Raymond Ford gewinnt einen FOTY gegen Otabek Kholmatov!

Raymond Ford ist neuer WBA-Weltmeister im Federgewicht.

Beim Top Rank-Hauptkampf gelang Raymond Ford ein filmreifes Comeback, und er wurde in einem FOTY neuer Weltmeister.

Für viele Boxfans war die Enttäuschung in Puerto Rico enorm, als verkündet wurde, dass der dortige Frauenweltmeisterschaftskampf zwischen Serrano und Meinke nicht stattfinden kann. Zugleich kam es allerdings in Verona, New York, zu einem Top Rank-Event, wo die beiden Hauptkämpfe jeweils Federgewichtsweltmeisterschaften waren. Insbesondere das Main Event um den WBA-Titel zwischen Kholmatov und Ford war im Vorfeld enorm spannend erwartet. Welcher Boxer kann seine Taktik durchsetzen, wie harmonieren sie zusammen? Die Antwort war von beiden überwältigend.

Enormes Grundniveau – Kholmatov überzeugender

Raymond Ford trifft Otabek Kholmatov.

Der Hauptkampf um den WBA-Titel im Federgewicht lautete Otabek Kholmatov (12-1) gegen Raymond Ford (15-0). Kholmatov hat sich als Puncher einen Namen gemacht, doch Gegner aus der Weltspitze hat er zuvor noch nicht herausfordern dürfen. Ford hat hingegen schon mehr Erfahrungen sammeln können, doch auch dieser Kampf war für ihn ein absolutes Highlight. Beide begannen sehr aktiv, wollten keinen Millimeter weichen. Es war jedoch Kholmatov, der mit harten Powerpunches zu überzeugen wusste. Nach den ersten 3 Runden musste man Sorge tragen, dass Ford hier eventuell böse verprügelt – und pulverisiert wird. Dem war allerdings nicht so, wie die folgenden Runden zeigten.

Ford blieb bissig, brachte konstant seinen Jab und konnte auch mit gezielten Powerpunches überzeugen. Die Runden 4-6 waren durchaus starke Ford-Runden, was den Kampf zur Hälfte sehr ausgeglichen erscheinen ließ. Man merkte beiden Boxern an, dass sie maximal motiviert waren und zugleich auch über Weltklasse verfügen. Es war wirklich ein Hochgenuss, diesen beiden Könnern zuzuschauen, die sich gegenseitig zu ungeahnten Leistungen pushten. Der ausgeglichene Kampf bewegte sich in das letzte Drittel, Kholmatov änderte ein wenig die Marschroute und boxte auch immer mal wieder aus dem Rückwärtsgang, was eigentlich die Ford-Taktik hätte sein sollen. Das sah auch überraschend gut bei Kholmatov aus, der Ford im Schlussdrittel maximal unter Druck setzte.

Ford mit dem Rücken zur Wand – doch 7 Sekunden vor Ende gelingt der TKO

Kholmatov vs. Ford Scorecards.

In der Schlussphase des Kampfes war Ford gefragt, da er potenziell auf den Scorecards zurücklag. Doch Kholmatov steckte nie auf, arbeitete selbst immer wieder fleißig und landete knüppelharte Treffer. Bei Ford hatte man das Gefühl, dass er sich etwas zu sehr auf einzelne harte Hände konzentrierte, die er neben dem gut kommenden Jab schlug. Die Kombinationen vermisste man ein wenig, wodurch er es entsprechend auf den Scorecards auch nicht leicht hatte. Nach Runde 10 verwies die Ecke von Ford auf den engen Kampf und brüllte eindrücklich, dass er nun keine Minute – keine Sekunde mehr von den beiden Abschlussrunden verlieren dürfe, weil es hier um die Weltmeisterschaft verdammt nochmal gehe! Doch wenig später erfolgte ein Kopfstoß, wodurch Ford einen Cut erlitt und in der unübersichtlichen Aktion mehrere harte Treffer nehmen musste, auch die Runde ging an Kholmatov.

Ford stand mit dem Rücken zur Wand, nur ein KO hätte ihn noch gerettet – was nicht seine Paradedisziplin darstellt, der Puncher war ja eigentlich Kholmatov. Auf dem oberen Bild sind die Scorecards zu erkennen, zwei Punktrichter hatten es nach 11 Runden 106-103 für Kholmatov, der also die letzte Runde nur noch hätte überstehen müssen – selbst ein Niederschlag hätte zum Sieg ausgereicht, doch es kam anders. Ford landete harte Treffer und plötzlich war Kholmatov angeschlagen, er stolperte im Ring und fiel in die Seile. Es war ein Niederschlag, doch der Ref zählte nicht an und ließ den Kampf laufen. Noch 20 Sekunden, Ford setzt alles auf eine Karte, Kholmatov konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und wurde unter Druck gesetzt. Wieder taumelte er etwas in den Seilen und der Ref winkte den Kampf tatsächlich 7 Sekunden vor dem Ende ab!

Was ein Kampf, man kann sich vielleicht über den Referee etwas streiten. Wenn man jedoch bedenkt, dass er zuvor schon nicht angezählt hat, dann geht vermutlich der direkte Abbruch okay – obwohl man das natürlich auch anders sehen kann. So oder so, es war ein unfassbarer FOTY. Unglaubliches Grundniveau zweier Könner, die im Ring alles gegeben haben und dann noch ein furioses Ende lieferten. Mehr geht nicht.

Lopez stoppt einen einäugigen Abe

Luis Alberto Lopez trifft Reiya Abe.

Im Co-Mainevent erfolgte eine weitere Federgewichtsweltmeisterschaft. Hier verteidigte Luis Alberto Lopez (30-2) seinen IBF-Titel gegen den Japaner Reiya Abe (25-4-1). Der Kampf sollte jedoch deutlich weniger Dramatik und Spannung bieten. Lopez ist auf internationalem Niveau ein erfahrener Kämpfer und stand vor der dritten Titelverteidigung. Abe hingegen war eher ein Unbekannter, der bisweilen ausschließlich in seiner japanischen Heimat boxte und seinen ersten Weltmeisterschaftskampf bestreiten durfte. Entsprechend gespannt war man, wie sich der Japaner in den USA wohl schlägt.

Das tat er nicht sonderlich gut. Lopez war zwar der kleinere Mann, dabei aber sehr beweglich und explosiv. Er lag dem etwas statischeren Abe absolut nicht, der ein Ziel benötigte, was er gut treffen konnte. Stattdessen landete Lopez immer wieder explosive Konter, zum Kopf oder Körper, die Abe schwer zusetzten. Nach 3 Runden ging ein Auge von Abe nahezu komplett zu, seine Sicht war aber nicht gänzlich verhindert, wodurch man den Japaner noch gewähren ließ. Im Ring selbst hätte er auch mit zwei funktionierenden Augen kein Land gesehen, da Lopez technisch deutlich überlegen war. Dennoch steckte Abe nie auf, was zur japanischen Kämpfermentalität zählt, und suchte seine Chance. Gelegentliche harte Treffer konnte er auch verzeichnen, doch Lopez antwortete mit harten Aktionen, die Abe zumeist noch mehr erschütterten. Schlussendlich musste der Ringrichter in der achten Runde dazwischengehen und schützte einen toughen Abe vor sich selbst.

Keinerlei Überraschungen auf der Undercard

Die Undercard selbst hielt keinerlei Überraschungen parat. Durchgehend setzten sich die favorisierten a-sides durch. Einzig beim Weltergewichtskampf zwischen Brian Norman Jr (25-0) und Janelson Figueroa Bocachica (17-2-1) war dies nicht der Fall. Norman Jr war schon direkt in der ersten Runde am Boden, doch in der dritten Runde wurde der Kampf durch eine Cut-Verletzung bei Figueroa Bocachica gestoppt, die sich am Auge befand. Damit verblieb der Kampf als No Contest, wodurch es keinen Sieger gab.

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