Nathan Gorman sollte sich nach einem Jahr mit einem Sieg erfolgreich zurückmelden, doch das Resultat stürzt ihn in eine tiefe sportliche Krise.
Etwas über ein Jahr ist es her, als Nathan Gorman (19-3) die Gelegenheit bekam, um die britische Meisterschaft gegen Fabio Wardley (17-0) anzutreten. Es war ein mitreißendes Slugfest mit dem besseren Ende für Wardley, der mehr Härte an diesem Abend beweisen sollte. Nach einer Schaffenspause von 12 Monaten sollte sich Gorman nun mit einem Sieg wieder zurückmelden, so lautete zumindest das angedachte Skript. Nicht immer gehen solch durchdachten Vorhaben in die Tat auf, weil auch die Gegenseite sich so ihre Bilder ausmalt. In dem Fall lautete die Gegenseite Bohdan Myronets (8-1), der schon im Juli einen überraschenden Auswärtssieg über Kash Ali (21-2) einfuhr und weiter in Großbritannien für Furore sorgen wollte. Dies sollte auch gelingen.
Motivierter Myronets lebt richtigen Einsatz Gorman vor
Grundsätzlich hätte man Gorman im Vorfeld dieser Paarung schon als Favoriten ausmachen sollen, zumindest bis zum Wiegen am Freitag. Die Resultate ließen bedenklich aufhorchen. Gorman, der schon immer pfundig und mit Hüftgold in den Ring stieg, hat sein Karrierehöchstgewicht um mehr als 10 KG überboten! Das deutete auf wenig Motivation und eine lasche Vorbereitung hin, wodurch man dem Ukrainer schon Siegeschancen einräumen musste. Dieser nutzte seine Gelegenheit auch von Beginn und beschäftigte Gorman. Immer wieder griff Myronets an und zwang Gorman somit in die passive Rolle des Verteidigers im Rückwärtsgang. Auch wenn die Treffer des Ukrainers weder hart noch sonderlich präzise erschienen, so hat er durch seine grundsätzliche Aktivität den Großteil der Runden für sich entscheiden können.
Bei Gorman saß nichts an dem Abend, selbst die Hose nicht
Gorman, dem man sein grundsätzliches boxerisches Niveau durchaus anerkennen konnte, lieferte immer mal wieder eine schnelle und gezielte Führhand und halbwegs gute Bewegungen für einen Boxer, der stark adipös erschien. In Summe war er jedoch körperlich in einer miserablen Verfassung, die es Myronets einfach machte, immer wieder mit Geschwindigkeitsvorteilen zu punkten. Am Ende ging ein wenig toller und recht einseitiger Kampf über die vollen 8 Runden, und die große Frage lautete, ob man dem Ukrainer seinen gerechtfertigten Sieg auch geben vermag. Das ist leider stets eine unangenehme und niemals eindeutig zu beantwortende Frage, mit der man konstant im Boxen konfrontiert wird. Der wertende Punkt – und Ringrichter sah es dann auch überraschenderweise 77-76, was den Kampf nicht wirklich widerspiegelte in der Knappheit. Der richtige Sieger wurde jedoch verkündet.
Gorman stürzt diese weitere Niederlage in eine sportliche Krise. Doch die Schuld wird er sich selbst geben müssen, denn sein körperlicher Zustand ließ die Niederlage folgerichtig erscheinen. Highlight seiner Performance war sicherlich der kümmerliche Versuch, die Hose irgendwie zu tapen, weil sie vor der schieren Masse sich ehrfürchtig vor Gorman verbeugte.
The great British super-heavyweight Nathan Gorman. pic.twitter.com/ccl1yXQOeT
— Permante (@PermantexG) December 1, 2023
Chloe Watson neue Europameisterin im Fliegengewicht
Bedeutend erfolgreicher verlief der Kampfabend für Chloe Watson (7-0), die mit einem Sieg über die Französin Justine Lallemand (9-3-1) neue EBU-Europameisterin im Fliegengewicht wurde. Watson begann den Kampf sehr stark und aktiv, konnte Lallemand häufiger im Infight mit harten Körpertreffern bearbeiten. Doch diese ließ sich davon nicht beeindrucken und spielte die längeren Arme gewinnbringend aus. So konnte Lallemand immer wieder aus der Distanz mit gut getimten Uppercuts Watson vor Probleme stellen. Ein intensiver, guter und ausgeglichener Kampf ging so in die letzten beiden Runden. Watson konnte mit ihrer leidenschaftlichen Kampfart nochmal das Tempo so erhöhen, dass sie jene beiden Runden für sich entschied und somit den gesamten Kampf.
Das Punkturteil lautete 96-94 und 2x 97-93 für den Ricky Hatton-Schützling Watson, die damit neue Europameisterin der EBU im Fliegengewicht wurde. Die beiden Hauptkämpfe sind unten abrufbar.
