sichtlich beeindruckte Hall-of-Fame-Ringrichter Stanley Christodoulou. Und auch Michael Buffer musste zugeben: „Mit dieser Veranstaltung wurden neue Maßstäbe gesetzt. Das war ganz große Kunst.“

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