Am 6. April erfolgt das große Weltmeisterschaftsevent in Falkensee. Alle Augen sind auf Jack Culcay gerichtet, doch ein Boxer könnte ihm bald folgen.
Noch exakt einen Monat, dann findet das große Event in Falkensee, Brandenburg, statt. Agon Sports und Kuc Boxing Promotion präsentieren ein nationales Event der Superlative. Im Mainevent steht natürlich der große IBF-Weltmeisterschaftskampf von Jack Culcay (33-4) gegen Bakhram Murtazaliev (21-0) im Superweltergewicht. Zudem wird der IBO-Titelträger Etinosa Oliha (19-0) aktiv sein, der gegen den physisch starken und unterschätzten Ismael Seck (12-7-2) im Mittelgewicht antritt. Auf der Undercard wird sich jedoch auch ein IBF-Titelkampf von Haro Matevosyan (18-0) befinden. Ein Mann, der vielleicht in der öffentlichen Wahrnehmung noch nicht so stark präsent ist, doch er könnte in absehbarer Zeit die Position von Jack Culcay übernehmen.
Matevosyan steht vor der achten Titelverteidigung
Haro Matevosyan wird in Falkensee seinen IBF Inter-Continental-Titel zum achten Mal im Superweltergewicht verteidigen. Das ist eine enorme Anzahl, stets war er zuvor erfolgreich gewesen. Nun verhält es sich so, dass ein Inter-Conti-Titel schon ein sehr wertiger Gürtel darstellt, der Türöffner für Weltmeisterschaftskämpfe bedeuten kann. Man denke an den Ex-Weltmeister Vincenzo Gualtieri (21-1-1) zurück, der sich über jenen Titel im Mittelgewicht den Weltmeisterschaftskampf gegen Falcao in Wuppertal erkämpft hat. Für Matevosyan ist es vermutlich nur noch eine Frage der Zeit, bis ihm jene Gelegenheit auch zuteilwird.
Aktuell rangiert er auf Platz 6 des IBF-Rankings, doch Platz 1 und 2, also Culcay und Murtazaliev, kämpfen um den Titel. Entsprechend wird nach dem Kampf Matevosyan mindestens auf Platz 4 aufsteigen – hinzu kommt jedoch, dass er noch eine Titelverteidigung an jenem geschichtsträchtigen Tag absolviert. Die Zeichen der Zeit stehen darauf, dass Matevosyan baldig vielleicht in einem Eliminator-Kampf gelangen sollte. Viele Boxfans fragen sich manchmal, wie es sein kann, dass vielleicht eher unbekanntere Namen zu solchen Spots bei den Weltverbänden gelangen, Matevosyan ist dafür ein Paradebeispiel. Es ist der lange und beharrliche Weg, den man mit etlichen Titelkämpfen über Jahre begeht, um irgendwann so viel geleistet zu haben, dass ein Weltverband dich nicht mehr ignorieren kann – und diesen Weg ist Matevosyan fast vollständig gegangen. Vorausgesetzt, er gewinnt seine achte Titelverteidigung, das ist aber noch ungewiss.
Lima beeindruckte zuletzt in Deutschland
Matevosyan wird seinen IBF-Titel gegen Uisma Lima (11-1) verteidigen. Nicht ungefährlich, wenn man sich daran zurückerinnert, wie Lima zuletzt performte. Der gebürtige Angolaner, der auch in Portugal lebte und nun zunehmend in UK anzutreffen ist, konnte im vergangenen November ein Statement setzen. Er bezwang in Berlin bei einer Fides Sports-Veranstaltung Araik Marutjan (14-2). Marutjan galt als eine ganz große Amateurnummer des deutschen Boxens. Er wurde 2013 nicht nur Vizeeuropameister, sondern konnte auch Bronze bei den Weltmeisterschaften im Weltergewicht holen. Zu der Zeit zählte er zu den weltbesten Amateurboxern in der Gewichtsklasse, wodurch er auch späterer Olympiateilnehmer von Rio de Janeiro wurde. Gegen Lima war er jedoch im November völlig chancenlos und wurde ziemlich verprügelt.
Zuvor musste Lima im Juni noch seine erste Profiniederlage hinnehmen, als er gegen den sehr großen und talentierten Aaron McKenna (18-0) das Nachsehen nach Punkten in London hatte. McKenna ist übrigens Teilnehmer des Prizefighter-Turniers von Matchroom/DAZN, das in Japan ausgetragen wird. Dort kann er sich im Millionenturnier beweisen und zeigen, über welche Qualitäten er verfügt. Lima tat es mit den beiden letzten Kämpfen ebenfalls. Er konnte gegen McKenna voll gegenhalten und den Kampf offen gestalten, die Scorecards waren schlichtweg zu einseitig. Es war ein sehr intensiver und toller Kampf. Gegen Araik Marutjan lieferte er ebenfalls einen tollen Kampf, wofür er dann entsprechend auch seinen Sieg erhielt. Und gegen Matevosyan?
Best Fights of 2023;
Aaron McKenna UD10 Uisma Lima.
06/16/2023. pic.twitter.com/foNAEUcNjM— 𝗧𝗮𝗵𝗷 𝗥. 🥀 (@BoxingJournaIs) September 21, 2023
An starker Natalizi-Leistung anknüpfen
IBF-Intercontinental: Haro Matevosyan (GER) – Mirko Natalizi (ITA)
© Torsten Helmke
Zwar konnte Lima zuletzt in Deutschland beeindrucken und ist ein immens starker und gefährlicher Gegner, doch Matevosyan selbst war es ebenfalls. Im vergangenen Oktober kämpfte er schon in Falkensee bei der vorherigen Agon- und Kuc-Veranstaltung, wo er den sehr starken Italiener Mirko Natalizi (13-1) nach Punkten bezwang. Das war durchaus ein Resultat, was nicht zwingend erwartbar für viele Betrachter im Vorfeld war. Natalizi wurde sehr stark eingeschätzt und galt bei den Buchmachern trotz des Auswärtskampfes als Favorit, doch gegen die stabile Doppeldeckung von Matevosyan biss er sich die Zähne aus.
Jenes könnte auch die Marschroute für den nächsten harten Kampf gegen Lima bedeuten. Matevosyan sollte sich auf seine stabile Doppeldeckung verlassen, wie es einst Arthur Abraham stets tat. Natürlich muss er dabei auch beweglich sein und in den richtigen Momenten die Nadelstiche setzen, um der effektivere Mann im Ring zu sein. Gegen Lima in die Schlacht zu ziehen und diesen überpowern zu wollen, wäre fatal. Auf diesen Kampf spekuliert Lima, wenn jedoch Matevosyan ökonomisch boxt und Lima austoben lässt, hat er die konditionelle Chance, in den hinteren Runden einen erschöpften Lima zu dominieren. Doch eines ist auch klar, er darf Lima nicht zu stark gewähren lassen, ansonsten rennt er einem Punktrückstand hinterher und könnte stark unter Druck geraten, was zu Fehlern führt. Fehler dürfen auf der Zielgeraden nicht geschehen, denn Matevosyan könnte baldig in die Rolle von Jack Culcay hineinstoßen.
Ticketverkauf zum weltmeisterlichen Event hat begonnen
Ungeachtet des genauen Ausgangs können sich die Boxfreunde in Deutschland auf einen intensiven, spannenden und hochklassigen IBF-Titelkampf zwischen Matevosyan und Lima freuen. Und diese attraktive und sportlich äußerst wertvolle Paarung reiht sich in das weltmeisterliche Programm von Agon Sports und Kuc Boxing Promotion lediglich ein in Falkensee. Nicht nur das Main-Event verspricht Boxen der Superlative, auch die Undercard ist dem Rahmen mehr als gebührend.
Kaum zu glauben, dass bei solch einer sportlich wertvollen Card noch überhaupt Tickets verfügbar erscheinen, doch offenkundig findet man Interessenten für Ticketkäufe nicht zwingend einfacher als einen bezahlwilligen Fernsehsender. Wer jedenfalls am 6. April sich eine magische Nacht voller starker Kämpfe anschauen möchte, dem sei gesagt, dass Tickets auf Eventim ab 47,50 € verfügbar sind.
