Der aufstrebende französische Boxer hat keine Mühe mit dem ehemaligen WBA-Titelträger und empfiehlt sich für mehr.
Am Samstag kam es in Levallois-Perret, Frankreich, zu einem von Y12 Boxing veranstalteten Event. Im Hauptkampf sollte Kevin Lele Sadjo (22-0, 20 KO) seinen EBU-Europameisterschaftstitel im Supermittelgewicht gegen den erfahrenen Italiener Giovanni De Carolis (33-11-1, 16 KO) verteidigen. De Carolis ist in Deutschland bestens bekannt durch seine Kämpfe gegen Arthur Abraham (47-6, 30 KO), Vincent Feigenbutz (36-3) und Tyron Zeuge (27-1-1). Zu seinen besten Zeiten konnte der Italiener den regulären WBA-Titel innehalten. Im Mai 2021 gab es dann in Manchester eine sehr eindeutige Punktniederlage gegen Lerrone Richards (18-0, 4 KO) um den EBU-Europameisterschaftsgürtel. Für viele Beobachter war dies das potentielle Ende einer internationalen Karriere für den inzwischen 39-jährigen Italiener, doch sie sollten sich irren. Ein Jahr später gelang es De Carolis in einem nationalen Duell, welches auf DAZN weltweit zu sehen war, Daniele Scardina (20-1, 16 KO) zu stoppen. Mit diesem tollen Erfolg hat sich De Carolis wieder in Stellung gebracht für große Titelkämpfe, welcher nun am Samstag auch stattfand.
Sadjo schlug zuvor zwei Deutsch-Türken
Auf der Gegenseite stand der amtierende Europameister Kevin Lele Sadjo. Der Franzose gilt als äußerst bulliger und schlagstarker Mann. Im Dezember 2021 konnte er den Briten Jack Cullen (22-5-1, 10 KO) um eben jenen Titel in Manchester stoppen. Dabei rutschte Sadjo lediglich als Ersatzgegner in diesen Titelkampf. Ursprünglich war angedacht, dass Emre Cukur (20-3-1, 3 KO) der Gegner von Cullen sein würde, doch eine Handverletzung verhinderte dies. Sadjo wurde kurzfristig als Ersatzgegner bestimmt und hat Cullen in wenigen Runden komplett zerstört. Der Siegeszug ging für den Franzosen danach weiter. Er stoppte einen chancenlosen Emre Cukur in Runde 7. Der Berliner Sven Elbir (19-2) kam ebenfalls nicht über 7 Runden hinaus gegen Sadjo. Der Franzose gilt als absolute Maschine, nun stand er dem erfahrenen De Carolis gegenüber.
Kevin Lele Sadjo 🇫🇷🇨🇲 (20-0) stops Sven Elbir 🇩🇪🇹🇷 (19-2) in Round 7 in the main event for the WBO Inter-Continental title in Creteil, France. pic.twitter.com/FcXeq3Ws8F
— Permante (@PermantexG) May 28, 2023
Sadjo stoppt einen zähen De Carolis und empfiehlt sich für mehr
Für De Carolis musste wohl klar gewesen sein, dass eine große Aufgabe nun ansteht, die viel Schmerz verursachen würde. Sadjo begann auch direkt druckvoll und deckte De Carolis mit Powerpunches ein. Dieser kam selbst kaum zur Entfaltung mit Offensivbemühungen in den ersten beiden Runden. Dennoch bewies der Italiener durchaus viel Ring-Erfahrung, indem er versuchte, mit Clinches Sadjo etwas die Feuerkraft zu nehmen. Er bewegte sich auch gut und mied somit einige Schläge, dennoch gewann Sadjo den Auftakt überdeutlich. Daraufhin wurde der Kampf etwas ausgeglichener, was jedoch lediglich bedeutete, dass De Carolis auch manchmal eine Hand im Ziel hatte. Sadjo war es durchgehend, der Druck erzeugte und der bestimmende Mann im Ring war.
Die fünfte Runde war hingegen sicherlich die beste von De Carolis. Er setzte kluge Treffer, landete teilweise auch ordentliche Kombinationen. Sadjo schlug selbstverständlich mit, aber in dem Moment konnte De Carolis auch seine Stärken unter Beweis stellen. Für ihn gab es lediglich die Möglichkeit, den Europameisterschaftskampf in die hinteren Runden zu ziehen. Eventuell hätte Sadjo durch das Tempo Probleme mit der Kondition erhalten, wodurch De Carolis dann Nutznießer dieser Situation geworden wäre. Dieses Szenario stellte sich jedoch nicht ein. Sadjo drückte und drückte in den darauffolgenden Runden, bis die achte kam. Dort landete der Franzose harte Treffer, De Carolis ging zu Boden, nahm ein Knie und die Zeit. Seine Ecke gab jedoch den Kampf auf und signalisierte auf das Handtuch, wodurch der Schweizer Ringrichter Fabian Guggenheim den ungleichen Kampf schlussendlich abwinkte.
Für Sadjo war es der 20. KO-Sieg im 22. Kampf. In Europa werden sich kaum adäquate Gegner finden lassen, die einerseits Sadjo die Stirn bieten können – und wenn doch, dann wirklich wollen. Kurz- oder langfristig wird sich Sadjo auf internationalem Terrain beweisen müssen, denn sein Weg führt ganz nach oben.
Mickael Diallo gewinnt das Co-Mainevent
Im Co-Mainevent gab es noch das nationale Halbschwergewichtsduell zwischen Mickael Diallo (21-1-2, 18 KO) und Nadjib Mohammedi (45-11, 28 KO). Dieses Duell hätte man im Vorfeld durchaus enger betrachten können. Mohammedi hat zuletzt beim Homecoming von Robin Krasniqi (53-7, 20 KO) im Kosovo gekämpft. Dort bewies er eine bissige und starke Leistung, wurde aber vom nicht fairen Ringrichter disqualifiziert. Insgesamt war die Veranstaltung sehr unangenehm. Mohammedi konnte allerdings an der guten Leistung aus dem Krasniqi-Kampf nicht anknüpfen und war in Runde 3 am Boden. Immer wieder wackelten seine Beine, wodurch er nach drei Runden gegen Diallo aufgab.
Die restliche Undercard bot nichts Nennenswertes mehr. Es waren durchweg eher irrelevante Kämpfe.