Ganz seltsam: Tyrone Spongs VADA-Test vom 2. Oktober ist negativ

Usyk-Gegner am 12. Oktober: der in 14 Kämpfen unbesiegte Tyrone Spong.

Auch der Test vom 16. September von der Illinois State Athletic Commission war negativ -Wie konnte Spong dann am 22. September positiv sein?

Gestern erhielt Tyrone Spong das Drogetest-Ergebnis, auf das er die ganze Zeit gewartet hatte.

Unglücklicherweise spielt das für den ungeschlagene Schwergewichtler inzwischen keine Rolle mehr – außer dass es ihm vielleicht helfen kann, seinen Namen wieder rein zu waschen.

Nach einem positivem Test, der von der VADA am 22. September durchgeführt wurde, bei dem Spuren der verbotenen Substanz Clomiphene in Spongs Urinprobe gefunden wurde, wurde von der Voluntary Anti-Doping Agency (VADA)  am 2. Oktober ein zweiter Test durchgeführt, der nun seltsamerweise ein negatives (sauberes) Testergebnis zur Folge hatte.

Dieselbe Agentur teilte dem, in Suriname geborenen und in Miami ansässigen Tyrone Spong, in einem offiziellen Brief mit, dass die bei den ihm entnommenen Proben am 22. und 26. September nachteiligen Befunde ergeben hätte.

Ein separater Test, der am 16. September, als eine Woche vor den positiven VADA-Tests, von einer von der Illinois State Athletic Commission (das ist die Agentur die für die Erteilung der Boxlizenz von Spong zuständig gewesen wäre) beauftragten Doping-Agentur durchgeführt wurde, ergab, dass bei den bei Spong durchgeführten Tests, keinerlei verbotenen Substanzen festgestellt wurden und dass auch sein Testosteronspiegel keine abnormalen Werte aufwiesen.

„Ich habe gerade die Nachricht von der VADA erhalten, dass meine dritte und letzte Urinprobe, die am 2. Oktober entnommen wurde, absolut negativ war“, erklärte Spong am gestrigen Freitag in den sozialen Medien. „Wie ich die ganze Zeit gesagt habe, bin ich ein sauberer Fighter und die vorherigen Ergebnisse wurden manipuliert. Wer bitte ist dafür verantwortlich? “

In Bezug auf die VADA-Teststandards bleibt die Antwort hierzu Spong selbst vorbehalten und er ist es, der das Gegenteil beweisen muss. Die Substanz Clomifen, die in den Testproben vom 22. September entdeckt wurde, ist als sogenanntes Fruchtbarkeits-Medikament bekannt. Während der Einsatz von Clomifen bei Männern eine Erhöhung des Testosteronspiegels zur Folge hat, dient es bei Frauen dazu deren Fruchtbarkeit zu erhöhen. Die gleichen Werte bestätgte auch die am 26. September geöffnete B-Probbe, wobei dies ja klar ist, denn auch die B-Probe entstammt der gleichen Urinprobe die am 22. September bei Spong genommen wurde. Die B-Probe ist sowieso eher nur ein Beweis dafür, dass es sich um ein und die gleiche Urinprobe handelt und die Probe nicht etwa vertauscht wurde.

Aber jetzt kommt das Interessante bei dieser, inzwischen zur „Spong-Test-Affäre“ ausgearteten Situation: Medizinische Daten belegen, dass es mindestens ein bis drei Monate dauert, bis Clomifen das System eines Menschen vollständig verlässt und bei einem Test nicht mehr feststellbar ist.

Daher muss man jetzt noch einmal rekapitulieren: Am 16. September wurde Spong von einer von der Illinois State Athletic Commission beauftragten Doping-Agentur getestet und es wurden bei ihm keinerlei verbotene Substanzen festgestellt und es wurde auch weiterhin festgestellt, dass auch sein Testosteronspiegel keine abnormalen Werte aufwiesen.

Dann wurde Spong sechs Tage später, am 22. September von der VADA getestet und die fand dann die verbotene Substanz Clomifen in seinem Urin. Dann teste die VADA Spong am 2. Oktober, ergo 10 Tage nach der ersten Dopingprobe, ein zweites Mal und jetzt war der Test auf einmal negativ.

Da zwischen dem ersten Test, der von der Illinois State Athletic Commission beauftragten Doping-Agentur am 16. September genommen wurde, der bekanntlicher Weise negativ war und dem dann von der VADA am 22. September genommene Test, der dann positiv war, nur 6 Tage lagen, müsste Spong in der Zeit vom 16. bis 22. September die verbotene Substanz Clomifen zu sich genommen haben. Wenn aber dann der zweite VADA-Test, den die VADA am 2. Oktober bei Spong genommen hat und zwischen dem nur 10 Tage lagen, dann negativ war, dann kann hier etwas nicht stimmen. Denn – wie oben schon ausgeführt – braucht es mindestens einen bis drei Monate bis Clomifen im menschlichen Körper nicht mehr nachweisbar ist.

Da VADA-Tests mit einer Null-Toleranz-Richtlinie einhergehen – mit dem klaren Hinweis, dass die Athleten zu 100% für das verantwortlich sind, was in ihr System gelangt – kostete das Ergebnis vom 22. September Spong die Chance heute gegen Oleksandr Usyk in den Ring steigen zu können.

Usyk (16-0-0, 12KO-Siege) wird sich stattdessen heute mit dem 38-jährigen Chazz Witherspoon messen, dem Groß-Cousin des ehemaligen zweifachen Schwergewichts-Weltmeisters Tim Witherspoon, der dem Kampf fast unmittelbar, nach Bekanntgabe der VADA-Testergebnisse, zugestimmt hat.

Da Spong von der Illinois-Kommission nie eine Lizenz erhalten hatte, wurde ihm lediglich eine Lizenz verweigert, anstatt dass er die beantragte Lizenz erhalten hätte.

In dieser Hinsicht ähnelt es dem, was Jarrell Miller erlebt hat, als er seine Drogentest-Torheit vor seinem abgesagten Kampf mit Anthony Joshua fallen ließ. Miller wurde positiv auf mehrere verbotene Substanzen getestet, aber zu einer Zeit, in der er noch keine Boxlizenz bei der New York State Athletic Commission beantragt hatte, die den geplanten Kampf am 1. Juni im Madison Square Garden in New York City überwachen sollte.

Weil es keine Lizenz zum Suspendieren gab, wurde Miller von der NYSAC einfach nur eine Box-Lizenz verweigert.

Dasselbe wird wahrscheinlich auch für Spong gelten, was bedeutet, dass – wenn er demnächst wieder boxen möchte, er sich an eine die zuständige staatliche Kommission wenden muss, unter deren Zuständigkeit er während dieser Zeit kämpfen möchte.

Im Moment bekennt sich Tyrone Spong weiterhin zu seiner Unschuld und weigert sich, die Tatsache zu akzeptieren, dass an diesem Wochenende kein Kampf gegen Usyk stattfindet.

„Es ist beschämend, dass mir die Gelegenheit genommen wurde, Usyk den Arsch zu versohlen“, bemerkte Spong weiter in den sozialen Medien. „Sein Team wusste genau, dass ich ihn ausknocken würde und suchte einen Ausweg, dies zu verhindern. Mir wurde Unrecht getan. Ich bin richtig sauer.

Spong bleibt es nun überlassen, seinen Namen zu wieder rein zu waschen, sowohl vor dem einem Gericht als auch speziell bei der World Boxing Organization (WBO). Spong wird von der in Puerto Rico ansässigen Sanktionsbehörde der WBO immer noch auf Platz 6 deren Weltrangliste gerankt, muss aber nun die jüngsten Testergebnisse vor einer Kommission erläutern, um sich zu rechtfertigen, warum er seinen aktuellen Platz in den Top 10 des Schwergewichts beibehalten sollte.

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