Nach Gualtieris WM-Triumph: Kommt es zum deutsch-deutschen Duell?

Boxen: Agon Fightnight, Wuppertal, 01.07.2023
IBF-Weltmeisterschaft: Vincenzo „Il Capo“ Gualtieri (GER) – Esquiva „Falcao“ Florentino (BRA)
© Torsten Helmke

Nach dem WM-Triumph von Vincenzo Gualtieri hat Box-Deutschland endlich wieder einen Weltmeister. Doch welche Optionen hat der AGON-Mittelgewichtler jetzt?

Gualtieri hat Geschichte geschrieben – Was folgt danach?

Am 1. Juli hat Vincenzo Gualtieri (21-0-1, 7 KOs) vom Berliner AGON Boxstall um Ingo Volckmann Boxgeschichte geschrieben. Er krönte sich in seiner Heimat Wuppertal zum IBF-Weltmeister im Mittelgewicht und ist damit der erste deutsche Weltmeister bei den Profis seit sieben Jahren! Sein Sieg über den bis zum WM-Kampfabend ungeschlagenen Brasilianer Esquiva Falcao (30-1, 20 KOs) hat ihm nicht nur nationale und internationale Beachtung geschenkt sondern auch dafür gesorgt, dass sich Mainstream-Medien wieder mit dem Sport befassen (mussten/müssen). Außerdem hat sich der 30-Jährige mit seinem WM-Triumph über den Olympia-Silbermedaillisten in der unabhängigen BoxRec-Weltrangliste auf Platz #8 katapultiert.

Boxen: Agon Fightnight, Wuppertal, 01.07.2023
IBF-Weltmeisterschaft: Vincenzo „Il Capo“ Gualtieri (GER) – Esquiva „Falcao“ Florentino (BRA)
© Torsten Helmke

Nun hat auch der Weltverband IBF endlich sein Juni-Ranking veröffentlicht. Schaut man sich die Rangliste des in Springfield, USA ansässigen Weltverbandes an, der aktuell von Präsident Daryl J. Peoples geführt wird, wird klar, dass es einige potentielle Duelle auf deutschem Boden geben könnte. Neben dem neuen Weltmeister Vincenzo Gualtieri finden sich gleich vier weitere Deutsche in der Rangliste wieder: Denis Radovan (#3), Vincent Feigenbutz (#13), Alexander Pavlov (#14) und Marten Arsumanjan (#15). Die Plätze #1 und #2 sind nicht belegt. Es könnte sich daher durchaus das ein oder andere spannende deutsch-deutsche Duell ergeben.

Vier mögliche deutsch-deutsche Optionen

Denis Radovan (17-0-1, 8 KOs)befindet sich schon länger im IBF-Ranking. Der Kölner ist IBF European Champion und konnte seinen 2019 erlangten Titel bereits dreimal erfolgreich verteidigen. Radovan ist als der technisch stärkste deutsche Kandidat für einen „Shot“ auf Vincenzo Gualtieri einzuordnen. Dessen Promoter Wasserman Boxing zeigte zuletzt wenig Ambitionen für seinen Athleten und auch die Gegnerschaft war vom Leistungslevel her eher überschaubar.

Foto: Thomas Lohnes

Ähnlich sieht es auch bei Vincent Feigenbutz (36-3(3), 32 KOs) aus, der aktuell noch als Free Agent unterwegs ist, seitdem sein Vertrag -ebenfalls mit Wasserman Boxing- endete. Zuletzt boxte der Karlsruher auf einer Veranstaltung von Benny Blanko und SES in Heilbronn, war ebenso bei SES‘ letzter Veranstaltung in Magdeburg als Gast vor Ort. Nachtigall, ick hör dir trapsen… In der BoxRec-Weltrangliste liegt der ehemalige WBA-(Interim-)Weltmeister sowie IBF-WM-Herausforderer vor Radovan (#18 vs. #44). Feigenbutz hatte zuletzt immer wieder wechselnde Teams um sich herum, seit er sich von seinem einstigen Förderer Rainer Gottwald trennte. Und auch hier waren die Gegner seit seiner WM-Pleite gegen US-Ami Caleb Plant (mit Ausnahme von Jama Saidi) eher schwach besaitet.

Boxen: Boxen im Norden, Hamburg, 30.04.2023
Alexander Pavlov (GER) – Nodar Robakidze (GEO)
© Torsten Helmke

Alexander Pavlov (17-3(1), 12 KOs) von Thomas Nissens Promotion „BOXEN IM NORDEN“ ist seit seinem vorzeitigen TKO-Sieg über den österreichischen Ex-Sauerland-Mittelgewichtler Marcos Nader und dem IBF International Titelgewinn ebenfalls in den Rankings der IBF zu finden. Der 35-Jährige unterlag 2020 im Kampf um die Deutsche Meisterschaft des BDB gegen Gualtieri und hat mit Ausnahme von eben diesem sowie Marcos Nader und Patrick Wojcicki keine wirklich starken Leute geboxt.

Marten Arsumanjan

Das Schlusslicht der IBF-Weltrangliste, wenngleich bei BoxRec vor Pavlov (#78 vs. #91) gerankt, belegt ein alter AGON-Bekannter: Marten Arsumanjan (13-2(1)-2, 7 KOs). Der Bayer stand bereits mit den AGON-Boxern Björn Schicke (zweimal) und Thomas Piccirillo im Ring. Gegen Schicke gewann er einmal, gegen Piccirillo reichte es zu einem Unentschieden. Im April letzten Jahres knockte er Marcos Nader in der fünften Runde aus und sicherte sich den EBU-EU- sowie IBF International Titel. Fünf Monate später revanchierte sich Schicke für seine Niederlage und Arsumanjan zog über die Punkte den kürzeren, war seinen EBU-EU-Titel wieder los.

Das „Problem“: Die IBF-Statuten

Nun kommen wir allerdings zu einem klitzekleinen „Problem“. Laut IBF-Statuten muss ein zuvor vakant gewesener WM-Titel bei der IBF binnen sechs Monate gegen den höchsten verfügbaren Herausforderer verteidigt werden.

„The winner of the vacant title must make his mandatory defense against the leading available contender as designated by the Championships Chairman within six (6) months after its acquisition by him in a contest scheduled for twelve (12) rounds against a leading available contender as designated by the Championships Chairman.“

Da die Plätze #1 und #2 aktuell nicht besetzt sind, könnte ggf. noch ein Final-Eliminator angeordnet werden, bei dem Radovan definitiv eine Rolle spielen würde. Als Gegner wäre der Neuseeländer Andrei Mikhailovich, der auf #4 ist, anzusehen. Ob es jedoch hierzu kommt, bleibt abzuwarten, da auch ein solcher Eliminator finanziert werden muss.
Es kann aber auch gut sein, dass Radovan als höchster verfügbarer Herausforderer zum Pflichtgegner für Gualtieri ernannt wird und wir unser deutsch-deutsches WM-Duell bekommen.

Oder aber Option 3: Während der Endausscheider ausgeboxt wird, räumt man Gualtieri eine freiwillige Titelverteidigung ein.

Lukrative Angebote aus den USA und England für Gualtieri

Vincenzo „Il Capo“ Gualtieri mit Promoter Ingo Volckmann
© Torsten Helmke

Möchte man sich den WM-Titel jedoch versilbern lassen, so scheinen -sofern kein deutscher TV-Sender bereit sein wird, ein paar Euro springen zu lassen- WM-Kämpfe im Ausland die lukrativere Wahl zu sein. AGON hat bereits ein Angebot von Top Ranks WBO-Champion Zhanibek Alimkhanuly (14-0, 9 KOs) für eine Titelvereinigung bekommen, die problemlos möglich wäre, da Vereinigungen im Vergleich zu Pflichtverteidigungen vorgehen. Und auch Matchroom hat bereits Interesse an einem Duell mit Felix Cash, der bei der IBF aktuell auf #7 platziert ist, bekundet.

Doch ob Promoter Ingo Volckmann das will? Eher nicht, bedenkt man, wie viel Geld er bereits investiert und wie lang er auf diesen Titel hingearbeitet hat. Aus Box-deutscher Sicht wäre es mehr als wünschenswert, wenn der Titel hier gehalten wird und man den Fans zunächst mögliche und vor allem sportlich attraktive deutsche Duelle kredenzen würde. Auf Nachfrage von BOXEN1 sagte AGON-Promoter Ingo Volckmann: „Ich würde Vincenzos erste WM gern in Deutschland veranstalten, aber man muss realistisch bleiben. Kommt kein TV-Sender, der uns finanziell unterstützt, müssen wir irgendwann ins Ausland gehen. Denn auf Dauer, ist das finanziell nicht stemmbar.“

Boxpromoter Ingo Volckmann (rechts), hier mit seinem Matchmaker Hagen Döring (links), wurde von Boxen1 zum Promoter des Jahres 2022 gewählt / Foto: Torsten Helmke.

Es gibt also diverse Optionen und Wege, die IBF-Weltmeister im Mittelgewicht Vincenzo „Il Capo“ Gualtieri gehen könnte. Welche es letztendlich wird, bleibt jedoch abzuwarten. Hoffen wir darauf, dass das Fernsehen wieder Interesse am Faustkampf findet…

Was wäre euer deutsch-deutsches WM-Traum-Duell im Kampf um den IBF-Mittelgewichtstitel?

  • Vincenzo Gualtieri vs. Marten Arsumanjan (51%, 966 Votes)
  • Vincenzo Gualtieri vs. Vincent Feigenbutz (35%, 661 Votes)
  • Vincenzo Gualtieri vs. Denis Radovan (11%, 218 Votes)
  • Vincenzo Gualtieri vs. Alexander Pavlov (3%, 61 Votes)

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