Universum Boxing wäre nicht Universum Boxing, wenn neben den richtigen Boxkämpfen nicht auch „Influencer-Fights“ stattfinden würden. Ein gutes Licht wurde jedoch erneut nicht auf den Boxsport geworfen.
Sinan-G chancenlos gegen Ex-Kickboxweltmeister Mo Abdallah
Im letzten Kampf der Universum Boxing Night #6 kam es zum Aufeinandertreffen von Rapper Sinan-G und Mo Abdallah. Letzterer ist ehemaliger Kickboxweltmeister und dürfte aus dem Kuschelkampf mit Michael Smolik noch gut im Gedächtnis geblieben sein. Im Schwergewicht trafen gestern beide im Ring aufeinander, um ihre Fede (welche eigentlich?) im Ring wie „echte Männer“ zu klären. Schon im Vorfeld war klar, dass das ganze rein sportlich natürlich ein Witz ist. Sinan-G mag zwar ein harter Kerl sein, gegen einen echten Kampfsportler, der gute 20 kg mehr wiegt und vor allem Erfahrung hat, stehen die Chancen allerdings so wie die eines auf Bahngleisen geparkten Autos und eines heranrollenden ICEs.
Nach dem Walk-In konnte der Kampf nur mit Verzögerung starten. Zahlreiche Anhänger der Kämpfer drängten sich in den eigentlich durch Securitys gesicherten Innenbereich, in dem vor allem die VIPs sitzen. Aufhalten konnte und wollte sie offenbar niemand und so umkreisten sie die Kämpfer wie bei einem Straßenkampf – was für ein Armutszeugnis. Als Ahmet Öner und Ismail Özen-Otto dann darum baten, dass die Herrschaften bitte den Bereich räumen und dies teilweise auch taten, konnte der Fight endlich starten, der das Highlight des Abends war – zumindest aus Sicht der Fans in der Halle. Anders dürfte es kaum zu erklären sein, dass man gut 13.000 Menschen dort versammeln konnte, wo zuletzt PETKO’s Beat & Box mit Dieter Bohlen als Showact auf lediglich 2800 Zuschauer kam.
Sinan-G mehrfach am Boden – Handtuchwurf in Runde 2
Nach einem freundlichen Shake Hands (wo war der „Hass“ aus den Begegnungen zuvor?) startete das Gefecht unter dem tosenden Geschrei zahlreicher Sinan-G-Fans. Dass der Rapper, der auch aus der Serie „Dogs of Berlin“ bekannt sein dürfte, nicht den Hauch einer Chance hat, ließ Abdallah gleich zu Beginn blicken. Dreimal schickte er den Essener bereits im ersten Durchgang auf die Bretter, zweimal wurde Sinan-G angezählt. Der ehemalige Kickboxweltmeister, der nicht nur 20 kg schwerer sondern locker auch 20 cm größer war, trieb sein Gegenüber quer durch den Ring. Lange harte Hände bereiteten die Knockdowns vor, die durch Wirkungstreffer zum Kopf den Rapper auf den Ringboden knallen ließen.
Sinan-G hatte keine Mittel gegen den Riesen Abdallah, versuchte es aber immer wieder mit Schwingern und landete auch einige gute Konter. Durch seine Doppeldeckung konnte er zwar noch etwas Schaden abwehren, doch das Ende sollte nicht lang auf sich warten lassen. Schon im zweiten Durchgang machte Mo Abdallah Schluss! Nach einem weiteren harten Knockdown, der Sinan-G endgültig auf den Boden der Tatsachen zurückbefördert haben dürfte, flog das Handtuch und der Referee stoppte den Fight.
Es folgten Lobhudeleien, die Siegerehrung und eigentlich auch ein Interview von Youtuber Ringlife, der zusammen mit Matthias Preuß den Abend kommentierte und als Einsteiger in die Box-Kommentatorenwelt einen guten Job machte. Doch „Ringlife Edmond“ musste sich seinen Weg durch den Ring bahnen – dort, wo -Überraschung- kein Durchkommen war, weil dieser erneut mit „Fans“ gefüllt war und zwar restlos. Wenn der Hauptkampf zwischen Sinan-G und Abdallah sowie der andere Youtuber-K(r)ampf auf der Undercard, der an Peinlichkeit wirklich kaum zu überbieten war, nicht schon genug war, setzte dies dem Abend die Krone auf. Für die echten Boxer, die an diesem Abend tolle Kämpfe gemacht haben, ist dies kein gutes Zeichen, um es vorsichtig auszudrücken. Das Boxen in Deutschland rettet man so nicht, im Gegenteil!