In einem unglaublich actionreichen Kampf in der Manchester Arena (England) mit einer unfassbar beherzten Leistung beider Kontrahenten gewinnt Joseph Parker am Schluss hauchdünn nach Punkten und wird neuer WBO-Intercontinental-Champion.
Parker meldet sich zurück! Chisora kämpft bis zum letzten Blutstropfen und hätte Sieg genauso verdient gehabt!
Dereck Chisora wusste, dass dies womöglich seine letzte Chance sein würde, noch einmal international anzugreifen. Dementsprechend groß schien die Spannung im Ring vor dem ersten Durchgang zu sein. Und dieser Eindruck sollte keinesfalls täuschen. Denn bereits nach sieben Sekunden der ersten Runde schickte der „Del Boy” seinen neuseeländischen Widersacher mit einer krachenden Rechten zum Ohr auf die Bretter. Parker kam jedoch sofort wieder hoch, wurde aber angezählt und hatte im ersten Durchgang kaum Antworten auf die zahlreichen Schwinger sowie bösen Kopf- und Körperhaken von Chisora im Clinch. Somit ging der erste Durchgang klar mit 10:8 an den „Del Boy”.
In Runde zwei konnte Parker seine linke Führhand etwas besser etablieren und Chisora mit seinem Double-Jab hin und wieder treffen. Aber auch hier war es der Londoner, der Parker durch den Ring jagte, ihn immer wieder am Seil oder in der Ecke stellen konnte und ihn im Clinch – auch mit teilweise unsauberen Schlägen zum Hinterkopf – traktierte. Auch kam der in Simbabwe geborene Engländer mit seiner Rechten over the top immer wieder ins Ziel.
Dasselbe Bild vollzog sich auch die weiteren zwei Durchgänge. Chisora kam immer wieder mit seiner Rechten schön zum Körper und Kopf von Parker durch. Er verwickelte seinen Kontrahenten zusehends in einen Brawl und zwang Parker damit seinen Stil auf. Parker fand in dieser Phase noch wenig bis gar nicht in den Kampf und konnte seine boxerische Überlegenheit kaum zur Entfaltung bringen. Das Konzept, welches Buddy McGirt, Chisora’s neuer Coach, für seinen Schützling ausgearbeitet hatte, ging bis hierhin voll auf. Insgesamt gingen die ersten vier Durchgänge alle an Dereck Chisora.
Die Runden fünf und sechs gestalteten sich weitaus enger. Chisora stellte Parker immer wieder am Seil, während Parker mit guten Links-Rechts-Kombinationen zum Kopf von Chisora durchkam. Der „Del Boy” erwischte seinen Kontrahenten dafür mit einem starken rechten Aufwärtshaken im Infight in Runde sechs. Parker kam zum Rundenende mit einer guten Linken zurück. Diesen Durchgang konnte man unentschieden werten.
In Runde sieben allerdings kam Parker nun endgültig im Kampf an. Während der Neuseeländer seine Beinarbeit mehr nutzte und sich besser aus der Schlagdistanz wegbewegte, wurde Chisora zusehends müder und langsamer. Es schien, als musste der 114 Kilo-Koloss seinem hohen Anfangstempo Tribut zollen. Parker stach fortan immer mehr mit seinem Jab und verbuchte auch in den kommenden Runden die besseren und klareren Treffer, während Chisora immer schwerer hinterherkam. Die „War-Machine” blieb jedoch stets brandgefährlich, auch wenn Kiwi-Fighter Parker mit samoanischen Wurzeln in den Championship-Rounds deutlich frischer und austrainierter wirkte.
Im zwölften und letzten Durchgang war es nocheinmal der „Del Boy”, welcher die Runde mit zwei starken Rechten zum Kopf von Parker einleitete. Zum Rundenende hatte Parker im Infight die etwas stärkeren Treffer auf seiner Seite. Beide Athleten holten das Letzte aus sich heraus, denn sie wussten, dass die finale Runde kampfentscheidend sein würde. Was vor allem Chisora, der praktisch nur noch im Unterbewusstsein kämpfte, in diesen drei Minuten ablieferte, war eine Energieleistung sondergleichen!
Dementsprechend quittierten die drei Punktrichter mit jeweils 115-113 (Chisora), 111-116 (Parker) und 113-115 (Parker) eine hauchdünne Split-Decision für den neuen WBO-Intercontinental-Champion, wobei Chisora den Sieg um einen Schnaps verdienter gehabt hätte.
Im anschließenden Post-Fight-Interview brachte der geschlagene „Del-Boy” seine tiefe Enttäuschung über das aus seiner Sicht wieder einmal ungerechte Urteil zum Ausdruck und forderte vehement ein Rematch. Dieses wurde ihm von Parker auch umgehend angeboten, weshalb sich ein „Retirement” des britischen Fan-Liebling doch noch einmal vertagen könnte. Insgesamt hielt der Kampf der beiden Normalausleger, was er im Vorfeld versprochen hatte. Es war ein extrem brutaler und actiongeladener Fight zweier Büffel und echter Krieger, der geradezu nach einer Neuauflage schreit! Let’s do it again!